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Peterchens Mondfahrt

Titel: Peterchens Mondfahrt
Autoren: Gerdt von Bassewitz
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Entdeckung so, dass er die Flügel entfaltete, selig zu
brummen anfing
und den Kindern noch vorausfliegen wollte, trotzdem sie so schnell
liefen, als
sie konnten... Da ereignete sich etwas Unerwartetes: Hinter einem
großen Stein,
der neben der Birke lag, sprang plötzlich der Mondmann
zähnefletschend und brüllend
hervor. Die Kinder blieben auf der Stelle stehen und fassten sich bei
der Hand.
    Greulich sah der Mondmann aus! Riesengroß war er,
hatte ein graues,
verhungertes Gesicht, so voller Falten und Runzeln wie ein alter
Stiefel.
Schauderhaft hässlich war sein Mund; eine Schnauze war es
fast, mit langen,
gelben Zähnen; um seinen Kopf starrte verfilztes schmutziges
Haar, und der Bart
hing in wüsten Zotteln auf seine lange,
    eisgraue Kutte; auf dem Rücken baumelte ihm an einem
Strick ein großes
Reisigbündel, und in der einen Hand trug er eine
mächtige, blanke Axt. So
stand er vor den beiden kleinen, mutigen Hemdenmätzen. Mutig
waren sie, das muss
man sagen; denn, trotzdem sie einen tüchtigen Schreck bekommen
hatten, nahmen
sie nicht Reißaus, wie das gewiss viele andere Kinder getan
hätten, sondern
blieben tapfer stehen. Peterchen machte sogar eine schöne
Verbeugung und,
obwohl ihm das Herz gewaltig klopfte, fragte er den wilden Mann
höflich, ob er
hier oben wohl ein Maikäferbeinchen in Verwahrung habe. Der
Mondmann fletschte
die gelben Zähne und brüllte:
    »Was wollt ihr winzigen Würmer hier? Was
wollt ihr in meinem Waldrevier?
Ein Maikäferbein, ein Maikäferbein, Soll hier auf
meinem Mondberg sein?«
    Peterchen erzählte ihm nun unerschrocken alles, was
er von der
Beinchengeschichte wusste, und Anneliese nickte immer zur
Bestätigung mit dem
Kopfe, denn sprechen konnte sie nicht vor Herzklopfen. Der Mondmann
aber stand
dabei grimmig grinsend vor ihnen, schaukelte immer von einem Bein auf
das andere
und schnüffelte mit seiner Schnauze nach den kleinen
Äpfelchen, die sie bei
sich hatten. Als Peterchen ihn dann am Schluss seiner
Erzählung bat, das
Beinchen herzugeben, fauchte er:
    »Du bittest mich sehr? - Was gibst du mir, Wenn ich
es dir gebe, denn wieder
dafür?«
    Anneliese hielt ihm schnell ihr letztes Äpfelchen
hin. Rapps! ... hatte er
es gefressen und schnüffelte nach Peterchens
Körbchen, in dem auch noch
einiges übrig war. Höflich gab es Peterchen ... fort
war's! Und während der
Unhold noch diesen zweiten Apfel schmatzend verschlang, roch er schon
die
Pfefferkuchen, die der Weihnachtsmann ihnen mit auf die Reise gegeben
hatte.
Gierig wollte er sie haben. Es war gewiss für die Kinder ein
schwerer Entschluss,
aber sie gaben ihm auch die schönen Pfefferkuchen. Man musste
sich wirklich
ekeln und entsetzen; denn mit dem bunten Einwickelpapier und mit dem
Bindfaden
fraß der wüste Mann die Päckchen, wie ein
Ochse, der Heu frisst. Währenddessen
aber schielten seine grünen Augen schon nach dem Hampelmann,
den Peterchen
unter dem Arm hatte. Er wollte ihn durchaus haben, und als Peterchen
ihn zögernd
reichte ... nein, das war wirklich toll ... da biss er ihn mitten durch
und
schluckte ihn herunter, etwa wie unsereiner eine Erdbeere!
    Peterchen war noch ganz starr von dem Schreck über
diesen Hunger, da griff
der Mondmann schon nach Annelieses Püppchen. Das war nun sehr
schlimm!
    Anneliese wollte ihr Püppchen durchaus nicht hergeben
und fing bitterlich zu
weinen an.
    »Immer her, immer her mit dem Puppenkind!
Sonst geb' ich das Beinchen nicht raus! - geschwind!«
    brüllte der wilde Mann. Ja, um den Preis musste auch
das liebe, kleine Püppchen
geopfert werden. Es war furchtbar!
    Anneliese hielt sich beide Augen fest zu und weinte
schrecklich, als er ihm
den Kopf abbiss, dass die Porzellansplitter nur so knisterten zwischen
seinen
scheußlichen Zähnen. Nicht einmal in die Schnauze
schnitt er sich dabei! Das
hatte sie nämlich im stillen gehofft. Dann war auch dies
Püppchen
verschlungen, das letzte, was sie hatten. Der Mondmann strich sich den
Bauch und
leckte sich die Schnauze vor Behagen; die Kinder aber dachten:
»Nun ist er
zufrieden und gibt uns endlich das Beinchen heraus«, denn es
hatte ihm doch
alles, auch das Porzellanköpfchen vom Püppchen und
der Sägespäneleib vom
Hampelmann, prächtig geschmeckt. Nein, der Unhold lief schon
wieder schnüffelnd
herum, als hätte er noch immer nicht genug!
    Das war doch eigentlich toll! Peterchen war sehr
entrüstet über solche
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