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Perth

Perth

Titel: Perth
Autoren: Peter Martin
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langen Zeit, in der sie in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt gewesen war? Würde sie ganz die Alte sein oder war sie in dieser Zeit ein alter Hund geworden?
    Wir kamen nach Bury und fuhren direkt zur Hundepension. Barbara begrüßte uns in ihrem Morgenmantel. Sie sah urkomisch darin aus. Wir waren etwas erstaunt, da wir uns in Williamsburg daran gewöhnt hatten, dass jeder sich immer sauber und ordentlich kleidete. Dort existierte nichts von der ländlichen Einfachheit in Bury . Barbara begrüßte uns unsentimental, freute sich aber für Perth. Es gab keine überschwänglichen Umarmungen, sondern nur flüchtige Küsse auf die Wangen.
    »Heute ist ein Freudentag für Ihren entzückenden Beagle«, sagte sie. »Sie werden doch nicht nächste Woche oder nächsten Monat schon wieder abreisen, oder? Sonst streiche ich Sie aus meinem Adressbuch. Sie war wunderbar, eine richtige Kämpferin. Ihre Gelenke sind etwas steifer geworden, aber das wird sich schnell wieder geben, wenn sie viel herumläuft. Warten Sie, ich hole sie .«
    Perth steckte ihre Nase zur Scheunentür hinaus und kam herausgetrottet. Andrew sah sie zuerst und lief ihr entgegen. Voller Freude trafen sie sich auf halbem Wege. Wir anderen folgten. Sie hatte noch nie besser ausgesehen. Ihr Fell glänzte, ihre Brust leuchtete weiß, und ihr Körper war schlank. Sie heulte fortwährend. Barbara sah dem Ganzen amüsiert zu und war hochzufrieden.
    »Barbara, sie sieht fantastisch aus«, rief ich ihr zu. »Ich kann Ihnen gar nicht genug danken, dass Sie sich um sie gekümmert haben — aber was noch viel wichtiger ist, dass Sie sie geliebt haben. Sie wird noch lange Zeit leben .«
    Andrew und Claire gingen beide zu Barbara und schüttelten ihr die Hand.
    »Danke, Miss Stapeley , dass Sie dafür gesorgt haben, dass Perth so gut aussieht«, sagte Andrew.
    Als wir in den Garten des Appletree Cottages gingen, wurde ich von meinen Gefühlen überwältigt. Endlich wieder da! Alles war so wunderschön. Dies war unser einziges Zuhause. Im Handumdrehen hatten wir unser gewohntes Leben in Bury wieder aufgenommen, und Perth stürzte sich in die grüne Welt hinein. Es war später Frühling, die neuen Rosen blühten, Lämmer und Kälber genossen die neue Frische der Jahreszeit, und es gab so viel für Perth zu sehen und zu tun. Sie streckte ihre Beine und aktivierte Muskeln, die sie lange nicht beansprucht hatte, um wieder über die duftende Sussexerde zu düsen.
    Aber Barbara hatte Recht. Sie war steifer geworden und bewegte sich langsamer. Sie verschwand morgens meistens immer noch, aber sie legte nicht mehr so große Distanzen zurück. Ihr Elan war so groß wie eh und je, aber ihr Körper war schwächer. Allerdings konnte ich mir nicht vorstellen, dass sie je aufgeben und nicht mehr unterwegs sein würde; es schien den Elementen, aus denen sie beschaffen war, zu widersprechen. Sie würde wahrscheinlich bis zu dem Moment rennen, in dem sie aufhörte zu atmen. Auf das menschliche Alter umgerechnet war sie bereits 119 Jahre alt. Sie hatte ihr Gelobtes Land vor langer Zeit gefunden und verlieh ihm immer wieder eine neue Bedeutung. Sie kannte jedes Haus, jede Hecke und Straße, jeden Pfad, Hügel und Garten darin. Es schien eine endlose Welt zu sein.
    Der Winter kam in diesem Jahr früh. Er erinnerte uns an Perths letzte Monate in Quarantäne. Im November gab es bereits starken Frost und leichte Schneefälle. Mit ihren achtzehn Jahren machte es Perth sehr zu schaffen. Sie begann über das gefrorene Gras zu hoppeln. Barbara sagte uns, es sei Arthritis. Zum ersten Mal bereitete es ihr Schwierigkeiten, die vier Stufen von der Küche zum Garten hinaufzuklettern. Sie konnte auch nicht mehr auf unser Bett springen. Immer wenn es nötig war, hoben wir sie hinauf. Beunruhigend war, dass ihr Körper hin und wieder oberhalb ihrer Schultern zuckte. Es sah so aus, als habe sie schwache epileptische Anfälle. »Kommen Sie bitte und holen Perth ab«, rief uns unsere Nachbarin Jenny Dover eines Tages über die Straße zu, »sie hat einen Anfall in meinem Garten .«
    All ihre Leiden schienen gleichzeitig zu beginnen. Sie sah immer schlechter, und nachts wurde sie inkontinent . Wir sperrten sie daraufhin mit ihrem Korb in die Küche, damit sie die Teppiche nicht beschmutzen konnte. Sie bemühte sich sehr, sich zu kontrollieren. Wenn einer von uns um fünf Uhr morgens aufwachte und sie hinausließ, war alles in Ordnung. Aber wenn wir erst gegen sieben Uhr kamen, fanden wir eine Pfütze auf dem
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