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Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben

Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben

Titel: Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben
Autoren: Wolfgang Ecke
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amerikanischer?“
    „Was würden Sie mir denn empfehlen, Clifton?“ erkundigt sich Walker, während seine Zunge in Erwartung des Kommenden über die Lippen huscht.
    „Schottischen, Sir!“
    „Und warum gerade schottischen?“
    „Weil ich keinen anderen habe, Sir Adam!“ Und jetzt lachen sie beide.
    Sir Adam Walker lehnt sich behaglich zurück und beobachtet Perry Clifton, der nach Flasche und Gläsern geht. Dazu sagt er:
    „Das finde ich ausgezeichnet: schottischer Whisky zu einer schottischen Geschichte.“
    Perry schenkt ein und setzt sich gespannt seinem Besucher gegenüber. Zwei, drei Minuten vergehen, dann hebt Walker zu sprechen an, und in seiner Stimme ist kaum noch Heiterkeit.
    „Ja, mein lieber Clifton, sicher werden Sie sich fragen: Warum hat mich der Alte nicht einfach in sein Büro kommen lassen? Aber es gehört zu meinen Prinzipien, die geschäftlichen Angelegenheiten von den privaten zu trennen. Und was ich mit Ihnen gern besprechen möchte, ist rein privat…“
    Perry Clifton nickt Walker aufmunternd zu: „Schießen Sie los, Sir… was kann ich für Sie tun?“
    Walkers Stirn hat plötzlich Ähnlichkeit mit einem Waschbrett, und zögernd bemerkt er:
    „Es handelt sich um eine etwas heikle Angelegenheit…“
    „Heikle Angelegenheiten sind meine Spezialität, Sir!“
    Sir Adam nickt lebhaft: „Ich weiß, ich weiß… wie Sie diese Dackelgeschichte erledigt haben, war bewundernswert * . Das macht Ihnen so schnell keiner nach! Und weil ich das weiß, habe ich Sie auch meinem Freund Douglas empfohlen…“ Walker macht eine Pause, die Perry zum Nachschenken nutzt. Als er weiterspricht, schwingt in seiner Stimme eine nicht zu überhörende Spannung mit:
    „Sagen Sie, lieber Clifton, hätten Sie nicht Lust, Ihre kriminalistischen Fähigkeiten auch einmal auf schottischem Boden unter Beweis zu stellen?“
    Clifton gibt sich Mühe, sein sofort entflammtes Interesse zu verbergen. Jetzt weiß er auch, was Walker vorhin mit schottischem Whisky und schottischen Geschichten gemeint hatte.
    „Warum nicht? Voraussetzung ist natürlich, daß mich der Fall interessiert!“
    „Dann werde ich Ihnen eben den Fall erzählen!“ erwidert Walker lakonisch und holt tief Luft.
    „Ich habe einen guten Freund, Douglas Everbridge. Er lebt mit seiner Familie, einer Schwester und einem Bruder auf Schloß Catmoor in Schottland. Sein Großvater erwarb es einst von dem mehr berüchtigten als berühmten Grafen Cotoun…“
    „Cotoun, dem Spieler etwa, Sir?“ wirft Perry lebhaft ein. „Ja, ganz recht. Kennen Sie denn diese Geschichte?“
    „Ich habe einmal darüber gelesen. Es ist lange her und muß in meiner Jungenzeit gewesen sein… Wenn ich mich nicht irre, verspielte er doch alles — oder?“
    Walker nickt. „Bis auf den letzten Hemdenknopf. Anschließend schiffte er sich in Liverpool auf einem Seelenverkäufer ein und verließ die britische Insel. Über sein Ende gehen die Meinungen allerdings sehr auseinander. Während die einen überzeugt sind, daß er von einem indischen Tiger gefressen worden ist, behaupten die anderen, ein Hai im Golf von Bengalen habe Interesse an dem gräflichen Körper gehabt.“
    „Und was stimmt wirklich?“ wirft Perry neugierig ein.
    „Ich neige mehr dazu, der dritten und letzten Möglichkeit Glauben zu schenken. Die besagt, daß Cotoun nach England zurückgekehrt ist und als armer Mann irgendwo zwischen Bristol und Southampton begraben liegt. Doch zurück zu meinem Freund Everbridge. Sein Großvater, James Everbridge, erwarb das Schloß nicht nur, er brachte es auch wieder in Ordnung und richtete es wohnlich ein, soweit das bei einem Schloß überhaupt möglich ist. Heute ist Douglas Everbridge, sein Enkel, der eigentliche Schloßherr.“
    „Sagten Sie vorhin nicht, daß es noch eine Schwester und einen Bruder gäbe?“
    „Ja“, bestätigt Walker mit einem sanften Neigen des Kopfes. „Ja, da ist Pamela, sie ist verwitwet, und sein jüngerer Bruder Henry.“
    „Und wovon leben die Everbridges?“ i
    „Douglas richtete die sehr umfangreiche Waffensammlung wieder her, kaufte auch noch Stücke dazu und machte eine Art von Museum daraus. Dann bauten sie in unmittelbarer Nähe des Schlosses ein Gästehaus für kurz und länger bleibende Besucher.“
    „Verstehe“, lächelt Perry Clifton, „Museumsbesichtigung mit Übernachtungsmöglichkeit.“
    „Nicht nur das“, verbessert Sir Adam, „es kamen auch Angler, Wanderer und sonstige Naturliebhaber. Es war ein ganz gutes
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