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Pinien sind stumme Zeugen

Pinien sind stumme Zeugen

Titel: Pinien sind stumme Zeugen
Autoren: Will Berthold
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besorgen«, versprach der Anwalt.
    Wiederum tat sich Monate nichts.
    Dann ging es Schlag auf Schlag: Der ›Supreme Court‹ verwarf in letzter Instanz seine Appellation. Für die Amerikaner war Ralph von Wintersheim deutscher Staatsangehöriger und damit der Einzug seiner Vermögenswerte in letzter Instanz rechtskräftig geworden.
    Die Schweizer Verwaltung schwamm in dieser Kiellinie: Um der Zehnjahresfrist zuvorzukommen, erkannte sie dem Baron ebenfalls die helvetische Staatsbürgerschaft ab.
    Als Antwort drohte Dr. Hyazinth Frey unverblümt, jetzt Ross und Reiter zu nennen und eine ganze Galerie prominenter Zeitgenossen und Landesgrößen des ›unschweizerischen‹ Verhaltens zu bezichtigen. Als erste Gegenleistung der schockierten Behörden erhielt der Anwalt eine Garantie, daß der Betroffene während des Berufungsverfahrens die Schweiz verlassen und wieder einreisen dürfe.
    Noch am gleichen Tag fuhr der Baron mit seinem ›Horch‹ nach Mezzocorona ab. Glücklich schloß er Mario in die Arme. Später inspizierte er unauffällig das stillgelegte Sägewerk; er fand es unversehrt vor. Der geschädigte Finanzier hatte lange und gründlich darüber nachgedacht, wie sich die Verluste in Amerika wettmachen ließen.
    Er rief Dr. Vanoni, Marios Onkel, in Rom an.
    »In Italien, Ralph?« begrüßte ihn der Südländer temperamentvoll. »Meraviglioso! Auguri! Noch eine Unterschrift vor dem Notar in Rom, und Marios Adoption ist rechtskräftig.«
    »Wir kommen«, entgegnete der Baron erfreut. »Bei dieser Gelegenheit kann ich Ihnen dann auch das Geschäft Ihres Lebens vorschlagen.«
    »Sempre pronto«, erwiderte der Advokat und legte lachend an.
    Dieses Telefonat hatte Ende September 1947 stattgefunden, und bald darauf fiel der Startschuss für die Lardo-Lawine – für die Überflutung der Welt mit Greenback-Blüten.

III.
    »Sie haben mir die grüne Hölle von Tombolo so anschaulich geschildert, daß ich ins Schwitzen gekommen bin, Bruno«, sagt der Chef der ›Task Force‹ anerkennend in Peter Sollfreis Rumpelkammer. »Auch Ihnen herzlichen Dank«, wendet er sich an den zweiten Ex-Fallschirmjäger. »Sie sind eine echte Fundgrube.«
    »Bitte, bedienen Sie sich«, erwidert Sollfrei. »Uns wird sicher noch manches einfallen.«
    Captain Gambler schlägt mit dem Fuß gegen die Tür. Bruno öffnet von innen. Der CIC-Offizier hat einen großen Karton mit Hamburgers, Dosenbier und einer Flasche Whisky unter dem Arm. »Bedient euch, Freunde«, sagt er schnaubend. »Das war alles, was ich um diese Zeit noch auftreiben konnte.« Er stellt seine Besorgungen auf den wackligen Tisch.
    Sie essen alle vier mit den Händen und mit großem Appetit.
    »Ich weiß nicht, wohin Ihre Untersuchung zielt«, sagt dann Bruno, der Junge mit dem italienischen Paß. »Aber ich denke, irgendwie hat es mit der Mafia zu tun. Ein Mann wie Sie braucht sicher keine Warnung, aber in Italien werden Sie auf die Machtmittel des Staates angewiesen sein, und da beginnt schon die Crux: Der erste Polizist, den Sie einschalten, kann bereits ein Mafia-Spitzel sein. Ebenso der Staatsanwalt oder der hohe Regierungsbeamte.«
    »Keine Angst, wir schauen uns unsere Helfer sehr genau an«, erwidert Steel.
    »Sicher. Und es gibt in Italien nicht mehr und nicht weniger krumme Hunde als anderswo«, erklärt Bruno, der es wissen muß. »Aber eine sizilianische Mafia ist eben eine ganz spezielle Einrichtung und – das soll kein Vorwurf sein – seit dem Krieg mehr denn je.«
    »Wir passen schon auf«, erwidert Gambler.
    »Sicher«, fährt Bruno fort. »Ich sagte Ihnen ja schon, daß mein Schwager Abgeordneter und Vorsitzender der liberalen Partei ist, ein absolut integrer Mann. Er hat viel Einfluß auf die Regierung, und seit seiner Resistenza-Zeit ist er einer speziellen Carabinieri-Einheit engstens verbunden. Wenn Sie Hilfe brauchen, Mr. Steel, sollten Sie mit Dr. Aldo Sasselli sprechen; da gehen Sie mit Sicherheit kein Risiko ein.«
    »Darauf komme ich gerne in Rom zurück«, entgegnet der Sonderbeauftragte. »Thanks a lot. Ihr Vetter Jack war übrigens ein großartiger Bursche mit viel Verstand und Mumm, ein Jammer, daß er noch umgekommen ist.« Er bietet reih um Zigaretten an. »Kommen wir noch einmal auf die Schießerei in der Pineta zurück …«
    »Als wir dazukamen«, erklärt Bruno, »war das Massaker schon vorbei, und der Calabrese und seine Banditen waren tot – ein plötzlicher Feuerstoß aus dem Hinterhalt erwischte Jack …«
    »Hatten Sie vorher den
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