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Perlenregen

Perlenregen

Titel: Perlenregen
Autoren: Kirstie Papers
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kaum habe ich Gelegenheit zu verschnaufen, wandern meine Gedanken ins Shinetime zu Leon. Ich habe mir meinen Traummann so fest eingebildet, dass ich in eine Psychose hineinschlittere. Ein wildfremder Schmuckfritze soll die Erfüllung all meiner Träume sein, das ist ja geradezu lächerlich. Ich muss mit Kathi darüber sprechen. Wenn sie zu kritisch reagieren sollte, kann ich immer noch so tun, als hätte ich einen Witz gemacht.
    Als ich abends mit Kathi auf meiner Couch sitze und wir zum gefühlten hundertsten Mal Pretty Woman gucken, beginne ich zaghaft mit meinem Bericht.
    „Hast du schon mal was Übersinnliches erlebt? Also, so was richtig Irres, das man sich nicht logisch erklären kann?“
    „Was Übersinnliches? Wie meinst du das?“, fragt Kathi und zieht ihre Lakritzschlange lang.
    „Na ja, zum Beispiel, dass die Zeit stehen geblieben ist“, druckse ich ungeschickt und komme mir sehr bescheuert vor. Sonst erzählen wir uns auch alles und eiern nicht um brisante Themen herum.
    „Doch, ja, einmal dachte ich, die Zeit würde nie vergehen. Erinnerst du dich an diesen Olli, mit dem ich mal in seinem Auto gelandet bin? Himmel, da muss die Zeit stehen geblieben sein!“
    Von Lachkrämpfen geschüttelt, verschluckt Kathi sich fast an den Süßigkeiten und richtet dann wieder den Blick auf den Fernseher. So wird das nichts, ich muss direkt erzählen, was passiert ist.
    „Hör mal zu jetzt! Das ist ernst!“
    „Ja, ja, ganz ruhig, Nela, ich werde mit dir gerne auf esoterische Traumreisen gehen“, kichert Kathi und ich grinse zurück.
    Ich würde ja an ihrer Stelle nicht anders reagieren, aber Kathi ist schon ein harter Brocken. Wenn Außenstehende uns sehen, sind sie immer sehr erstaunt, wie unterschiedlich wir sind. Zwar kleiden wir uns ähnlich und kommen rüber wie zwei typische Hamburger Mädels von der Elbchaussee – doch während ich eher zurückhaltend und still bin, hat Kathi ein Mundwerk wie ein Bauarbeiter. Kathi sagt fast immer, was sie denkt und ist dabei rotzfrech, laut und unverschämt. Allerdings kommt sie mit dieser Eigenschaft genauso weit wie ich bei der Suche nach einem vernünftigen Freund, nämlich gar nicht.
    „Also... es ist so. Ich hatte dir doch von diesem Juwelier im Shinetime erzählt, erinnerst du dich?“, fahre ich fort.
    „Klar, dieser Dunkelhaarige. Ja, weiß ich noch. Was ist denn mit dem? Hattet ihr Tantra-Sex oder …“ Ungeduldig falle ich meiner Freundin ins Wort:
    „Ich hab ihn kennengelernt.“
    „ Waaaaas? Und das erzählst du mir erst jetzt? Mach mal auf Stopp , damit wir nicht verpassen, wie Julia Roberts sich gleich im Nobelrestaurant beim Hummer essen blamiert.“
    „Ja, warte. So. Also, ich habe ihn kennengelernt. Er heißt Leon und ist einfach Zucker. Humorvoll, fürsorglich, sympathisch, einfach alles! Und Hände hat er! Du kannst dir nicht vorstellen, was er für Hände hat!“
    „Mit denen er dich aber noch nicht berührt hat, nehme ich an?“, runzelt Kathi zweifelnd die Stirn. Sie schaut mich bereits jetzt so an, als habe ich einen Sockenschuss.
    „Doch, wir sind sogar schon Hand in Hand durchs Shinetime gelaufen!“
    „Bitte verarsch mich nicht, Nela, darauf hab ich grad keine Lust. Lass uns mal weiter Richard Gere anschauen, bevor er alt und weißhaarig wurde.“
    „Ich verarsch dich nicht! Aber es ist etwas passiert; etwas, das sehr unglaublich klingt. Aber es ist wirklich geschehen! Ich hab auch nicht geträumt oder hatte Fieber oder so... Die Zeit ist einfach stehengeblieben. Bitte hör doch mal richtig zu!“
    „Jetzt fängst du wieder damit an! Herrje, kannst du bitte normal sprechen und nicht so, als wären wir gerade im Harz? In Brocken!“
    Kathi bekommt schon wieder einen Lachanfall und ich werde langsam ein wenig sauer. Ihre blöden Witze sind kein bisschen lustig, sondern falsch platziert.
    „Es war so. Ich bin in den Schmuckladen rein und war allein mit ihm. Also mit Leon, aber seinen Namen wusste ich zu dem Zeitpunkt ja noch nicht. Um Zeit zu schinden, habe ich mir Armspangen zeigen lassen. Außerdem konnte ich so gut seine Hände sehen. Auf einmal machte es zisch, puff, peng – und um uns herum blieb die Zeit stehen! Die Uhren hörten auf zu ticken, die Leute blieben so stehen, wie sie waren. Alles stoppte eben. Bis auf er und ich, äh, ihn und mich. Dann haben wir uns umgeschaut, sind rumgegangen. Dabei haben wir uns ein bisschen kennengelernt. Wir sind sogar Hand in Hans durchs Shinetime gelaufen! Es war so romantisch! Als wir
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