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Pinien sind stumme Zeugen

Pinien sind stumme Zeugen

Titel: Pinien sind stumme Zeugen
Autoren: Will Berthold
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doch, Mr. Steel?« unterbricht sich der Schweiz-Spezialist.
    »Selbstverständlich, fahren Sie fort, Gellert«, fordert ihn der Chef der Task Force auf.
    »Alle neutralen Länder verkauften Rohstoffe nur gegen Gold oder harte Währung, und das war die Kriegs-Mark wirklich nicht. Die Goldbestände der deutschen Reichsbank waren äußerst bescheiden, aber in den besetzten Ländern, vor allem Belgien waren die den Truppen folgenden Wirtschaftshyänen auf große Bestände gestoßen. Um seine Herkunft zu verschleiern, wurde das Raubgold ebenso eingeschmolzen wie die Goldzähne, die eine Spezialabteilung des Reichssicherheitshauptamtes aus den erstarrten Mündern Vergaster ausbrach, sowie Eheringe, Armbänder, Uhrketten und Brillengestelle, die sie von den Opfern einsammelten. Nach der Zeugenaussage eines gezwungenen ›Zahnziehers‹ im Konzentrationslager Treblinka waren es pro Woche zwei Koffer mit acht bis zehn Kilo.«
    »Schöne Geschichte«, sagt Steel. »Nehmen Sie an, daß dieser Baron auch etwas mit unserer Lardo-Affäre zu tun hat?«
    »Ich nehme es nicht an«, entgegnet der Schweizer Sonderbeauftragte. »Aber ich traue ihm alles zu. Er ist der geborene Strohmann – zu Höchstpreisen.«
    »Wo ist Ralph von Wintersheim jetzt?« fragt Steel.
    »Er kämpft um seinen Schweizer Paß und um sein eidgenössisches Vermögen. Beides wird er zurückerhalten, weil es sonst zu einem landesweiten Skandal käme …«
    Am Schluß spielt Gellert seine größte Trumpfkarte aus.
    »Diese Lady hier«, sagt er und präsentiert ein Hochglanz-Foto, »die in Zürich 20.000 Dollar auf einen Schlag in der Nobis-Bank gewaschen hat, ist Gina Vanoni, die Ex-Frau eines bekannten Mafia-Anwalts. Sie spielt in der römischen Gesellschaft eine Rolle, ist unnahbar und doch selten allein.« Gellert berichtet, wie er über eine Phantomzeichnung und Klatschreporter auf ihre Identität kam.
    »Erstklassige Arbeit«, erkennt der Chef der Sonderfahndung an. »Sie sind sehr tüchtig.«
    »Haben Sie trotzdem Zweifel, Mr. Steel?« fragt der triefäugige Mann, der so durchschnittlich wirkt. »Sie machen so ein skeptisches Gesicht …«
    »Erfahrungswerte«, antwortet der Auftraggeber. »Es geht mir fast ein bißchen zu schnell und zu glatt. Entweder steckt dieser Direktor von der Nobis-Bank mit der Kundin unter einer Decke …«
    »Ausgeschlossen!« versichert Frank Gellert. »Und die zweite Möglichkeit?«
    Der frühere Major schüttelt den Kopf. »Ich bin Kriminalist und kein Hellseher«, knurrt er. »Ich finde nur, daß es höchst ungewöhnlich ist, einen so hohen Betrag an einem Ort einzutauschen – und das noch als reichlich auffällige Person …«
    »Vielleicht war gerade das der Trick.«
    »Oder Ihr Gewährsmann ein ziemlicher Trottel, Gellert.«
    Steel geht ins Nebenzimmer zu Plesco und Cassidy. »Wir müssen unbedingt und unverzüglich sowohl bei diesem Rechtsanwalt Vanoni als auch bei seiner Ex-Frau das Telefon anzapfen«, konstatiert er. »Ich weiß, das ist reichlich problematisch.«
    »Vor allem geht es nur mit Hilfe der Polizei«, erwidert der Italien-Spezialist, »und da kann die Geheimhaltung durchlöchert sein wie Schweizer Käse.«
    »Kennst du denn keinen Polizeibeamten, der zuverlässig ist, Gus?«
    »Mehrere – aber ohne Gewähr, daß die Observierten nicht dennoch gewarnt werden …«
    »Wir müssen es einfach riskieren«, erwidert Steel. »Außerdem merken wir doch sofort an ihren Gesprächen, ob sie sich abgehorcht fühlen.«
    »Ich werde es veranlassen«, verspricht Cassidy.
    »Mike, kennst du den Parlaments-Abgeordneten Dr. Aldo Sasselli?« wendet sich der Einsatzleiter an Plesco.
    »Ein erstklassiger Mann«, versichert der heimliche Wahlhelfer vom Frühjahr. »Es gibt nicht viele Politiker, für die ich in diesem Land meine Hand ins Feuer legen würde – aber Sasselli gehört dazu. Er ist übrigens nur deshalb nicht Minister geworden, weil er seine Arztpraxis nicht aufgeben wollte. Jedenfalls«, setzt er hinzu, »wenn der Dottore dir hilft, bist du hier ein gemachter Mann.«
    Am frühen Abend trifft Craig Ginty ein, aufgeladen, trotz der Zeitverschiebung. »Du hast wieder einmal recht behalten, Bob«, sagt er bei der Begrüßung. »Langsam wirst du mir unheimlich.«
    »Cosa nostra, also …«, erwidert Steel.
    »Ja«, bestätigt der Besucher. »Eindeutig die Lupini-Familie. Ich habe ein Blitzgeständnis von den früheren Great-Meadow-Häftlingen, daß sie auf Befehl aus New York die Balken und Bretter auf ihren
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