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Peterchens Mondfahrt

Titel: Peterchens Mondfahrt
Autoren: Gerdt von Bassewitz
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eines dicht neben dem anderen, fein ordentlich die
Schwänzchen
nach innen, die Schnäbelchen nach außen gekehrt.
Über dem Nest hing ein
Strick vom Himmel herunter mit einem schönen gelben Ring am
Ende. In dem Ring
aber saß ein großer Gockelhahn. Der schlug alle zwei
Augenblicke mit den Flügeln
und krähte »kikeriki-i-i-ieh ! «
    Und jedes Mal wenn er krähte ... klack! ... legte
jedes von den Hühnern ein
schönes, farbiges Ei von Zucker, Schokolade oder Marzipan, je
nach der Farbe
des Huhnes. Die Eier kullerten alle in das Innere des großen
Nestes hinunter
und wurden dort von vielen Tausenden kleiner, schneeweißer und
knallgelber
Osterhäschen aufgesammelt, fein säuberlich in
Körbchen und kleine Taschen
gepackt und ordentlich aufgestapelt. »So geht das
immerfort«, erklärte der
Sandmann im Vorüberreiten; »der Hahn kräht,
die Hühner legen, die Häschen
sammeln und verpacken, bis das ganze, riesengroße Nest voll
ist. Und dann ist
Ostern. In der Nacht vor Ostern aber nimmt jedes Häschen seine
Eierlast
huckepack und hoppelt damit zur Erde herunter. Dort hat jedes Haus, in
dem
Kinder wohnen, sein bestimmtes Häschen, das in der Osternacht
die Eier bringt.«
    Das alles war natürlich schrecklich interessant.
Peterchen und Anneliese
wollten so gern ihr Häschen noch entdecken; aber es war keine
Zeit, sie ritten
zu schnell. »Es ist ein gelbes Häschen!«
sagte der Sandmann, als Peterchen
ihn fragte. Da waren sie auch schon vorbei und hörten nur noch
von fern ein paar Mal
den großen Hahn krähen. Immer mehr näherten
sie sich jetzt dem großen
Mondberg. Himmelhoch ragte er in die geisterblaue Nacht vor ihnen auf,
steil und
spitz. So einen Berg gab es nirgends auf der Erde; so seltsam
hätte man ihn
sich nicht einmal träumen können; wie von
wachsweißem Teig war er, oder von
gefrorener Schlagsahne. Hopp! ... sprang der Bär über
einen hohen Wall, der
rings um den Berg herumlief, und nun waren sie am Ziele ihres
großen Rittes, in
einer finsteren Schlucht, am Fuße des Mondberges - bei der
Mondkanone.

Die Mondkanone
    Ein bissel unheimlich sah es doch in der Schlucht aus. Da
waren so finstere
Schatten und so sonderbar geformte Steine, dass man sich eigentlich
hätte fürchten
können, wenn man Zeit dazu gehabt hätte. Wenn man
aber keine Zeit dazu hat,
dann fürchtet man sich eben nicht. Das ist eine alte
Geschichte. »Halt Petz!«
rief das Sandmännchen plötzlich. Der Bär war
noch so im Lauf, dass er auf
allen vieren ein Stück weiterrutschte, ehe er sich gebremst
hatte. Dicht neben
einem großen Felskegel, der einen pechschwarzen, langen,
spitzen Schatten über
einen freien Platz warf, hielt er still. Genau an der Stelle, wo der
Schatten
aufhörte, stand die Mondkanone auf einem kleinen
grauweißen Hügelchen. Sie
war halb darin versunken und musste wohl schon viele tausend Jahre hier
stehen,
denn der Mondstaub lag so dick auf ihr, dass nur hie und da noch das
Metall des
gewaltigen Kanonenrohres ein wenig hervorblitzte. Aus grauem Silber war
dieser
Kanonenlauf; noch dicker als ein Regenwasserfass und wohl zehnmal so
lang. Ein
kleines Leiterchen lehnte neben der Mündung, die steil in die
Luft gerichtet
war, und nicht weit davon stand ein Kanonenwischer, zum Putzen des
Laufes, ehe
geschossen wird. Der Wischer sah eigentlich sehr lächerlich
aus, wie eine mächtige,
kreisrunde Igelbürste, mit einem langen Stiel daran.
»Wir sind am Ziel der
Reise!« sagte jetzt das Sandmännchen. Also kletterten
sie eiligst von dem großen
Bären herunter, der sich augenblicklich zum Heimgalopp
umdrehte; er hatte seine
Pflicht getan, wollte sein Futter haben und seine Ruhe im
Bärenstall. Damit
hatte er natürlich recht, bekam zum schönen Dank von
den Kindern noch ein Äpfelchen,
vom Sandmann einen freundlichen Klaps auf den dicken
Bärenschinken und trottete
davon. Die drei Abenteurer aber standen am Fuße des
himmelhohen Berges, und das
Sandmännchen nahm eine sehr feierliche Miene an. Jetzt kam
nämlich das große
Ereignis, dessentwegen sie die Reise gemacht hatten: die Begegnung mit
dem
Mondmann und die Eroberung des Beinchens. Hoch oben, auf der
höchsten Spitze
des Berges, hauste der Mondmann, und dort stand auch in einem kleinen
Wald die
Birke, an der das Beinchen damals hängengeblieben war. Mit
großer Wichtigkeit
erklärte der Sandmann den Kindern, dass er sie jetzt in die
Kanone hineinladen
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