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Perth

Perth

Titel: Perth
Autoren: Peter Martin
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lassen. In dieser Gegend werden viele Hunde gestohlen, besonders Beagles. Verrückte Wissenschaftler führen grausame Experimente mit ihnen durch. Einem tätowierten Hund tun sie nichts .«
    »Wird es ihm weh tun ?«
    »Nein, überhaupt nicht.« Und schon legte er meine Initialen, PEM, in seine Tätowierzange ein, schob vorsichtig das linke Schlappohr des Welpen dazwischen und drückte die Zange zusammen. Die Buchstaben erschienen als kleine lilafarbene Linien auf der Innenseite des Ohrs. Der Welpe gab keinen Ton von sich. Es dauerte nur ein paar Sekunden, aber Jahre später sollten sie mit zu den wichtigsten Sekunden unseres Lebens gehören.
    Von Anfang an gab es Probleme. Unserem kleinen Freund wurde auf dem Nachhauseweg im Auto schlecht, und er zerkaute in der ersten Nacht einen Teil des Teppichs in der Wohnung. Aber was uns den größten Teil der Nacht wach hielt, war die Frage, wie wir den Hund nennen sollten. Der Name sollte romantisch und fantasievoll sein, nicht banal und gewöhnlich. Es sollte auch kein verniedlichender oder alltäglicher Name sein, und wir wollten auch keinen übertrieben ausgefallenen Namen wie »Mozart« oder »Shakespeare«. Außerdem sollte er die Energie und Schönheit der Hündin beschreiben. Und sie war wirklich wunderschön. Sie war etwas kleiner als die britische Jagdrasse und gehörte zu den amerikanischen » Blanket-Beagles «, die so wegen ihres schwarzen Rückens, der wie eine Decke aussieht, genannt werden. An den Schultern und am Hinterteil ging das Schwarz in einen goldenen Braunton über, der im unteren Beinbereich dann zum reinsten Weiß wurde. Die Brust war ebenso weiß, und das kurze Fell legte sich auf natürliche Weise sanft in verschiedene Richtungen, so dass es an manchen Stellen wie Kämme von Meereswellen aufeinander stieß. Es war ein Vergnügen, mit dem Finger über ihr Fell zu fahren. Der Schwanz war schwarz und hatte eine weiße Spitze. Und die samtenen braunen Ohren, die elegant auf ihre Schultern herabhingen, wie sie es auf unvergleichliche Weise bei Beagles tun, rahmten ihren sanften braunen Kopf ein, auf dem sich in der Mitte eine einzelne dünne weiße Linie entlangzog . Je eine schwarze Linie umgab darüber hinaus ihre Augen, als hätte jemand dort einen Lidstrich aufgetragen.
    Ich hoffte, dass er viele der Eigenschaften eines echten Beagles hatte — Keckheit, Einfallsreichtum, Humor, Energie — und dass er sich weigerte, Dummheit zu ertragen. Es würde sich erst mit der Zeit herausstellen, aber es sah gut aus.
    »Der Kopf sieht zwar eindeutig weiblich aus, aber ich denke, dass wir ihm keinen weiblichen Namen geben sollten«, sagte Cindy etwa um drei Uhr morgens, während sie ihren Tee schlürfte und der Welpe ausgestreckt auf ihrem Schoß lag.
    »Dasselbe habe ich auch gedacht«, antwortete ich und wurde poetisch. »Es würde ihn nur einengen. Er muss sich mit einer ganzheitlichen Identität auf dieser Erde bewegen. Er braucht einen Namen, der ihn nicht auf sein Geschlecht reduziert, einen unverwechselbaren Namen .«
    In diesem Moment fiel mir plötzlich ein Name ein. »Perth! Wir werden ihn Perth nennen, nach Sir Walter Scotts Roman The Fair Maid of Perth .« Wir waren vor kurzem aus Schottland zurückgekommen, wo wir den Sommer verbracht hatten, und waren noch ganz erfüllt von der romantischen Landschaft, der Magie der Hügel, Berge und Seen, dem Wind in den Bergen und den wilden Echos. Wir hatten auch die wunderschöne Stadt Perth in den Lowlands besucht, die zwischen Edinburgh und Inverness , in der Nähe der Mündung von Schottlands längstem Fluss, dem Tay , liegt. Die Stadt strahlt eine Milde und Zivilisiertheit aus und hat den Ruf, der angenehmste Ort zum Leben in Großbritannien zu sein. In Schottland entdeckten wir tatsächlich viel Romantik und Abenteuergeist — und dies wollten wir auch in unsere Ehe einbringen.
    Mein Vater fand den Namen absurd. »Wie kann man einen Hund nur so nennen ?« , fragte er immer wieder. Es stimmte, der Name kam einem nicht so leicht über die Lippen. Aber mit diesem Namen übertrugen wir auf Perth unseren Traum von der Zukunft. Als wir einschliefen, lag sie völlig friedlich zwischen uns auf dem Bett.
    Am nächsten Morgen zogen wir unsere Badesachen an und gingen den bewaldeten Pfad zu unserem magischen See hinunter. Dort überraschte Perth uns zum ersten Mal. Es war ein warmer Samstag Ende September, das Wasser war kristallklar und immer noch warm, die Hügel, die den See umgaben, waren in die Morgensonne
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