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Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben

Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben

Titel: Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben
Autoren: Wolfgang Ecke
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Ein Häufchen Unglück. Und er, Perry Clifton, ist nicht ganz unschuldig an dieser Entwicklung. Aber hat sich der alte Mann nicht alles selbst zuzuschreiben? Hatte er es wirklich nötig, sich mit den anderen zu verbinden? Ihnen zu helfen?

    Tommy Lenderson hockt bereits tatendurstig neben Dicki auf dem Sofa, als Perry eintritt. Lenderson will sich erheben, doch Clifton winkt ab.
    „Fein, daß Sie schon da sind, Tommy. Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar, daß Sie sich bereit erklärt haben. Und damit Sie sehen, daß ich vollstes Vertrauen zu Ihnen habe, will ich Ihnen etwas verraten: Ich bin Privatdetektiv!“
    „Und der beste von ganz London!“ wirft Dicki stolz ein und läßt unausgesprochen, daß das schließlich selbstverständlich sei; denn er, Dicki, nimmt sich ja nicht jeden zum Freund.
    „Ich wußte ja, daß Sie kein gewöhnlicher Feriengast sind!“ stellt Lenderson sehr beeindruckt fest.
    „Ich bin hier, weil man mich mit der Klärung gewisser Zwischenfälle beauftragt hat!“
    „Die Gespenster!“
    „Auch. Hören Sie gut zu: Wenn meine Überlegungen stimmen, werden wir heute nacht Besuch erhalten von jemandem, der an gewissen Unterlagen interessiert ist. Das Ganze ist eine Falle, denn besagte Unterlagen existieren nicht. Aber die Falle muß zuschnappen, da ich den erwarteten Eindringling für meine morgige Schlußvorstellung benötige.“
    Lenderson reckt seine Arme, daß es knackt, und verspricht mit grimmigem Augenaufschlag: „Wenn er erst in diesem Zimmer ist, gibt es für ihn kein Entrinnen mehr!“
    Clifton grinst: „Aber denken Sie daran, Mister Lenderson, daß ich den Eindringling nur lebend verwenden kann.“
    „Und was habe ich zu tun, Mister Clifton?“
    „Du darfst Zusehen, Dicki. Zusehen von einem Logenplatz aus. Ist das nichts?“

    0 Uhr 6 . Sechs Minuten nach Mitternacht. Drei Menschen warten atemlos auf das Eintreffen eines Ereignisses. In den Betten vermutet man unter den kunstvoll aufgetürmten Kissen Perry Clifton und Dicki Miller in tiefem Schlaf. Dicki Miller sitzt auf einem Stuhl hinter dem eisernen Ofen. Sein Gesicht glüht, und die schweißnassen Hände sind zu Fäusten geballt, während sein Herz vor Aufregung bis zum Hals hinauf schlägt. Seinen linken Fuß hat Dicki um das Stuhlbein geschlungen, und er stellt jetzt erschrocken fest, daß sein Fuß eingeschlafen ist. Schon die geringste Bewegung verursacht ein entsetzliches Kribbeln, dabei wagt Dicki nicht aufzustehen.
    „Hallo, Mister Clifton“, zischt er in die Dunkelheit.
    „Was ist los?“ flüstert Perry Clifton ärgerlich zurück.
    „Mein Fuß ist eingeschlafen, ich kann ihn nicht bewegen!“
    „Spiel mit den Zehen“, kommt es zurück. Und Dicki bemüht sich, diesem Rat Folge zu leisten.
    „Ohohoh… wie das kribbelt!“ —
    Tom Lenderson hat es sich im Badezimmer bequem gemacht, soweit es die Umstände erlauben. Die Tür ist einen Spalt weit geöffnet, so daß er sofort auf das verabredete Zeichen hin hervorstürzen kann. Das Zeichen ist das Aufflammen der Deckenbeleuchtung.
    Perry Clifton dagegen hat sich ganz in die Nähe des zu erwartenden Geschehens postiert. Er hat sich einen Sessel direkt neben die Tür gerückt. Alles an ihm ist gespannte Aufmerksamkeit. Doch außer dem gleichmäßig herabrauschenden Regen draußen vor den Fenstern, der manchmal auch wie heller Trommelwirbel an die Scheiben prasselt, ist nichts zu hören. Im Zimmer selbst ist es so dunkel, daß man nicht einmal die Umrisse der einzelnen Möbelstücke erkennen kann.

    0 Uhr 10. Die Situation ist unverändert. Lediglich ist es Dicki endlich gelungen, den eingeschlafenen Fuß wieder aufzuwecken. Auch Lenderson sitzt nicht mehr auf dem Badewannenrand, sondern steht neben der Tür. Dabei fragt er sich, wie es Leute geben kann, die es stundenlang auf einem schmalen Fahrradsattel aushalten können.

    0 Uhr 25. Im Südflügel sind soeben die letzten Lichter erloschen. Und ein zufälliger Betrachter würde wohl beim Anblick dieses im tiefsten Dunkel daliegenden Schlosses zu dem Schluß kommen, daß dessen Bewohner alle in festem Schlummer liegen. Wer sieht schon den Schatten, der sich auf leisen Sohlen im Küchengang vorwärtsbewegt. Und wer ahnt, daß auch die Halle ein nächtliches Geheimnis verbirgt, daß dort im undurchdringlichen Dunkel eines Mauervorsprungs eine zweite Gestalt lauert!
    Der Schatten aus dem Gang hat die Halle erreicht. Nicht das leiseste Geräusch ist zu vernehmen, als er die Treppen zum oberen Stockwerk
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