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Peterchens Mondfahrt

Titel: Peterchens Mondfahrt
Autoren: Gerdt von Bassewitz
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Ungetüm dem
kleinen Peterchen gegenüber den Rachen aufriss und wild mit
den bösen Augen
glotzte. Schwupp! flog ihm der Apfel, gut gezielt, in den weiten, roten
Schlund.
Schwapp! klappte der Rachen zu, und, das war sehr komisch, abwechselnd
grün und
rot wurden die Augen, als wüsste der Bär nicht, ob er
noch böse oder schon
gut sein sollte. »Seht ihr, halb ist er schon bezähmt
und gut!« rief das
Sandmännchen sehr vergnügt. »Nun schnell
noch einen zweiten Apfel, dann ist
er zahm wie ein Kätzchen ! «
    Anneliese stellte sich auf die Zehenspitzen mit einem Apfel im
Händchen. Sie
war wirklich noch sehr klein, denn sie reichte lange, lange nicht
hinauf bis an
den großen Rachen, der über ihr aufklappte, als der
Duft von dem Äpfelchen
kam. Also hob das Sandmännchen die kleine, tapfere Anneliese
hoch, dass sie
ordentlich zielen konnte, und - happs! hatte der Bär das
Äpfelchen
verschluckt. In demselben Augenblick bekam er rote, gutmütige
Augen und leckte
sich, zufrieden wie ein kleiner Hund, die Schnauze. Das war eine Freude!
    »Er kann auch Kunststückchen
machen«, sagte der Milchstraßenmann.
Natürlich
musste er Peterchen nun die Pfote geben und vor Anneliese gar ein
Männchen
machen. Oooooh, wie das aussah!
    Bis oben in die Kuppel des Saales reichte er hinauf, als er
sich gutmütig
aufrichtete vor Anneliese, die wie ein winzig, winzig kleiner,
weißer Floh vor
ihm stand in ihrem Hemdchen. Der Eismax war ganz begeistert von der
Kühnheit
dieses kleinen Mädchens. Er kam und küsste ihr die
Hand, wie einer großen
Dame. Nun war Anneliese natürlich wieder ein bissel verlegen.
Es gab aber jetzt
keine Zeit mehr zu verlieren. Der Milchstraßenmann kam schon
mit einer Leiter
zum Aufsteigen herbei, während die Kinder der Nachtfee und
ihren Gästen ade
sagten. Eine Menge Küsschen bekamen sie dabei von allen.
Peterchen dachte: ›Der vom Taumariechen hat am besten
geschmeckt -
wunderschön! und der von
der Blitzhexe am schlechtesten: so ein bisschen brenzlig!‹
    Anneliese fand den Kuss vom Morgenstern am schönsten
und den vom
Regenfritzen gar nicht sehr schön - so ölig! Heimlich
wischte sie sich das Mäulchen
ab, aber ganz heimlich nur, denn es war doch sehr nett, dass alle diese
wilden
Wesen so freundlich zu ihnen waren. Man durfte sie gewiss nicht
beleidigen.
Inzwischen hatte der Milchstraßenmann die Leiter an den
großen Bären gelegt,
und nun kletterten die vier auf den Rücken des gewaltigen
Tieres. Sandmännchen
saß vorn und lenkte ihn bei den Ohren, dann kam Peterchen,
dann Anneliese und
ganz zuletzt der Maikäfer, der wieder eine bedeutende Angst
hatte und so dicht
an Anneliese heranrutschte, als es nur irgend möglich war. Als
sie sicher oben
im weichen Fell saßen, winkte ihnen die Nachtfee mit allen
ihren Gästen noch
einmal lieb und freundlich zum Abschied; und dann ging's los!
    »Hopp, Petz!« rief das
Sandmännchen. Der gewaltige Bär schnaufte einmal
und noch einmal wie eine Lokomotive und stürmte aus dem Saal,
über die
Wolkenberge, die das Schloss trugen, hinaus ins Weite, so rasend
schnell, dass
den Reitern fast Hören und Sehen verging.

Der Ritt auf dem großen
Bären
    Ja, das war ein Ritt! Von der Geschwindigkeit entstand ein
Summen und Brausen um
die vier Reiter, dass man denken konnte, ein Sturm käme daher.
Helle Funken
stoben dem Bären aus dem Rachen und glühten hinter
ihm als eine schimmernde
Lichtbahn durch den pechdunkeln Weltenraum. Dicht aneinandergeschmiegt
saßen
sie, tief auf das weiße Bärenfell gebeugt; kein Wort
konnten sie sprechen.
Sandmännchens Zipfelmütze flog wie eine kleine Fahne
im Sturm, und Anneliese musste
ihr Püppchen schrecklich festhalten, sonst wäre es
ihr fortgepustet worden. So
ging es eine ganze Weile. Da kam ihnen etwas durch die Nacht entgegen.
Ein
riesengroßer, leuchtender Klumpen, näher und
näher! Es sah aus wie ein Kopf
mit einem wehenden, weißen Bart, der viele hundert Meilen lang
war. Ein Komet
war es, der um den Mond herumgeflogen war und ihnen nun auf seiner
Reise
begegnete. Gut nur, dass sie auf dem großen Bären
ritten, denn sonst wäre
diese Begegnung sehr gefährlich gewesen. Als nämlich
der Komet immer näher
kam, sahen sie, dass er seinen Weg gerade auf sie zu nahm.
Plötzlich aber stieß
der Bär ein drohendes Gebrüll aus und schnaubte ganze
Ströme von Funken vor
sich her, während er seine furchtbaren Zähne
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