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Peterchens Mondfahrt

Titel: Peterchens Mondfahrt
Autoren: Gerdt von Bassewitz
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würde, zuerst den Sumsemann, dann das Peterchen, dann die
kleine Anneliese,
denn man müsse auf den Berg hinaufgeschossen werden; anders
sei es unmöglich,
dort hinaufzukommen. Wenn sie aber alle oben wären,
müssten sie in dem kleinen
Wald das Beinchen suchen, es von dem Bäumchen herunternehmen
und dem Sumsemann
vorsichtig, an der richtigen Stelle, mit Spucke wieder ankleben. Sollte
ihnen
beim Suchen etwa der Mondmann begegnen, der dort oben immerfort
herumliefe, so
sei das auch weiter nicht schlimm. Artigen Kindern könne er
nichts tun, wenn er
auch noch so grimmig täte. Würde aber der greuliche
Kerl gar nicht zu besänftigen
sein, dann gäbe es ein unfehlbares Mittel: die Kinder sollten
nur ihre
Sternchen zur Hilfe rufen. Sie würden schon sehen, wie das dem
Mondmann bekäme.
Als das Sandmännchen mit seiner Erklärung fertig war,
schnaubte es sich die
Nase, denn ihm war wieder ziemlich gerührt zumute. Dass es von
den beiden,
lieben Kindern Abschied nehmen sollte, ging ihm doch nahe; und
schließlich -
der Mondmann da oben? Es könnte möglicherweise einen
wirklichen Kampf geben,
und einfach war das nicht. Als die Kinder merkten, dass dem guten
Sandmännchen
so ein wenig weich ums Herz war, fielen sie ihm plötzlich um
den Hals, um sich
zu bedanken, und gaben ihm herzhafte Küsschen. Na, das war was
für das Sandmännchen!
    Nun aber
hieß es, ans Werk zu gehen; denn, kam der Morgen, ehe die
Kinder
das Beinchen hatten, so war alles umsonst. Der Sandmann ergriff den
Kanonenwischer, kletterte auf dem Leiterchen zur Mündung der
Kanone und putzte
den Lauf umständlich und gründlich. Es war ja, seit
der Mondmann damals vor
tausend Jahren hinaufgeschossen wurde, nicht mehr daraus geschossen
worden; und
wenn der Lauf innen nicht so blitzblank war wie eine
Kakaobüchse, konnten sich
die Kinderchen leicht beim Herausfliegen die Nasen abscheuern.
Ernsthaft und
aufmerksam guckten sie zu. Ordentlich schwitzen tat das
Sandmännchen, und wenn
es sich mal einen Augenblick verpustete, gab es den Kindern noch gute
Ratschläge,
wie sie den Mondmann behandeln müssten; natürlich
höflich, denn auch die
rohesten und grässlichsten Leute muss man immer
höflich und freundlich
behandeln, dann werden sie nämlich meistens verlegen und ganz
zahm. So, jetzt
war der Lauf blank!
    »Vorwärts
Sumsemann! rein in die Kanone!« rief das
Sandmännchen. Ja ...
wo war denn der? Nirgends war der Maikäfer zu sehen!
    »Er hat sich gewiss versteckt, weil er immer so Angst
hat«, meinte
Anneliese. Na das hatte gerade noch gefehlt! Um sein Beinchen ging es,
und da
kniff er womöglich im letzten Augenblick aus, der Jammerpipps?
    Peterchen fand das höchst unmännlich. Sie
machten sich natürlich
schleunigst auf die Suche nach dem Auskneifer, und richtig! - da lag er
hinter
der nächsten Felsennase, ganz still und stellte sich tot. So
ein Feigling!
    Sandmännchen packte ihn am Kragen und
rüttelte ihn gehörig.
    »Summ - summ - wenn es schießen tut,
Hab' ich Angst, hab' ich Angst, ich geh' kaputt!«
    stotterte der edle Ritter, als man ihn zur Rede stellte.
»Ach was«,
polterte der Sandmann, »Seinetwegen wird die Sache gemacht,
und da strampampelt
Er hier? Vorwärts, rein in die Kanone!«
    Im Augenblick war er gepackt, hochgehoben und, obwohl er wie
toll zappelte, köpflings
in den Lauf gestopft. Die Kinder mussten laut lachen, so komisch sah
das aus.
Sandmännchen aber lief geschäftig zum hinteren Ende
der Kanone, richtete die Mündung
nach dem Gipfel des Berges, zielte genau, rief: »Achtung -
Augen zumachen!«
und riss an der dicken Abzugsschnur. Bums!!! ... gab es einen
gewaltigen Knall,
ein dicker Dampfstrahl fuhr aus dem Lauf der Kanone, und mitten darin
sah man
den Sumsemann wie ein braunes Kanonenkügelchen gen Himmel
sausen. Der Sandmann
beobachtete den Schuss ganz genau. Ja, er hatte gut gezielt; der
Maikäfer war
oben!
    Nun kam Peterchen an die Reihe. Er wurde hochgehoben.
»Glück auf die Reise!«
sagte das Sandmännchen und ließ ihn sacht in den
Kanonenlauf hinunterrutschen.
Komisch war's da drin, wirklich wie in einer großen
Kakaobüchse!
    Peterchen wollte sich gerade noch ein bisschen diese
sonderbare Umgebung
besehen, da hörte er, wie draußen das
Sandmännchen rief:
    »Augen zu!«
    Schnell kniff er die Augen zu. In demselben Augenblick gab es
auch schon
einen Knall rings um ihn herum und ... sirrrrrrr... schwirrte er aus
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