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Scharfe Sachen für die Diva

Scharfe Sachen für die Diva

Titel: Scharfe Sachen für die Diva
Autoren: Carter Brown
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1
     
    Sie war eine hochgewachsene
Blondine mit einer Frisur, die merkwürdig skalpiert wirkte. Die
kurzgeschnittenen glatten Haare waren straff an den Kopf gebürstet. Trotzdem
machte sie keinen maskulinen Eindruck. Ihre leuchtenden, blauen Augen standen
weit auseinander, die Nase war kurz und gerade, und ihr Mund mit der weich
geschwungenen Oberlippe ließ den Betrachter ins Träumen geraten. Sie trug eine
dünne weiße Bluse, die sich eng über den kleinen festen Brüsten spannte und
deren Spitzen betonte. Die weiche, weiße Wolle der Hosen lag wie eine zweite
Haut an ihren Oberschenkeln. Sie war von irgendwo aufgetaucht, um an meiner Tür
zu klingeln, und nun saß sie im Wohnzimmer, als gehöre ihr bereits das ganze
Haus.
    »Sie sind Holman«, stellte sie
fest. »Rick Holman. Tüchtigkeit und Verschwiegenheit garantiert, nicht wahr?
Falls es irgendwelchen Dreck unter den Teppich zu kehren gibt, kehren Sie so
gut, daß niemand diesen Dreck wieder finden kann. Oder, anders herum, falls
irgendwelcher Dreck ans Tageslicht gezerrt werden soll, hören Sie nicht auf,
unter Teppichen herumzustöbern, bis Sie ihn entdeckt haben .«
    »Ich verleihe auch Piranhas«,
ergänzte ich. »Und garantiert unberührte Jungfrauen für nächtliche Orgien.«
    »Ich bin Tracy Simon«, stellte
sie sich vor, »und möchte Ihre zweifelhaften Dienste mieten .«
    »Eins möchte ich aber gleich
klarstellen«, versetzte ich. »Selbst für Geld ermorde ich keinen Menschen .«
    Sie faßte in ihre Tasche und
brachte einen Scheck zum Vorschein. »Ein Bankscheck über fünftausend Dollar«,
erläuterte sie. »Ich gehe davon aus, sobald Sie ihn akzeptiert haben, wird
alles zwischen uns streng vertraulich behandelt .«
    »Stimmt«, bestätigte ich und
nahm ihr den Scheck aus der Hand.
    »Gibt es sonst noch etwas, das
zu tun Sie ablehnen ?« Ihre Stimme klang etwas
verächtlich.
    »Nicht daß ich im Augenblick
wüßte«, erwiderte ich. »Was erwarten Sie denn von mir ?«
    »Samantha Dane«, antwortete
sie. »Sagt Ihnen dieser Name etwas ?«
    Ich erinnerte mich an die
Sexbombe, die Ende der sechziger Jahre wie eine Atomexplosion in der
Filmbranche eingeschlagen war. Anschließend hatte sie sieben oder acht Streifen
gedreht, die sich allesamt als Kassenschlager erwiesen hatten. Das weibliche
Publikum ging hoffnungsvoll ins Kino, um zu sehen, ob Samantha Dane fett
geworden war, während die Männer darauf lauerten, sich an ihren üppigen Kurven
zu ergötzen, ihre heisere Stimme zu hören und das kehlige Lachen, das allein
schon Wonneschauer verursachte. Dann war sie krank geworden. Die Zeitungen
hatten sich nur unbestimmt über ihr Leiden geäußert und es niemals genau
bezeichnet. Allmählich, nach Ablauf einer gewissen Zeit, tauchte ihr Name immer
seltener auf. Sie war nicht gestorben, nur vergessen.
    »Eine von denen, die in die
Rubrik gehört: >Was ist aus ihr geworden ?< «
versetzte ich. »Hat sie gerade ihre Memoiren beendet, und ich soll feststellen,
ob dabei keine Persönlichkeitsrechte verletzt werden ?«
    »Memoiren«, wiederholte Tracy
Simon gepreßt. »Blödsinn! Sam ist gerade erst fünfunddreißig .«
    »Also in der Blüte ihrer
Jahre«, stellte ich fest. »Ist sie gesund und munter ?«
    »Es geht ihr gut .«
    »Warum dreht sie dann keine
Filme mehr ?«
    »Das werden Sie selber
feststellen«, erwiderte sie. »Nach dem Scheck haben Sie ziemlich schnell
gegriffen, Holman. Ich nehme also an, Sie sind bereit, gleich mit der Arbeit
anzufangen .«
    »Gewiß«, sagte ich.
    »Sam möchte Sie sprechen«,
erklärte sie. »Wir wohnen im Ranchero . Kennen Sie es ?«
    Die Frage allein war eine
bewußte Beleidigung. Das Ranchero gehörte zu den wenigen alten Hotels aus der
Zeit, als Hollywood noch Hollywood gewesen war. Ein verrückter Mischmasch aus
weitläufigen Suiten, breiten Fensterläden und verzierten Balkons auf einem
Hügel thronend, von dem man fast ganz Los Angeles überblickte. Es wurde jetzt
von einem genialen Neurotiker geführt, der sich exklusiver Gäste rühmen konnte,
weil er ihnen absolute Wahrung der Intimsphäre und jegliche Freiheit
garantierte, vorausgesetzt sie zahlten entsprechend.
    »Unter ihrem eigenen Namen ?« wollte ich wissen.
    Die große Blondine schüttelte
den Kopf. »Die Suite wurde auf meinen Namen gemietet. Sam ist nur meine
Freundin, die bei mir lebt. Ich vermute, wir werden allgemein für ein
lesbisches Pärchen gehalten. Aber das ist vollkommen egal, solange niemand
darauf kommt, wer Sam wirklich ist .«
    »Also
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