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Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben

Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben

Titel: Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben
Autoren: Wolfgang Ecke
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Motiv. Ich fragte mich immer wieder: Warum versucht man die Gäste zu vertreiben? Was sollte das sinnlose, das scheinbar sinnlose Abbrennen des Gästehauses bedeuten? Und ich kam bald zu der Auffassung, daß weder ein Spencer Freeman noch ein Jamesberry der geistige Urheber all dieser Ereignisse sein könne. Daher kam ich zu dem Schluß, daß es jemanden in der Familie Everbridge geben mußte, der dafür verantwortlich sei. Ich habe Sie alle verdächtigt.“ Perry Clifton läßt sich durch das einsetzende Gemurmel nicht irritieren. Mit fester Stimme erklärt er:
    „Sie Sir Douglas, erschienen mir verdächtig, weil Sie mehrere Male betonten, daß Sie während des Brandes des Gästehauses abwesend waren. Sir Henry dagegen findet Geheimdokumente, die sofort wieder gestohlen werden, ohne daß sie jemand anderes zu Gesicht bekommt. Lady Pamela weiß den Namen Spencer Freeman, entzieht sich jedoch meinen Fragen durch eine überraschende angebliche Reise und kehrt in der gleichen Nacht bei Sturm und Regen in die Hütte im Moor zurück. Zuletzt Lady Kathrin: sie erschien mir verdächtig, weil sie so gar nicht ,anwesend’ war. Und ich stellte mir vor, daß es ein leichtes sei, von Glasgow aus die Fäden in der Hand zu behalten. Hinzu kam, daß sie durch eine Aussage Jamesberrys belastet wurde.“
    Perry Clifton holt tief Luft.
    „Wer also könnte der Drahtzieher sein? Sie müssen zugeben, daß ich wirklich allen Grund hatte, jeden der Familie Everbridge zu verdächtigen. Nun, auch ein Detektiv, und mag er noch so gut sein, kommt ohne Mithilfe des Zufalls selten zum Erfolg. Mein Zufall ließ mich nach Edinburgh reisen. — Es wird Ihnen nicht verborgen geblieben sein, daß ich gestern dort war. — Ich fand dort einen Mann, mit dessen mehr oder weniger unbeabsichtigter Hilfe ich ein großes Stück vorwärts kam. Den Rest reimte ich mir zum Teil selbst zusammen, beziehungsweise ließ ich mir…“, Perry macht eine kleine Pause, „gestehen! Der Mann, mit dem ich in Edinburgh sprach, hieß Sir Robert Cabot. Seine Stellung: Direktor bei der Internationalen Hotel-Ring-Organisation.“
    Sir Douglas richtet sich überrascht auf: „Die wollten doch das Schloß kaufen!“
    Perry nickt. „Ganz recht. Die wollten das Schloß kaufen. Sie schickten zu diesem Zweck zwei Männer hierher. Leider zerschlugen sich die Verhandlungen. Sie wollten das Schloß nicht verkaufen. Sir Douglas Everbridge lehnte einen Verkauf ab.“
    „Ganz recht“, erwidert Sir Douglas zustimmend, „wir lehnten einen Verkauf ab.“
    Perry Clifton tritt einen Schritt vor: „Sie, Sir Douglas Everdbridge, lehnten einen Verkauf ab!“
    Sir Douglas schweigt verwirrt, während seine Augen von einem zum anderen irren.
    „Ich rief Sie gestern von Edinburgh aus an und fragte Sie, wer alles vom Verkauf des Schlosses profitieren würde. Erinnern Sie sich?“
    Sir Douglas neigt bejahend den Kopf. „Und ich sagte Ihnen, daß der eventuelle Erlös zu gleichen Teilen den einzelnen Familienmitgliedern zugute käme.“
    „Stimmt, das sagten Sie, Sir.“ Perry Cliftons Blicke gehen über die Versammelten hinweg. Als er weiterspricht, ist seine Stimme eigenartig rauh: „Haben Sie nie gedacht, Sir Douglas Everbridge, daß es jemand in Ihrer Familie geben könnte, dem an einer größeren Summe Geldes mehr gelegen ist als an dem Wohnrecht im Schloß, an den Schafen und an den doch immerhin verhältnismäßig geringen Einkünften aus den Gästevermietungen?“
    Atemlose Stille herrscht im Salon. Keiner der vier Everbridges wagt sich umzusehen.
    „Sie waren und sind immer glücklich auf Schloß Catmoor gewesen, Sir Douglas. Catmoor war und ist Ihre Welt.“
    Sir Douglas richtet seine Blicke auf Perry Clifton. Tiefe Qual steht darin. Und mit leiser, heiserer Stimme fragt er: „Denkt denn in meiner Familie jemand nicht so?“
    „Ja, Sir Douglas.“
    „Und wer ist das?“
    „Der gleiche, der das Gästehaus niederbrennen ließ. Der gleiche, der das Geisterunwesen hervorrief, sich mit Spencer Freeman verbündete und die Dankbarkeit eines Jamesberry ausnützte. Die Gäste und Freunde sollten ein für allemal von Catmoor vertrieben werden. Es sollte der Tag kommen, an dem Sie selbst nur noch den einen Wunsch haben sollten, Schloß Catmoor zu verkaufen.“
    Es ist nur noch ein Flüstern, als Sir Douglas jetzt sagt: „Für eine solche Behauptung braucht man Zeugen, Mister Clifton. Haben Sie einen solchen Zeugen?“
    Perry Clifton wendet sich kurz um und geht mit raschen Schritten
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