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Pinien sind stumme Zeugen

Pinien sind stumme Zeugen

Titel: Pinien sind stumme Zeugen
Autoren: Will Berthold
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Mithäftling Bluesmith warfen.« Sein grimmiges Lächeln deutet an, mit welchen Mitteln er die Wahrheitsfindung beschleunigt hat.
    »Kaffee, Craig?« fragt ihn Steel. »Tee oder Bourbon?«
    »Kaffee, bitte, den Whisky dann zur Siegesfeier. Also, bei Bluesmith handelt es sich um einen Außenseiter, bewußt eingesetzt, um einen Mafia-Mord nicht wie ein typisches Syndikats-Verbrechen aussehen zu lassen …«
    »Nicht so dumm«, erwidert Steel nach kurzem Nachdenken.
    »Wir sind ja zunächst auch darauf hereingefallen«, räumt Ginty ein. »Wäre Herbie über Nacht spurlos verschwunden, hätte keiner von uns Zweifel gehabt, daß er beseitigt wurde – aber ein säumiger Schuldenzahler, der sich als reuiger Trunkenbold am Steuer selber stellt – und nicht zum Clan gehört …« Ginty unterbricht sich. »Kurz vor meinem Abflug habe ich noch Gioia besucht. Die beiden waren unmittelbar vor Herbies Tod in Italien privat bei Gioias Bruder Enzo zu Besuch gewesen. Wenn du mich fragst, hat Herbie dabei eine Information über die Lardos aufgeschnappt und ist ihr dann auf eigene Faust nachgegangen. Vermutlich weiß auch seine Witwe viel mehr, als sie sagt, und schweigt aus Angst um ihre beiden Kinder.«
    »Wo lebt ihr Bruder?«
    »Genau da, wo sich das ›Blow-up‹-Drama und Jacks Gegenaktion abgespielt haben, nahe dem Städtchen Vecchiano, nördlich von Pisa.«
    Er verrührt seinen Zucker nachdenklich in der Tasse.
    »Sag mal, Craig, ich hab' in Charly Pollettos Personalakte gelesen, daß er am 25. Juli in Rom von Donovan den ›Silverstar‹ erhalten hat …«
    »Das ist richtig.«
    »Bisher aber war ich informiert, er sei in der Pineta von Tombolo spurlos verschwunden und dort am 19. oder 20. Juli zuletzt gesehen worden …«
    »Vielleicht hab' ich das verwechselt«, versetzt Ginty und tippt sich an die Stirn. »Als sich Charly telefonisch bei mir meldete, hab' ich ihn ja selbst zu Wild Bill zum Rapport geschickt. Der General wollte ihm den ›Silverstar‹ an die Brust heften.«
    »Dann ist Charly also nicht in Tombolo verschwunden, sondern vier Tage später in Rom …«
    »Da hast du wohl recht«, erwidert Ginty zerstreut.
    »Gehörte auch er zu den Dagos, die wegen Konspiration mit den Mafiosi abgelöst werden sollten?«
    »Gerüchte waren im Umlauf. Aber Charly hatte sich ja glänzend bewährt. Und tatsächlich ist er sowohl ausgezeichnet wie auch befördert worden.«
    »Auf einen anderen Schauplatz«, entgegnet Bob Steel. »Und dort nie angekommen. Gibt es denn keine Aktennotiz über den Verlauf der Unterredung mit General Donovan?«
    »Nein«, erklärt Ginty. »Nicht einmal eine mündliche Unterrichtung. Irgendwie aber scheint es eine Verstimmung gegeben zu haben, obwohl Wild Bill ihn sehr schätzte. Charly war ein prima Kerl, aber er konnte schnell etwas in den falschen Hals bekommen.«
    »Aber das ist kein Grund zum Desertieren – für einen mit allen Finten und Schlichen vertrauten Agenten«, entgegnet Steel, als frage er.
    »Sicher nicht«, erwidert Ginty, leicht verunsichert.
    Punkt 19 Uhr erscheinen verabredungsgemäß die beiden Münchener Zeugen.
    »Stell dir vor, Craig«, sagt der Task-Force-Chef, »das ist Bruno Panizza, ein Vetter von Jack!«
    »Wir sind alte Bekannte«, erwidert der Amerikaner und reicht dem Südtiroler die Hand.
    »Wieso denn das?« fragt der Junge verwundert.
    »Wenn Sie wieder einmal in eine MP-Jacke schlüpfen, dann lassen Sie nicht Ihr deutsches Soldbuch in Ihrer Uniformjacke stecken«, antwortet, der ehemalige Frontleit-Offizier lachend. »Sie und Ihre beiden Freunde haben den Aufmarschplan der 5. US-Armee durcheinander und mich ganz schön in Verlegenheit gebracht.«
    »Wie gut«, erwidert Bruno gespielt zerknirscht, »daß wir unseren Geniestreich Mr. Steel bereits gestanden haben.«
    »Verjährt«, sagt Ginty und reicht Panizza und Sollfrei die Hand. »Ehrlich gesagt, mir habt ihr mächtig imponiert- und ich kannte auch bereits euren Auftritt mit dem Koch-Schurken. Wo ist denn eigentlich euer dritter geblieben?«
    »Der Gorilla?« versetzt Bruno. »Den hat's böse erwischt. Er hat die Luftwaffenhelferin Erika geheiratet, treibt Krankenkassenbeiträge ein und schiebt am Wochenende den Kinderwagen durch die Taunusanlagen.« Bruno und Peter zeigen ihr überhebliches Junggesellengrinsen.
    »Craig, wir haben dich im Albergo ›Inghilterra‹ an der Bocca Leone untergebracht«, sagt Steel. »Da wohnst du doch so gerne …«
    »Prima Laden«, antwortet Ginty, »und die Küche –
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