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Pforten der Hoelle

Pforten der Hoelle

Titel: Pforten der Hoelle
Autoren: Vampira VA
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Meinung.
    Zwar schien ihr der seltsame Mann nach wie vor auf unbestimmte Weise alterslos, so daß sie sein Alter noch nicht einmal zu schätzen vermocht hätte; aber die Linien in seinem Gesicht waren tiefer und tiefer geworden und glichen mittlerweile dunklen Furchen. Seine Züge hatten sich auf eine Art verhärtet, als wäre seine Haut zu altem Leder oder gar zu fleischfarbenem Stein geworden.
    Er schien Dinge wahrzunehmen, die ihr verwehrt (oder erspart?) blieben, und sie mußten ihn in einem Maße beunruhigen, die April sich kaum vorzustellen in der Lage war.
    Trotzdem flüsterte sie: »May?«
    Salvat nickte.
    »Sie tut es also ...«, hauchte April.
    »Und wie«, stöhnte Salvat, der im Geiste an vielen Orten innerhalb des Klosters zugleich war.
    Aber nicht allein Mays Wirken setzte ihm so zu. Viel stärker belastete ihn die Nachricht, daß das Mädchen nicht allein unterwegs war: Das Kind war bei ihr, hatte sie womöglich sogar befreit, und seine Absicht war Salvat klar - das verfluchte Balg würde Mays Kraft nutzen wollen, um zu vollenden, was Salvat beim vorigen Mal mit Müh und Not vereitelt hatte.
    Er wandte sich an April.
    »Du bist meine letzte Hoffnung«, sagte er.
    Das Mädchen erzitterte, obgleich Salvat sehr leise gesprochen hatte. Aber sie glaubte, das Gewicht der Bedeutung seiner Worte zu spüren, obgleich sie sie nicht annähernd verstand.
    Aber vielleicht war es auch gut so .
    * Die Innere Halle glich einem Tollhaus, dessen Baumeister allein der Wahnsinn war!
    Heulen und Brüllen erfüllte den gewaltigen Felsendom, so mächtig, daß die uralten Wände erbebten. Überall klafften glühende Risse in der Luft und spien todbringendes Gezücht aus.
    Die zwölf Wächter des Tores kämpften unerschrocken.
    Aber vergebens .
    Längst war ihre Zahl um die Hälfte dezimiert, und für jede Klaue und jeden Tentakel, den sie mit ihren monströsen Waffen abschlugen, wuchsen sofort zwei, drei neue nach.
    Es war eine aussichtslose Schlacht, die sie führten, und doch kam Aufgeben nicht in Frage für sie. Weil die bloße Möglichkeit, den Kampf abzubrechen, ihnen nicht einmal in den Sinn kam.
    »Weiter! Weiter!« kreischte Gabriel.
    May schluchzte auf. »Nein, genug ... Es ist genug ...«
    »Noch lange nicht!« brüllte der Junge wie irr und geifernd.
    Ein Todesschrei gellte in ihren Ohren. Wieder fiel einer der Wächter, erst seines Waffenarmes und in der nächsten Sekunde seines Hauptes beraubt.
    »Komm mit!« verlangte Gabriel und winkte ihr zu.
    May hatte Mühe, ihn in all dem Getümmel und Gewimmel noch auszumachen. Er hatte die Halle zur Hälfte durchquert. Sein Ziel war klar - - das Tor .
    »Was hast du vor?« rief May, keuchend vor Entkräftung.
    »Du mußt mir helfen«, gab Gabriel zurück, kam ihr entgegen und zog an ihrer Hand. »Komm schon.«
    »Ich kann nicht mehr«, stöhnte das Mädchen.
    »Einmal noch«, sagte Gabriel, und dann speichelsprühend: »Reiß dich zusammen, verfluchte Schlampe!«
    Ein lautes Klatschen, und Gabriel stürzte zu Boden. May schmerzte die Hand, so heftig hatte sie den kleinen Bastard geohrfeigt.
    »Den Teufel werd' ich tun«, zischte sie.
    »Genau das wirst du tun«, knurrte das Kind, während es sich erhob. »Genau das. Und dann - wirst du dafür bezahlen!« Er rieb sich die feuerrote Wange.
    »Du kleine Ratte!« fuhr May ihn an. »Ich werde -«
    Sie verstummte. Als wäre ihr urplötzlich die Stimme genommen worden. Im nächsten Moment hatte sie schon vergessen, was sie hatte sagen wollen. Und eine weitere Sekunde später erlosch ihr Wille bis auf einen kleinen Funken, gerade noch groß genug, um sie erkennen zu lassen, was sie tat - unter fremdem Willen tat!
    Sie ging auf das Tor zu, als Gabriel in diese Richtung wies.
    Irgendwoher nahm sie noch die Kraft, ein haßerfülltes Funkeln in ihren Blick zu zwingen.
    Das Kind lachte nur.
    Und dann befahl es mit eisiger und uralter Stimme: »Öffne es!«
    *
    Jenseits des Tores
    Die Hölle selbst schien dem Untergang geweiht!
    So jedenfalls empfanden Lilith und Landru, was um sie her geschah.
    Längst waren die glühenden Klüfte ringsum nicht mehr zu zählen. Und jede einzelne gab den Blick frei auf Dinge, deren Anblick genügte, einen Geist in Wahnsinn zu verstricken.
    Lilith hatte den Blick abgewandt. Es war schlimm genug, das tobende Chaos mitanhören zu müssen. Geräusche, wie Lilith sie nie gehört hatte. Sie hätte sich nicht einmal vorzustellen vermocht, daß irgend etwas solche Laute überhaupt hervorbringen
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