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Phön - Tränen der Götter (Die Phön Saga) (German Edition)

Phön - Tränen der Götter (Die Phön Saga) (German Edition)

Titel: Phön - Tränen der Götter (Die Phön Saga) (German Edition)
Autoren: Sascha Vöhringer
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schleuderte mit einem Handschlag tausende Spitze Federn in seine Richtung. Picardo wich zur Seite, doch die Federn schnitten ihm tiefe Wunden in die haarigen Arme. Dunkles Blut spritzte zu allen Seiten.
    »Siehst du's nicht? Du bist machtlos!!«
    Plötzlich hörte Picardo ein Flattern. Ein Flattern das von sehr weit weg zu kommen schien und doch ganz nah war. Das Geräusch gewaltiger Schwingen hallte durch die Leere.
    »Nein, das ist unmöglich!«, brüllte Kahn und sah sich panisch um.Auch Picardo drehte sich hin und her, um die Geräusche zu orten, doch sie schienen aus keinerlei Richtung zu kommen. Plötzlich erhellte ein glühender, roter Schein die Umgebung. Kurz war Picardo, als erkenne er einen gewaltigen Vogel. Seine Größe war in irdischen Maßen nicht zu beschreiben, sein Gefieder brannte, glühte in allen Farben und in seinen Augen spiegelten sich die Schicksale tausender Welten.
    Als ich so vor den beiden schwebte, fiel mir wieder ein, was Elia und Belias damals, kurz bevor der Pakt geschlossen wurde, zu mir gesagt hatten: Egoismus und Hass werden früher oder später zum Untergang dieser Welt führen. Auch wenn zwei grundverschiedene Dinge zusammen etwas Neues, Wunderbares wie das Zwielicht formen, so wird es immer jemanden geben, der den Frieden bedroht. Es wird stets jemanden geben, der seinen Glauben und sein eigenes Wohl vor das aller anderen stellt und somit das Gleichgewicht stören wird.
    Auch die Götter selbst haben lange Zeit nicht erkannt, dass sich ihre Bestreben eigentlich glichen, das sie sich nur aufgrund dessen bekriegten, da sie augenscheinlich anders waren. Dabei waren sie sich ähnlicher als sie es selbst vermuteten. Der erste Fehler ist es, eine Seite zu wählen, anstatt alles als ein großes Ganzes zu betrachten.
    Leider ist es viel einfacher, sich für hell oder dunkel zu entscheiden, anstatt für etwas dazwischen. Doch was sollte nun geschehen? In meiner Dimensionsblase beobachtete ich die beiden, für sie war meine Zeit der Anwesenheit nicht mehr als ein Augenzwinkern.
    In Picardos Augen sah ich es schließlich: Die Unschuld eines Jungen, der nie versuchte, sich auf eine Seite zu schlagen, der in die Rolle des Erlösers gezwungen wurde. Und ich sah eine Zukunft. Eine Zukunft ohne Glaubenskriege und Hass. So fasste ich eine Entscheidung…
    Als Picardo sich umdrehte war ich auch schon verschwunden. Nur eine einzelne, riesige brennende Feder sank langsam in die Hände des Waschbärjungen.
    »Was wirst du tun, Picardo? Diese Feder bringt den Tod. Tötest du dieses fehlgeleitete Wesen?« Meine Stimme hallte in Picardos Kopf wie ein Echo aus einer fernen Zeit.
    »Ich habe der Göttin gedient! Ich habe die perfekte Welt wiederhergestellt«, schrie Kahn beinahe ängstlich und seine Stimme klang nun, als würde der rostigen Kettensäge das Benzin ausgehen.
    Picardo zögerte nicht lange. Er schleuderte die brennende Feder auf den Bischof. Als die Feder auftraf, zischte und brodelte es. Kahn schrie auf, doch bemerkte plötzlich, dass nicht er, sondern das Zepter getroffen wurde. Er blickte zu Picardo und grinste.
    »Vorbei, du Narr!«
    »Nein! Genau richtig!«, entgegnete Picardo erleichtert. Das Zepter in Kahns Hand wurde farblos und als er versuchte es fester zu packen, zerfiel es zu Staub. Langsam rieselten die Brocken aus seiner Handfläche und wurden vom Wind fortgetragen.
    »Das darf nicht sein!!«, brüllte das Wesen. »IHR WERDET ALLE IN BELIAS' HÖLLENLOCH SCHMOREN!!!«
    Nach und nach sank seine einst gewaltige Gestalt in sich selbst zusammen. Es ging so schnell, dass er es selbst kaum bemerkte. Kahn war nackt und seine Haut hing ihm in Fetzen vom Leib. Er schwebte perplex und gekrümmt im Nichts.
    »Die Göttin kann ihren treuesten Jünger nicht diesem Schicksal überlassen, das ist...« Kahn konnte diesen Satz nicht zu Ende sprechen. Die Leere erfasste ihn und er schrie panisch auf. Nun war er nicht mehr als ein gedemütigter Mensch, fehlgeleitet von seiner Vorstellung einer heilen, religiösen Welt. Der Wind riss ihm das pochende Herz aus dem Leibe und dennoch stemmte er sich noch immer gegen den Strom. Stück für Stück wurde er ausgeweidet, bis letzten Endes nichts mehr von ihm übrig blieb als ein bleicher, klappernder Schädel. Es war vorbei. Seine Qualen hatten ein für allemal ein Ende.
    »Du hast den Hass selbst vernichtet und nicht nur seine Marionette!« , dröhnte es plötzlich in Picardos Kopf. »Es war die Magie reiner Herzen, die diese Welt errettet hat. Ab sofort
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