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Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers

Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers

Titel: Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers
Autoren: Thomas Lötz , Peter Neururer
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Artikel über diesen Vorfall, aus dem der Leser den Eindruck erhalten muss, dass der Trainer sich seinen Weg in Luxemburg regelrecht freigeschossen habe. Bei Veröffentlichung des Beitrags ist Neururer seit ein paar Tagen nicht mehr in Duisburg beschäftigt, wo das Sparen zuvor munter weitergegangen ist.
    Neururer erhält einen Anruf von Walter Hellmich, der ihm zum wiederholten Mal eine Frage stellt, die er eigentlich an Manager Hübner zu richten hat:
    »Trainer, wer ist eigentlich unser teuerster Spieler?«
    »Wie, unser teuerster Spieler?«
    »Ja«, sagt Hellmich, »es gibt wieder Probleme mit der Lizenzierung - also, bitte, wer ist unser teuerster Spieler?« »Ich weiß es nicht, aber ich gehe mal davon aus, dass das
    Dorge Kouemaha ist«, sagtNeururer. Der Stürmer aus Kamerun ist für ihn einer der wichtigsten Männer zu dieser Zeit.
    »Dann müssen wir den verkaufen«, stellt Hellmich fest.
    »Präses, das ist nicht dein Ernst!«
    Kouemaha wird verkauft, die Mannschaft und ihr Trainer sind sauer. Auf dem Platz aber läuft Duisburg immer mehr in die richtige Richtung, Richtung Aufs tiegsplatz.
    Im Pokal gewinnt man zunächst gegen Erfurt, in der zweiten Runde in Mönchengladbach, dann setzt es nach einer desolaten Vorstellung im Achtelfinale eine o:5-Klatsche beim Ligakonkurrenten FC Augsburg. Die mitgereisten MSV-Fans sind aufgebracht wegen der fürchterlich schwachen Leistung. Neururer beruhigt die Anhänger, entschuldigt sich für die peinliche Darbietung - von Präsident Hellmich und von Manager Hübner ist in dieser unangenehmen Situation nichts zu sehen.
    Am Tag darauf sitzt Neururer mit seiner Frau bei seinem Lieblingsitaliener »La Scala« in Gelsenkirchen zum Abendessen, sein Handy klingelt. Bruno Hübner:
    »Trainer, ich muss dich mal sprechen.«
    »Passt gerade nicht. Ich sitze beim Essen mit meiner Frau.«
    »Kann ich nicht dazukommen?«, fragt Hübner.
    »Klar, kannst du, aber dann musst du auch bezahlen«, witzelt Neururer.
    Hübner erscheint im Restaurant, begrüßt das Ehepaar Neururer und sagt mit einem süffisanten Lächeln:
    »Trainer, es ist so weit. Ich soll dir mitteilen, der Präsident will sich von dir trennen.«
    »Wenn der Präsident sich von mir trennen will, soll er mir das bitte selbst sagen«, sagt Neururer und ist noch Stunden später erstaunt. Hatte Hellmich ihm nicht vorgeschlagen, Hübner zu entlassen und hatte er, Neururer, sich nicht solidarisch mit dem Manager erklärt und Hübner damit im Job gehalten?
    Am Tag darauf wird Neururer in Duisburg beurlaubt, sein Nachfolger wird Milan Sasic. Neururers Vertrag läuft anderthalb Jahre weiter, aber es gibt noch ein Nachspiel.
    In der Winterpause, kein Vierteljahr nach seiner Beurlaubung, ruft Bruno Hübner bei Neururer an. Der MSV-Manager fragt:
    »Du, Trainer, wenn wir aufsteigen, dann verlängert sich dein Vertrag doch zu besseren Bezügen automatisch um ein weiteres Jahr?«
    »Ist richtig«, sagt Neururer. »Und ich gehe auch davon aus, dass ihr mit der Mannschaft aufsteigt.«
    »Ja, aber um ganz sicherzugehen, müssten wir noch drei Spieler holen«, sagt Hübner und kommt zum Punkt. »Und wenn du bis zum Saisonende auf dein Gehalt verzichten und uns das als eine Art Anleihe zur Verfügung stellen würdest...«
    »Es ist eine Unverschämtheit, mir so eine Frage zu stellen«, poltert Neururer und beendet das Gespräch. Er wird seinen Vertrag erfüllen - aber damit ist das Kapitel Duisburg immer noch nicht abgeschlossen.
    Mit über 20 Jahren und 560 Einsätzen im bezahlten Fußball bricht Peter Neururer mit einem seiner Prinzipien. Erstmals kritisiert er einen anderen Trainer in aller Öffentlichkeit. Über seinen Nachfolgerin Duisburg, Milan Sasic, sagt Neururer, der sei ein »ganz mieser Kollege«. Nach einer Niederlage mit dem MSV hat der Kroate die Arbeit seines Vorgängers Neururer dafür verantwortlich gemacht, der habe die Mannschaft in einem schlechten Fitnesszustand zurückgelassen, behauptet Sasic.
    Neururer spricht daraufhin Sasic direkt an, doch der streitet ab, die Äußerungen in der zitierten Form gemacht zu haben.
    Neururer glaubt dem Kroaten nicht. Wenn Sasic sich falsch zitiert gesehen hätte, so Neururers Wahrnehmung, hätte er seinen Vorgänger ja auch anrufen können, um klarzustellen, dass er falsch wiedergegeben worden sei.
    Aufgrund seiner deutlichen Worte werden Neururer Sanktionen seitens des DFB angedroht, vom Einsatz des Kontrollausschusses ist sogar die Rede. Neururer wird aufgefordert, seine
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