Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pinien sind stumme Zeugen

Pinien sind stumme Zeugen

Titel: Pinien sind stumme Zeugen
Autoren: Will Berthold
Vom Netzwerk:
erwidert der FBI-Mann. »Höchstens am Hals, den hat man dir wohl nicht kürzen können.«
    »So ist es.«
    Sie erreichen den Pincio-Park mit den alten Bäumen und den Büsten berühmter Persönlichkeiten. »Ich wußte nicht, daß die Bande Jack Panizza auf dem Gewissen hatte. Als ich es erfuhr, ließ ich Herbie – als er hier Ferien machte – einen Wink geben. Leider wollte er aus falschem Ehrgeiz alles allein erledigen. Den Rest kennst du ja.«
    »Die Dollars stammen von den Nazis?«
    »Richtig. An die vierzig Millionen, aber auch die Druckapparate, Klischees und das Papier sind noch vorhanden. Wenn ihr nicht schleunigst zugreift, überschwemmt der Lupini-Clan den Weltmarkt mit Lardos.«
    »Von Italien aus?«
    »Ja«, bestätigt Poletto.
    Das Gespräch bricht ab. Es kommen ihnen Passanten entgegen, es sind zwei Liebespärchen.
    »Wie bist du um Gottes willen an diese Bande geraten?«
    »Ärger mit Wild Bill, Suff, eine Frau, Desertierung, Rückkehr unmöglich. Schritt um Schritt. Immer tiefer in die Scheiße. Ich schwöre dir, daß ich zu Zampata – der mit mir verwandt sein soll – keinerlei Beziehung hatte, als ich ihn einsetzte. Er ist übrigens nur ein Vetter von Ciccio, dem heutigen Chef des Lupini-Clans.«
    Sie kehren um, schreiten langsam zurück.
    »Kann ich dir helfen, Charly?«
    »Nein. Niemand kann mir mehr helfen.«
    »Wir könnten dich zum Kronzeugen machen. Behaupten, du wärst in unserem Auftrag in die Bande eingestiegen und …«
    »Nein«, sagt Poletto. »Ein Entrinnen gibt es nicht. Nur Tabula rasa.«
    Sie haben den Fahrweg erreicht. Ein Auto mit abgeblendeten Lichtern kommt ihnen entgegen, beschleunigt auf einmal das Tempo, jagt direkt auf die beiden zu.
    Ginty wirft sich instinktiv zur Seite und zu Boden, Poletto bleibt neben ihm halb aufrecht stehen, greift in die Tasche, zieht eine Eierhandgranate.
    Kurz bevor ihn der Feuerstoß niederstreckt, explodiert der ›Topolino‹ in einem riesigen Feuerball. Der Beifahrer kommt als brennende Fackel aus dem Wagen, seine grässlichen Todesschreie verstummen schnell.
    Charly Poletto hat es erwischt. Er lebt noch, hat aber keine Chance durchzukommen. Verzweifelt versucht er zu sprechen. Ginty hört nur: »Toskana – Toskana – Badia – bei – bei …«
    Aus. Amen.
    Charly ist tot, und Craig Ginty muß ihn liegen lassen, auf der Flucht vor der Polizei wie vor der Mafia, die in der Nähe einen Einweiser aufgestellt haben muß.
    »Sie sind ja doch ein Hellseher, Mr. Steel«, sagt Frank Gellert, als die Nachricht von der Ermordung Gina Vanonis in der US-Botschaft platzt.
    »Ich hatte nur darüber nachgedacht«, erwidert der Chef der Task Force mit langen Zähnen. »Leider nicht konsequent genug, sonst hätten wir jetzt eine Zeugin.«
    »Da unterschätzen Sie die Ehrenwerte Gesellschaft«, erwidert der Agent aus der Schweiz. »Eher wird ein Geizkragen zum Verschwender, als daß die Mafia einen Zeugen hinterlässt.«
    »Wir arbeiten hier unter unerträglichen Bedingungen«, stellt Steel fest. »In jedem anderen Land hätte ich Gina Vanoni, ihren Ex-Mann und sämtliche Lupini-Leute aus Gus Cassidys prächtiger Sammlung längst unter Bewachung stellen lassen.«
    »Die Beschatteten erführen es noch am gleichen Tag«, entgegnete der erfahrene Gellert. »Sicher wissen unsere Gegenspieler längst, daß Sie und Ihre Helfer hier sind, wo Sie wohnen, wie Sie leben. Da machen Sie sich bitte keine Illusionen …«
    Bob Steel denkt einen Moment lang an Gipsy; ein Lächeln läuft ihm wie Salzsäure über das Gesicht. »Sie setzen doch sonst selbst auf Observation«, sagt er dann mit einer Ironie, die sich Gellert nicht erklären kann.
    Aus dem Nebenraum kommt Gelächter.
    Bruno und Peter überprüfen auf seine Bitte hin weitere Fotos.
    »Seid ihr wieder fündig geworden, Freunde?« fragt Steel.
    »Diesmal nicht«, erwidert Bruno. »Das heißt …« Er deutet mit dem Finger auf die Aufnahme eines Mannes mit flachsblondem Haar. »Eine gewisse Ähnlichkeit hat dieser Bursche mit einem schwulen Baron, der einmal unser einziger Zeitvertreib war …«
    »Moment mal!« versetzt der Einsatzleiter hellwach. »Wo? Wann? Unter welchen Umständen habt ihr den Mann kennen gelernt?«
    »Nach unserer Flucht aus Rom und vor unserem Überfall auf die Militärpolizei«, antwortet Sollfrei. »Wir hatten uns in das Luftwaffenlazarett nach Siena durchgeschlagen, das in eine Badia bei – bei …«
    »Was ist eine Badia?« unterbricht ihn der Amerikaner.
    »Eine frühere
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher