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Perlenregen

Perlenregen

Titel: Perlenregen
Autoren: Kirstie Papers
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ich weiß, was Männer hören wollen und will diesem Moritz auf einmal unbedingt gefallen. Vielleicht hat Kathi wirklich recht und ich bin sexuell unterversorgt. Ich will nicht verrückt werden, nur darum spiel ich dieses Theater mit.
    „Klar“, lüge ich, „ich kenn den Verein, wie könnte mir das auch entgehen, haha.“
    Hoffentlich ist es nichts mit Fußball.
    „Wenn du Lust hast, könnten wir morgen zusammen das letzte Spiel in dieser Saison anschauen. Ich lade dich ein! Ist jetzt vielleicht ein bisschen spontan, aber warum nicht auch mal spontan sein?“
    Der geht ja ran! Irritiert greife ich mir an meinen Handtuchkopf und blinzle ihn aus perfekt geschminkten Augen an. Ich sehe genauso aus, wie sich Männer eine ungeschminkte Frau vorstellen. Sie schnallen es nie und erzählen später von  Naturschönheiten, die natürlich aussehen, wenn sie aus dem Bett krabbeln. Oder aus der Dusche steigen, so wie ich angeblich in diesem Moment. Dabei dürften meine Haare längst trocken sein und mein natürliches Make-up ist die Arbeit einer halben Stunde. Puh, ich muss nun vielleicht doch mal rausbekommen, um was für ein Spiel es sich handeln könnte. Aber außer eines undefinierbaren Emblems auf der roten Mütze erkenne ich rein gar nichts.
    „Bist du denn immer so spontan?“, versuche ich Zeit zu schinden.  Die Salate und Pizzabrötchentüte halte ich dicht vor mein Handtuch, weil ich befürchte, dass mir gleich alles runterrutscht und ich nackt vor Moritz, dem Draufgänger stehe.
    „Eigentlich nicht. Aber es steht auch selten so eine nette Kundin vor mir. Also, ehrlich gesagt noch nie.“
    Er ist süß, keine Frage, Kathi hat te recht gehabt. Sie ärgert sich bestimmt nebenan mit dem Ohr an der Wand dumm und dämlich. Aber nun ist es zu spät, sie hat Moritz an mich abgetreten, damit ich Leon vergesse.
    „Wie heißt du eigentlich?“, frage ich scheinheilig.
    „Moritz. Und du?“
    „ Nela.“
    „ Nela … Schöner Name! Also, Nela, ich deute das mal als Zusage. Kann ich dich Sonntag um 14 Uhr abholen, dann fahren wir zusammen zum Spiel?“
    Oh Schreck! Wohin fahren wir denn nun? Was zieh ich an? Egal, ich werde es rausbekommen, Kathi kennt Moritz ja schließlich.
    „Sonntag... warte, ich muss kurz überlegen“, lüge ich.
    Natürlich habe ich sonntags grundsätzlich überhaupt nichts vor. Außer mit Kathi den langweiligsten Tag der Woche rumzubekommen, passiert an einem stinknormalen Sonntag nie etwas. Wir gehen meistens gemeinsam frühstücken, tun so, als haben wir unheimlich viel zu bereden, begrüßen Bekannte und Freunde, die sich ebenfalls so langweilen wie wir, mit Küsschen links, Küsschen rechts – und fragen uns spätestens um 14 Uhr, wann bitte endlich wieder Freitag ist. Ich hasse Sonntage. Ein Sonntag ist für Verliebte da oder für Familien . Oder für Sportliche. Sonntage machen mir bewusst, dass ich ein hobbyloser Single bin.
    „Das geht“, sage ich, nachdem ich lange genug über meinen Terminplan nachgedacht habe, „Sonntag hab ich Zeit. Okay, dann bin ich ja mal gespannt. Danke für die Einladung“, schenke ich ihm mein nettestes Lächeln und versuche dabei, kein Stück eingebildet zu wirken. Ich will beim nächsten Date alles richtig machen. Vielleicht vergesse ich ja sogar für ein paar Stunden Leon.
     
    Kaum ist Moritz verschwunden, schießt Kathi aus ihrem Versteck hervor.
    „Siehste? Der ist doch klasse oder etwa nicht? Dafür schuldest du mir was; ich weiß gar nicht, warum ich dir solch eine Sahneschnitte überlasse“, plappert sie los. Ich muss lachen.
    „Du bist echt ein Schatz, herzlichen Dank. Er gefällt mir. Ich hoffe nur, er rennt nicht ständig in solchen schlampigen Klamotten rum. Was ist denn das eigentlich jetzt für eine Sportart? Bitte nicht Fußball!“
    „Eishockey natürlich. Und nun gib das Essen her, ich sterbe gleich vor Hunger!“
    Na super – ich hatte schon mal ein Date in einem Eishockeystadion, Kathi weiß das ganz genau. Wenn ich ihr einen Lacher entlocken möchte, muss ich sie nur daran erinnern, wie ich im Trenchcoat und mit eleganten Pumps zwischen all den dick eingemummelten Gestalten in Daunenjacken und Wollmützen stand. Es hätte nicht viel gefehlt und ich wäre erfroren. Das findet Kathi unglaublich witzig. Weil mein damaliger männlicher Begleiter ohnehin ein Langweiler war, der mir zudem auch noch einen Colafleck auf meinen Mantel bescherte, habe ich angenommen, dass ich nie wieder beim Eishockey zugucken müsste.
    Nun also Moritz.
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