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Peterchens Mondfahrt

Titel: Peterchens Mondfahrt
Autoren: Gerdt von Bassewitz
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ihr prutzeln und braten und knusprig schwitzen!«
    brüllte er und schwang mit greulichem Grunzen das
Messer. Jetzt hob
Peterchen zum dritten Male sein kleines Holzschwert, und zum dritten
Male
geschah etwas für den Mondmann ganz Unerwartetes:
    Rauschend fuhr es aus der Höhe herunter, mit
pechschwarzen, riesigen Flügeln.
Über den Mondberg hin ging ein Wirbelwind, dass sich die
grauen Bäume, die so
tot und unbeweglich gestanden hatten, knisternd bogen, gleich
Grashälmchen auf
einer Wiese. Was war das?
    Der Sturmriese kam den Kindern zur Hilfe. Mit seinen
mächtigen Fäusten riss
er im Walde den dicksten Baum aus dem Boden, warf ihn krachend
über den
Mondmann und war im Nu wieder fort, wie er im Nu gekommen war. Das ging
wieder
so schnell, dass man sich kaum darüber besinnen konnte, und
die Kinder merkten
erst richtig, was geschehen war, als sie den Mondmann jetzt wie einen
geprügelten
Riesenhund vor Wut und Schmerz aufheulen hörten. Unter dem
Baumstamm lag er
festgeklemmt auf dem Boden, konnte sich nicht rühren und
brüllte so fürchterlich,
dass der ganze Berg davon zitterte. Peterchen hatte jetzt
natürlich einen
gewaltigen Mut. Er wusste, dass auf sein Kommando die großen
Naturgewalten
herbeikamen. Also ging er unverzagt, sein kleines Schwert in der Hand,
ganz
dicht an den gefangenen Unhold heran und sagte: »Siehst du,
Mondmann, das kommt
davon, dass du das Beinchen nicht herausgeben und uns auffressen
wolltest,
trotzdem wir dir schon so viel zu essen gegeben hatten. Nun bist du
gefangen und
kannst nichts machen, und wir, wir holen das Beinchen und
lachen!«
    Anneliese aber machte ihm eine lange Nase und sagte:
»Ätsch!«
    Man kann sich wohl denken, wie das den Mondmann
ärgerte. Er pfiff vor Wut
wie ein verrostetes Türschloss, spuckte nach den Kindern und
fletschte die Zähne.
    »Oooh! wenn auch Feuer,
Wasser und Wind
Mit euch im Bunde gegen mich sind
Wartet nur, wartet, ich will mich schon rächen,
Euch freche Wichte noch spießen und stechen!«
    So fauchte er und zerrte dabei wütend an dem Baum,
unter dem er festgeklemmt
lag. Furchtbar stark musste er sein, denn wirklich bewegte sich der
dicke Stamm
über ihm von seinem wütenden Rütteln so,
dass Peterchen schnell zurücksprang.
Es war auch die höchste Zeit gewesen! Krick - krack! brachen
ein paar Äste,
der Baum rollte schwerfällig herum, und der Mondmann kam frei.
Dicken Schaum
hatte er vor Grimm an der Schnauze.
    »Jetzt ist es mit eurer
Frechheit vorbei!
Jetzt hau' ich euch mit der Axt entzwei!
Jetzt stampfe ich euch zu Mus und Brei!«
    So heulte er, griff nach seiner mächtigen, blanken
Axt, da ihm das Messer
vom Sturmriesen zerbrochen worden war, und stürzte
vorwärts...
    Peterchen hob wieder sein
Schwert, aber im Augenblick hatte der Mondmann es
ihm aus der Hand geschlagen. Da rief Anneliese plötzlich ganz
laut:
    »Sternchen - Sternchen - kommt
herbei!«
    Die Kinder wären ganz
gewiss verloren gewesen, wenn Annelieschen nicht
gerufen hätte, denn Peterchen war im Augenblick so erschreckt,
dass er nicht wusste,
was er tun sollte. Auf Annelieses hellen Ruf aber geschah jetzt das
Wunderbarste:
    Ein weißes Leuchten ging vom Himmel nieder, und neben
den Kindern standen,
in einer Geschwindigkeit, die man nicht ausdenken kann, ihre beiden
Sternchen
mit gegen den Mondmann hoch erhobenen Händen. Blendendes Licht
strahlte von
diesen Händen gegen die weit aufgerissenen Augen des Unholdes,
als er eben die
Kinder packen wollte. Er stutzte, als sei er mit einem Hammer vor den
Schädel
geschlagen, taumelte zurück, ließ die Axt fallen und
fuhr sich mit beiden Händen
an die Augen.
    »Nanu - was ist das? - bin
ich blind?
Ich sehe nicht mehr, wo die Kröten sind!
Ich kann sie nicht finden - ich kann sie nicht sehen ! «
    keuchte er, tappte tolpatschig im Walde herum und
stieß immerfort, weil er
vollkommen geblendet war, mit seinem dicken Kopf an die Bäume
und Felsen. »Au!«
- brüllte er jedes Mal und torkelte weiter.
    »Hier müssen sie sein! - Dort
müssen sie stehen!« schnaufte er
und lief - bums! - genau in der verkehrten Richtung wieder gegen
einen spitzen Felsen, dass ihm das Blut nur so herausspritzte. Aber
trotz allem
rappelte er sich wieder hoch und lief wie ein Besessener weiter.
Schließlich hörten
sie nur noch ganz fern, wie er schrie: »Ich
freß' euch mit Haut und Haaren, Gezücht! Ihr entgeht
mir nicht - ihr
entgeht mir nicht ! «
    Die
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