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Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Titel: Pfarrers Kinder Muellers Vieh
Autoren: Amei Müller
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Nachbars Elisabethle und deren Brüder Hans-Peter und Richard. Sie buddelten im Sand und bauten gemeinsam eine Burg. Ein schönes Bild! Ich stand oben am Küchenfenster, freute mich über den Frieden und hoffte, er möge noch recht lange währen. Da erhob sich unten zorniges Geschrei. Jemand war auf die Burg getreten.
    »Moinsch du, weil du der Pfarrersbub bisch, verschlag i di net?« schrie Hans-Peter.
    »I hab’s aus Versehen gemacht, nicht absichtlich, ehrlich!« rief Andreas und zog sich vorsichtig zurück.
    Hans-Peter griff nach einem Stecken. Mathias nahm die Sandschaufel und stellte sich schützend vor seinen Bruder. »Na, denn komm her!« sagte er zu Hans-Peter und hob die Schaufel. Sie gingen aufeinander los, ich rannte nach unten. Aber ich hätte nicht kommen brauchen, der Nachbar hatte bereits eingegriffen. Mit der einen Hand hielt er Mathias am Schopf, mit der anderen Hans-Peter. Beide Buben zeterten wütend und versuchten, sich loszureißen, um erneut aufeinander einzudreschen. Die kleine Elisabeth hatte sich aus dem Staube gemacht. Andreas und Richard standen etwas abseits.
    »Des isch vielleicht a Lompedierle!« sagte Nachbar Meyer und gab Mathias einen Schubs, daß er in meine Arme flog, dann ging er mit seinem Sohn zum Hof hinaus.
    »Der wüschte Dinger, der gemeine Kerl!« Mathias kochte vor Zorn, »wenn der hier wieder reinkommt, den verschlag i...«
    »Schäm dich Mathias, pfui! Du hast ihm mit der Schaufel auf die Finger gehaun! Das darfst du nicht!«
    »On er? On er! Da guck!« Er hielt mir sein verschwitztes Gesicht entgegen. Tatsächlich, die Nase blutete ein wenig. »Und der Herr Meyer hat was ganz Gemeines zu uns gesagt«, ließ sich Andreas vernehmen.
    »Was hat er denn gesagt?«
    »Genau weiß ich’s nimmer, aber angefangen hat’s: Pfarrers Kinder und Müllers Vieh..., und dann kam das Gemeine. Wirklich Mulchen, was ganz Scheußliches!«
    »Ich kenn das Sprüchle, Andreas, Aber es ist nicht schlimm und überhaupt nicht gemein. Es heißt:
    >Pfarrers Kinder und Müllers Küh — wenn sie gedeihn, gibt’s gutes Viehh Na, was sagt ihr jetzt?«
    »Ne, Mulchen« riefen sie beide, »so hat’s nicht geheißen, aber wenn du meinst...«

Epilog

    »Wohin könnten wir dieses Jahr mit unseren Gemeindedienstfrauen fahren?« Manfred fragte es beim Frühstück, uneingedenk meiner morgendlichen Schwierigkeiten. »Müssen wir das unbedingt jetzt besprechen in aller Herrgottsfrühe? Ich bin noch gar nicht richtig aufgewacht.«
    »Ja, das müssen wir unbedingt jetzt besprechen, weil ich nämlich heute die Einladungen verschicken will und den Omnibus bestellen, und weil wir schon tief im Oktober sind, und es höchste Zeit wird für den Ausflug.«
    Ich seufzte gequält, aber er ließ sich nicht stören.
    »Also vor zwei Jahren haben wir in Stetten die Anstalten besichtigt, letztes Jahr waren wir im Blühenden Barock...«
    »O Himmel, ja, bei strömendem Regen! Frau Birkle hat sich den Fuß verstaucht, als sie über eine Pfütze springen wollte, und Frau Waier hat mir gestern gesagt, sie hätte sich damals einen Schnupfen fürs Leben geholt. Das war kein großer Erfolg!«
    »Eben! Drum müssen wir dieses Jahr etwas Besseres finden! Es sollte eine Sehenswürdigkeit sein, die nicht so bekannt ist, oder ein Ort zu dem wir eine Beziehung haben...«
    Er sah mich an, ich sah ihn an. »Weiden«, sagten wir wie aus einem Munde.
    »Daß wir nicht schon früher drauf gekommen sind!« rief er, »natürlich, wir zeigen ihnen Weiden, die Kirche, den Hochaltar...«
    »Und die Pfarrbank, und den Garten, und die Laube! Vielleicht gibt es noch Mostbirnen, da dürfen sie mal reinbeißen. Wir erzählen vom Poppele und wie wir in der Küche gebadet haben. Und kein Weidener wird denken, wir kämen bloß, um Eier einzusammeln. Jeder muß einsehen, daß wir ehrliche Absichten haben mit unserem Bus voll Gemeindedienstfrauen!«
    Mein Blutdruck stieg, Manfred eilte ans Telephon, um den Omnibus zu bestellen.
    Vor zwölf Jahren hatten wir Weiden verlassen und seitdem waren wir nicht mehr dort gewesen. Einmal, unterwegs auf der großen Landstraße, hatten wir sehnsüchtig nach dem Weidener Kirchturm Ausschau gehalten.
    »Dort hinten liegt er im Dunst«, hatte Manfred geseufzt, »man sollte unbedingt wieder einmal die Pilzgründe absuchen!«
    »Man sollte wieder einmal durch den Garten gehen!« hatte ich gedacht, aber gesagt hatte ich: »Manfred, denk an Frau Weibel! Weißt du noch, wie sie mit der Tasche durchs Dorf marschiert ist,
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