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Perth

Perth

Titel: Perth
Autoren: Peter Martin
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bringe es einfach nicht übers Herz, es zu tun, wenn es ihr eigentlich gut geht. Wenn das Wetter kalt ist, hat sie nachts eine Wärmelampe; sonst ist bei ihr alles in Ordnung!
    Ich hoffe, dass es Ihnen allen gut geht und dass Sie das Leben genießen. Nochmals vielen herzlichen Dank für das Buch. Herzlichst , Barbara

    Man kann sich den Jubel in unserem Haus vorstellen, nachdem ich den Brief laut vorgelesen hatte. Wir tanzten im Wohnzimmer herum. »Mein Gott, mein Gott, mein Gott«, rief Cindy, »Perth lebt noch !«
    »Es ist wie eine Auferstehung«, sagte ich, »Perth ist neu geboren worden. Sie ist unsterblich! Ewig! Sie ist wie ein Phönix, der aus der Asche unserer Ängste und Zweifel aufsteigt. Was für ein Hund!«
    Andrew verstand genau, was geschehen war.
    »Denkt doch nur«, schrie er, »in einem Monat werden wir sie wiedersehen! Ich kann es gar nicht erwarten, mit ihr zum Feld zu laufen .« Claire erfasste die Freude im selben Moment und sie sprang aufgeregt herum. Aber erst nach einer Weile begriff sie, mit welchen Entscheidungen über Leben und Tod wir gekämpft, welche Düsternis und welchen Triumph wir erlebt hatten.
    »Und Barbara sagt, dass es ihr gut geht«, fügte Cindy hinzu. »Wenn man sich das überlegt; acht Monate lang dachten wir, dass sie für immer fort ist. Jetzt, aufgrund dieses einen Briefs, existiert das nicht mehr. Es war nie real. Ich weiß einfach, dass sie noch lange bei uns sein wird. Und wir werden sie nie mehr verlassen, was auch geschieht .«
    Ich stimmte zu. Und dieses Mal wusste ich, dass wir Perth nie mehr verlassen würden. Es konnte gar nicht anders sein. Sie hatte alles überlebt.
    Wir kamen Ende Mai an einem sonnigen, klaren Morgen in England an. Die Landschaft wirkte im fröhlichen Sonnenlicht prächtig. Die Kletterrosen bedeckten in verschwenderischer Fülle Wände und Tore, die Bäume hatten sich in ihr frisches, sauberes Grün gekleidet, die Wiesen waren smaragdfarben und die violette Glyzinie rankte überall herunter. Alles funkelte im frühen Morgentau . England hatte noch nie so schön ausgesehen, und es war gut, am Leben zu sein.
    Am späten Morgen kamen wir in Bury an und fuhren direkt zur Hundepension. Unsere Herzen klopften wild. Wer hätte an dem deprimierenden Morgen vor neun Monaten, als ich Perth voller Verzweiflung zu ihrer, wie wir damals glaubten, letzten Station trug, gedacht, dass wir sie nun wieder abholen würden? Unsere traurigen Herzen waren erfüllt von einer hellen morgendlichen Hoffnung im jungen Frühling.
    Barbara war noch nie so erfreut gewesen, uns zu sehen. Dieses Mal umarmten wir sie alle. Sie stand in ihrem großen Morgenmantel inmitten ihrer Hunde auf dem Hof, der Engel, der Perths Befreiung erwirkt hatte. Wir waren der Meinung, dass sie heilig gesprochen werden sollte. Die heilige Barbara von der Hollow Farm. Sie ging flott zur Scheune, um Perth zu holen. Nach ein paar Sekunden kam sie heraus. Sie sah sehr gut aus. Vielleicht konnte sie uns über den Hof nicht klar erkennen, aber sie rannte auf uns zu. Sie hinkte leicht, aber sie rannte. Ihr Fell war sauber und glänzte wie der helle Tag. Wir liefen ihr entgegen und schlossen sie in unsere Arme. Sie roch gut, so wirklich.
    Wir verabschiedeten uns von Barbara, und weiter ging’s zum Appletree Cottage. Es war wunderschön anzusehen. Die Glyzinien rankten in großen violetten Kugeln am Haus herunter und überall waren Blumen. Wir rannten in den Garten und atmeten die Sommerluft ein, die duftend von den Feldern herüberwehte. Der Ausblick war beruhigend und magisch. Der Fluss bahnte sich strahlend blau seinen Weg durch das Tal. Perth machte sich sofort daran, überall herumzuschnuppern, sie wedelte wild mit dem Schwanz. Das Leben hatte für sie wieder begonnen, und für uns auch.
    Seit unserer Rückkehr nach Bury haben wir viele idyllische englische Sommer erlebt, aber dieser Sommer war der freudige Höhepunkt. Wir waren alle zusammen, die ganze Zeit. Perth blieb bei guter Gesundheit. Sie hoppelte zwar herum, hörte und sah schlecht, aber sie hatte keine Schmerzen. Und es ging ihr weiterhin gut. In diesem Sommer war sie neunzehn. Sie lebte noch zwei weitere Jahre und erreichte umgerechnet ein menschliches Alter von 147 Jahren. Und was für ein Leben war es gewesen, voller Mut, Durchhaltevermögen, Abenteuer, Freiheit und Überlebenskampf. Sie war nicht jedermanns Liebling gewesen, aber sie war ein genialer Hund.
    Wir begruben sie im Garten. Dort liegt sie heute. Der Rasenmäher rollt über
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