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Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Titel: Pfarrers Kinder Muellers Vieh
Autoren: Amei Müller
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und wie wir uns geärgert haben? Du hast gesagt, Pfarrer sollten nicht dauernd in ihre alten Gemeinden zurückkommen...«
    »Von dauernd kann bei uns nicht die Rede sein«, hatte er gebrummt, »wir sind noch kein einziges Mal dagewesen. Aber bitte, wie du meinst! Es ist nur ein Jammer, daß die schönen Pilze so verkommen...«, dann hatte er Gas gegeben. —
    »Wollt ihr mit nach Weiden?« fragte ich die Buben beim Mittagessen.
    »Ja!« riefen sie beide, »wann fahren wir?«
    »Am Samstag mit den Gemeindedienstfrauen.«
    »Was? Lauter Weiber im Bus? Und wir die einzigen Männer? Nee, Mulchen!«
    »Ist der Vati vielleicht kein Mann, und der Vikar auch nicht?«
    »Na ja«, Mathias grinste, »in gewisser Weise schon, aber... Nee, Mulchen, so leid mir’s tut, am Samstag geht’s nicht, ich muß zum Segelfliegen.«
    »Und ich zum Volleyballspielen«, sagte Andreas, »übrigens, wenn ihr mit dem Bus fahrt, braucht ihr ja das Auto nicht. Das ist günstig, weil der Sportplatz so außerhalb liegt. Krieg ich’s, Vati?« Manfred knurrte ungnädig. »Danke«, rief Andreas, »und grüßt die Maria und die Rosa von mir!«
    »Von mir auch!« Damit war der Fall für die beiden erledigt. —
    Der Omnibus bog in eine kleine asphaltierte Straße ein. Wir sahen einen Bauernhof zur Rechten, einen Teich zur Linken und dann das Schild »Weiden 3 km«. Die Gemeindedienstfrauen klebten an den Fenstern. Wir hatten ihnen die ganze Fahrt lang von Weiden erzählt.
    »Der Kirchturm!«
    In warmem Rot stieg er aus den Wiesen empor, er war neu gedeckt. Der goldene Hahn funkelte. Wir fuhren die Dorfstraße hinunter. Hunde bellten, Hühner stoben gackernd auseinander. Leute standen vor den Häusern und starrten dem Omnibus nach. Wir hielten vor der Kirche. Die Frauen stiegen aus dem Bus und erfüllten den Kirchplatz mit munteren Reden.
    »Was für ein idyllisches Dörflein!« Frau Waier nieste anerkennend, »richtig romantisch! Eine Oase des Friedens! Kein Wunder, Frau Pfarrer, daß sie hier so glücklich waren!«
    »Ja gibt’s denn so ebbes?!« Die Mesnerin wuselte herbei, klein, dick und flink wie eh und je. »Ja, grüß Gott, Herr Pfarrer! Frau Pfarrer! I han scho denkt, sie hättet uns vergesse.«
    »Grüß Gott, Frau Rüstig. Wie geht’s denn?«
    »Na, wie’s eim halt so geht. Mer wird älter, Frau Pfarrer. Nei, isch des e Freud, des hätt i jetzt net denkt. Wellet er die Kirch agucke mit all dene Weibsleut?«
    »Ja, das täten wir gerne«.
    Sie holte den großen Schlüssel und schloß das Hauptportal auf, wir drängten uns in die Kirche. Der alte wohlvertraute Geruch drang in meine Nase. Es roch nach Braten und Mottenkugeln, nach Kerzenwachs und Stall, oh, wie ich diese Duftkomposition liebte! Mir war, als wäre ich nach langem Exil wieder heimgekehrt. Manfred stand neben der Mesnerin im Chorraum.
    »Kommen Sie, Frau Rüstig! Erzählen sie uns ein bißchen über die Kirche und den Hochaltar!«
    »Noi, noi, des ka i net! Do schenier i mi. Verzählet sie’s doch, Herr Pfarrer, oder wisset sie’s nemme?«
    Sie entwischte ihm und lief durch den Mittelgang davon. »I mueß’ em Gottlieb verzähle!« rief sie mir noch zu.
    Sie erzählte es nicht nur dem Gottlieb, sondern allen, die sie erreichen konnte: »‘S Herr Pfarrers sen do!«
    Die Gemeindedienstfrauen bewunderten den goldenen Schnitzaltar, hörten schaudernd meine Geschichten vom Poppele und zwängten sich zu mir auf die Pfarrbank, um auszuprobieren, wie unbequem man darin saß.
    »Schrecklich, Frau Pfarrer! Daß Sie das so lange ausgehalten haben! Gell, da sitzt man bei uns besser?«
    »Aber jetzt müssen Sie noch unseren Garten anschauen!« Ich drängte sie aus der Kirche hinaus, dem Pfarrhaus zu. Der Birnbaum leuchtete in flammendem Rot, es lagen noch Mostbimen darunter.
    »Eine Spezialität, probieren Sie mal! Wirklich, so was haben Sie noch nie gegessen!«
    Ein paar Frauen machten mir die Freude und bissen vorsichtig in die Mostbirnen hinein. »I pfui, was für ein saures Zeug!« Sie spuckten und schimpften, ganz wie erwartet. Im Garten wucherte Unkraut und Goldraute. Die Müllgrube stank leise vor sich hin. Ich schaute durch das Waschküchenfenster ins Haus hinein.
    »‘S isch niemand do«, sagte die Mesnerin, »mir send scho zwei Monat lang vakant, dabei isch des Parkett versiegelt worre un e Bad gibt’s fei au. Was moinet se, Herr Pfarrer, wellet se wieder zu uns komme?«
    Manfred lachte, »das wäre natürlich verlockend, Frau Rüstig, aber es geht leider nicht.«
    »So,
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