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Peterchens Mondfahrt

Titel: Peterchens Mondfahrt
Autoren: Gerdt von Bassewitz
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Klee, sondern hier wuchs das Spielzeug. Alles, was man sich nur irgend
denken
kann, wuchs hier; von den Soldaten bis zu den Püppchen und
Hampelmännern, von
den Murmelkugeln bis zu den Luftballons. Auf bunten Feldern und Wiesen,
in
niedlichen grünen Gärten, an Sträuchern und
Bäumchen, überall sprosste, blühte
und reifte es.
    Eine Bilderbücherwiese war da, auf der alle
Bilderbücher wie Gemüse
wuchsen. Das sah sehr bunt und vergnügt aus; manche waren noch
nicht entfaltet
und wie Knospen in ihren Hüllen, kleine Rollen in allen
Farben; manche waren
schon auf, schaukelten im Winde und blätterten um. Daneben sah
man Beete mit
Trompeten und Trommeln. Wie Kürbisse und Gurken kamen sie aus
der Erde hervor.
Nicht weit davon waren große Rasenfelder mit Soldaten
bewachsen, die zum Teil
schon weit aus der Erde herausguckten, zum Teil noch bis an den Hals
darin
steckten oder erst mit der Helmspitze hervorsahen wie kleine Spargel.
Dann war
ein Feld dort, auf dem die Petzbären wuchsen. Ein kleiner
grüner Zaun lief
rings herum, denn einige von den drolligen Tierchen waren schon reif,
von ihren
Wurzeln los und purzelten quiekend herum. Auf der andern Seite wieder
waren Gärten
mit großen und kleinen Sträuchern, an denen Bonbons
in allen Farben und Größen
wuchsen. Kleine Teiche von roter und gelber Limonade glänzten
zwischen
Schilfwiesen, in denen aus den raschelnden Halmen silbrige Schilfkeulen
wuchsen
- die Zeppelinballons, Niedliche, summende Flugmaschinen flogen dort
als
Libellen herum. Ganz besonders schön waren auch die
großen Tannen, an denen
die vergoldeten Äpfel und Nüsse wuchsen, und die
Pfefferkuchenbäume. Sie
standen meistens in Gruppen auf kleinen, runden Plätzen mit
Krachmandelkies. Überall
hörte man in Bäumchen und Sträuchern eine
süße Zwitschermusik. Die kam von
den bunten Spielzeugvögelchen, die zwischen
Pfefferkuchenzweigen und
Bonbonknospen herumhuschten. Sie hatten dort ihre Nesterchen, in denen
sie fleißig
Pfefferminzplätzchen legten. Viele brüteten auch,
damit noch mehr Vögelchen
zu Weihnachten auskröchen. Sie sind ja sehr beliebt bei den
Kindern auf der
Erde; besonders wenn sie mit Plätzchen gefüllt sind -
man weiß das. Das Schönste
aber, was man hier sehen konnte, war eigentlich der Puppengarten. Ein
ganzer
Wald von bunten Büschen und Bäumchen auf
grünem Sammetrasen, von einem
goldenen Zaun umgeben. An den Büschen und Bäumchen
saßen Tausende und aber
Tausende von Puppen und Püppchen. Wie kleine Blumen wuchsen
sie an den Zweigen;
zuerst nur Knospen von Sammet oder Seide, dann Blümchen mit
kleinen Gesichtern
in der Mitte und dann endlich Püppchen oder Puppen mit Haar,
Schuhen und
Schleifen in allen Größen und Farben. An feinen,
silbernen Stielen hingen sie
von den Zweigen und konnten abgepflückt werden. Ein kleiner
See war auch im
Puppengarten, ganz bedeckt mit wunderschönen Wasserrosen. Wenn
die aufblühten
und ihre weißen oder gelben seidenen Blätter
auseinander falteten, so gab es
einen kleinen, klingenden Knall, und in der offenen Blume lag ein
rosiges Badepüppchen.
Sehr lustig war das!
    Ja, und dann gab's noch so einen kleinen, seltsamen Wald, ein
wenig versteckt
in einem tieferen Tal, so seitwärts, hinter einer
Marzipanschweinezüchterei.
Ganz kahl war's da, ohne ein Blättchen; nur Bäumchen
mit Ruten. Immerfort
pfiff ein Wind, dass die Ruten sich bogen. Kein Vögelchen
zwitscherte, kein
Flugmaschinchen summte; es war nicht sehr freundlich in dem Wald. Man
brauchte
ihn eigentlich auch gar nicht zu bemerken, so versteckt lag er. Aber er
war doch
da auf der Weihnachtswiese - der Rutenwald.
    Man kann sich wohl denken, wie den Kindern zumute war, als sie
alle diese
zauberhaften Dinge sahen, während sie an der Hand des
Sandmännchens über
Krachmandel- und Schokoladenwege, über Zuckerbrücken
und Marzipanstraßen
hinwanderten zu einem kleinen sanftleuchtenden Berge, der die Mitte des
Ganzen
bildete. Dort liefen alle Wege und Straßen zusammen auf einen,
von Tannenbäumchen
umhegten Platz. Auf diesem Platze aber - ja, das war das
Allerschönste! stand
die goldene Wiege des Christkindchens. Neben der Wiege, auf einem
schönen,
himmelblauen Großvaterstuhl saß der Weihnachtsmann in
seinem pelzverbrämten
Rock mit einer silbergrauen Pudelmütze und
schneeweißem Bart. Er hatte eine
lange, schöne Pfeife mit bunten Troddeln im Munde, aus der er
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