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Perth

Perth

Titel: Perth
Autoren: Peter Martin
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stand, ohne sie zu fressen. »Ich bringe Kindern das Lesen bei und du machst aus dem Hund eine Zirkusartistin !«
    »Hm ja, aber im Gegensatz zu vielen deiner Schüler lernt Perth mit überaus großem Eifer. Sie verfügt über so viel Intelligenz, dass ich das Gefühl habe, man muss sie anzapf en. «
    »Wie wäre es, wenn du deine eigene eingedämmte Intelligenz stattdessen mal anzapfen würdest und mit dem Schreiben weiterkämst? Wenn du deine Arbeit nicht bis zum August fertig hast, kannst du den Job an der Universität, der dir angeboten wurde, nicht annehmen. Dann werden wir arm sein und müssen Perth verkaufen«, sagte Cindy. Währenddessen probierte Perth ein paar ihrer Kunststücke aus, um unsere Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. In schneller Abfolge machte sie drei Rollen hintereinander, setzte sich, stellte sich hin, legte sich schließlich auf den Boden.
    »Sieh dir das an«, sagte ich strahlend.
    »Für mich sieht das programmiert aus. Warum macht sie alle diese Kunststücke auf einmal ?«
    »Vor allem aus Stolz, aber auch, weil sie Hunger hat und noch ein Stück Wurst haben möchte. Wenn sie mit einem Kunststück nicht erreicht, was sie will, versucht sie in der Regel gleich eine ganze Reihe auf einmal .«
    »Wie viele Kunststücke hast du ihr beigebracht ?«
    »Achtzehn.«
    Als ob sie die Frage selbst beantworten wollte, begann Perth rhythmisch zu bellen.
    »Um Himmels willen, ist das auch ein Kunststück? Ihr Bellen hört sich jetzt nicht mal mehr natürlich an .«
    »Keine Angst, sie ist noch in der Lernphase. Bald wird sie das differenzieren und dann nur noch auf Kommando so bellen. Es ist gut für sie. Es schärft ihren Verstand .«
    »Ich frage mich, welche Wirkung es noch auf ihren Verstand haben könnte, von deinem mal ganz abgesehen .«
    In diesen Monaten brachte ich Perth auch wichtigere Dinge bei, vor allem, wie sie sich vor den gefährlichen Straßen und dem Verkehr in Acht nehmen sollte. Am häufigsten werden Hunde durch Autos getötet. Ich begann an einer Straße mit ihr zu üben, die ungefähr dreißig Meter von unserem Haus entfernt war. Es war eine einsame Straße, aber hin und wieder kamen rücksichtslose Autofahrer vorbei. Bei den Kunststücken ging ich spielerisch vor, aber bei diesem Teil der Erziehung war ich gnadenlos. Ich wollte erreichen, dass sie allen Straßen auf dem Planeten Erde misstraute. Nachdem ich ihr beigebracht hatte, keine Pfote auf die Straße zu setzen, außer wenn sie bei mir war, stellte ich sie auf die Probe. Ich stand auf der einen Straßenseite, während sie auf der anderen wartete. Ich ließ ein Stück Fleisch oder ein anderes leckeres Häppchen vor mir hin- und herbaumeln und lockte sie mit verführerischen Worten: »So ein guter Hund; komm mit, Perth, lass uns eine Runde joggen gehen. Na los, komm hierher ! « Anfangs konnte sie nicht widerstehen und überquerte die Straße, aber nach rund einer Woche blieb sie stehen und widerstand allem, was ich tat, um sie hinüberzulocken. Dann nahm ich sie mit nach Cazenovia und zum Missfallen sowie zur Erheiterung von Passanten stellte ich sie an der High Street auf die Probe. Das verlangte ihr aufgrund des Lärms und des Tumults ringsum eine höhere Konzentration ab, aber sie begriff sehr schnell. Sie ließ sich nicht von Menschen ablenken, die stehen blieben, um sie zu beobachten, und rührte sich nicht vom Bordstein fort. Es war zwar etwas riskant, aber ich war vorsichtig, und sie begriff, worum es ging. Es gelang mir, sie absolut straßensicher zu machen. Es war eine Lektion, die ihr zukünftig noch häufig das Leben retten sollte.

Kapitel 2

    D ieser erste Winter mit Perth war der schlimmste, den dieser Teil des Landes seit Jahrzehnten erlebt hatte. Vor Weihnachten fiel die Temperatur unter minus 20 Grad, und es blieb wochenlang so kalt. Der See fror zu und verwandelte sich in eine harte, glasähnliche Fläche, mehrere Quadratkilometer perfektes Eis erstreckten sich vor unseren Augen: ein Wunderland für Schlittschuhläufer. Man konnte meilenweit auf seinen Schlittschuhen dahinschnellen und dabei die Sicht auf die sanften Hügel genießen. Auch Fischer kamen mit Anglerausrüstung zum See. Sie sägten Löcher ins Eis, ließen ihre Angelschnüre ins Wasser hängen und warteten; hin und wieder rührten sie im Wasser, damit es nicht zufror.
    Wir waren mit die Ersten auf dem Eis. Perth rannte und schlitterte mit uns mit, und wir liefen mit unseren Schlittschuhen kreuz und quer über den See. Von Zeit zu Zeit legten
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