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Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben

Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben

Titel: Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben
Autoren: Wolfgang Ecke
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sich jeden Morgen den Hals wäscht und die Zähne putzt. Das Waschzeug und auch das Nachtzeug befinden sich in dem kleinen Köfferchen.“
    Perry Clifton nickt. Und Mister Miller meint: „Nun übertreib nicht, Perry ist doch keine Amme, und Dicki ist kein Säugling mehr!“
    „Aber Schottland ist doch so weit weg!“
    Perry Clifton versucht Mrs. Miller zu trösten: „Machen Sie sich keine Sorgen, Mrs. Miller. Ich passe schon auf ihn auf. Und daß Dicki das Schreiben nicht vergißt, dafür werde ich sorgen.“ Die letzten Worte muß Perry fast schreien, da in diesem Augenblick eine Stimme über den Lautsprecher zu dröhnen beginnt: „Vorsicht an Bahnsteig 28. Der Fernzug nach Aberdeen über Edinburgh, Dundee, planmäßige Abfahrt 19 Uhr 30, fährt ab. Bitte Türen schließen. Wir wünschen eine gute Reise…“

Das Telefongespräch

    Dicki ist dabei, die Inneneinrichtung des Schlafwagenabteils zu untersuchen. Und er kommt gar nicht aus dem Staunen heraus. Jedes Fach, jede Luke und jede Klappe unterzieht er einer genauen Musterung. Er begutachtet das Kopfkissen und probiert die vier schwarzen Schalter an der Bettwand aus. Das kleine Abteil scheint voller Geheimnisse zu stecken.
    „Was es hier alles gibt, Mister Clifton. Sehen Sie nur!“
    „Das ist die Waschanlage, Dicki. Jetzt komm mal her, ich habe noch einiges mit dir zu besprechen!“
    Perry Clifton hat es sich auf dem unteren Bett bequem gemacht und zieht Dicki zu sich heran. Dieser glaubt zu wissen, um was es geht, denn mit einem treuherzigen Augenaufschlag klopft er Perry auf die Schulter und sagt:
    „Sie brauchen keine Angst zu haben, Mister Clifton. Ich fürchte mich nicht vor Gespenstern. Großvater hat gesagt, die gäbe es ebensowenig wie zwei Blinddärme in einem Bauch.“
    Clifton kann sich eines Lächelns nicht erwehren, als er erwidert: „Gut, Dicki. Ich weiß, daß dein Großvater ein weiser Mann ist. Trotzdem muß ich dir jetzt einiges einschärfen. Schließlich sind wir auf keiner Ferienreise.“
    „Schießen Sie los, Mister Clifton!“
    „Also — von dem Augenblick an, in dem wir den Bahnhof von Aberdeen verlassen, bin ich für dich nicht mehr ,Mister Clifton’, sondern nur noch Onkel Perry!“
    „On… On… Onkel Perry ?“ stottert Dicki verdattert. „Ja, Onkel Perry. Ganz recht. Niemand darf erfahren — verstehst du, niemand! — , aus welchem Grunde wir auf Schloß Catmoor sind. Außer Sir Douglas Everbridge weiß keiner die Wahrheit. Für alle anderen sind wir nur gute Freunde von Sir Walker. Kapiert?“
    Dicki schluckt aufgeregt. „Ja… meinen Sie, daß es gefährlich wird?“
    „Das kann ich dir jetzt noch nicht sagen. Solange jedoch niemand weiß, aus welchem Grund wir da sind, kann uns nicht viel passieren. Hoffentlich kannst du dir das merken.“
    „Kann ich!“ versichert Dicki ernsthaft und hält Perry die Hand hin. Perry Clifton ergreift sie und spricht dazu: „Bei dieser Gelegenheit kannst du mir gleich noch etwas anderes in die Hand versprechen, Dicki. Keine Eigenmächtigkeiten!“
    „Ich verspreche es!“
    „Und noch etwas. Ich bin überzeugt, daß früher oder später jemand an dich herantreten wird, um dich auszuhorchen. Dann vergiß nicht zu sagen, daß wir nur zum Vergnügen auf Catmoor sind.“
    Dicki nickt. Und dann fällt ihm eine Frage ein. „Wie kommen wir denn von Aberdeen zum Schloß, Mister Clifton?“
    „Wir werden abgeholt.“
    „Ist es weit bis Catmoor?“
    „Runde hundert Kilometer. Catmoor liegt in der Nähe von Grantown. Mehr kann ich dir allerdings auch nicht sagen. So, ich werde mich jetzt für ein Stündchen in den Speisewagen verdrücken. Du kannst dich ja inzwischen hinlegen!“
    Dicki verzieht das Gesicht und mault: „Jetzt kann ich aber noch nicht schlafen. Kann ich nicht mitgehen? Ich will ja gar nichts essen, nur ein bißchen was trinken.“
    „Meinetwegen, dann komm!“

    Um 19 Uhr 55 betreten Perry Clifton und Dicki Miller den Speisewagen. Zur gleichen Zeit verläßt ein Herr, gemächlich schlendernd, die Haupthalle des King’s-Cross-Bahnhofs und steuert auf einen Personenwagen zu. Ohne sonderliche Eile rollt der Wagen die Euston Road hinunter, biegt in die Southampton Row ein und fährt auf dieser bis zur Kreuzung Kingsway-New Oxford Street. Wenig später biegt der Wagen in die Hofeinfahrt des Hotels „Merry’s House“ ein. Mit der gleichen Bedächtigkeit steigt der Fahrer aus und betritt „Merry’s House“ durch den Hofeingang. In der Hotelhalle legt der Mann Hut,
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