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Perlenregen

Perlenregen

Titel: Perlenregen
Autoren: Kirstie Papers
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uns dann endlich etwas ernster unterhalten wollten, ging die Zeit wieder los. Wieder mit zisch, puff, peng. Ja, und dann saß ich wieder auf meinem Stuhl im Schmuckladen, als sei nichts geschehen. Also, als wollte ich gerade eine Armspange anschauen. Leon wusste allerdings von nichts. Er behandelte mich wie eine wildfremde Kundin. Er war zwar etwas durcheinander, aber nicht so sehr wie ich. Glaube ich zumindest.“
    Mit offenem Mund und großen Kulleraugen starrt Kathi mich an. Ich weiß nicht, was ich jetzt noch sagen könnte, außer „Glaubst du mir?“
    Sie schüttelt ihren Kopf, erhebt sich und macht den Fernseher aus. Dabei wackelt ihr Kopf unentwegt hin und her. Wie eine strenge Lehrerin baut sie sich vor mir auf und sagt mit vorwurfsvoller Stimme:
    „ Nela Steinchen, du hast eine Vollmeise. Dir fehlt ein Kerl; du brauchst unbedingt ein Abenteuer und zwar schnell. Diese Art von Träumen ist nicht mehr lustig. Wenn das so weitergeht, landest du direkt in der Klapse. Da ich das nicht will, werde ich dich auf der Stelle verkuppeln. Und ich weiß auch schon mit wem.“
    Ich schaue hoch zu meiner Freundin, die sehr entschlossen zu sein scheint. Sie denkt wirklich, ich hab einen kompletten Dachschaden.
    „Kathi, glaub mir doch bitte! So was denk ich mir doch nicht aus! Das ist echt passiert! Was soll ich denn jetzt bloß machen?“
    „Umso schlimmer, wenn du das auch noch ernst meinst. Nee, nee, da verzichte ich dann auch gerne auf den Pizzaboten. Du bist mir wichtig und ich trete ihn an dich ab.“
    „Welchen Pizzaboten?“, frage ich dümmlich. Irgendwie verstehe ich nur noch Bahnhof. Vielleicht bin ich ja wirklich durchgedreht.
    Kathi berichtet mir von irgendeinem Moritz aus ihrem Abi-Jahrgang. Moritz habe sein Studium geschmissen und verdiene sich sein Geld derzeit als Pizzabote. Außerdem habe er eine ganz heiße Stimme. Ich solle ihn mir mal auf dessen Anrufbeantworter anhören. Ich weiß nicht, was sie von mir will, aber sie wählt bereits Moritz’ Nummer und ruft dann aus: „Ha, er ist nicht da, los, hör mal!“
    Sie drückt mir den Hörer ans Ohr. Völlig überrumpelt lausche einer wildfremden Stimme.
    „Hi, ich bin nicht da, aber ihr könnt mir eine Nachricht hinterlassen. Ich ruf dann zurück. Ciao, euer Moritz!“
    Ja, tolle Stimme, das muss ich zugeben. Trotzdem finde ich diese Aktion albern und überflüssig. Was soll das bringen? Kathi erklärt mir, dass wir morgen eine Pizza bestellen, in der Hoffnung, dass Moritz diese dann ausliefert. Ich soll mich gefälligst hübsch zurechtmachen, damit er sich auf den ersten Blick in mich verliebt.
    „ Nela, du brauchst Sex.“
    „Mit einem Pizzaboten namens Moritz, nehme ich an.“
    „Deine Intelligenz erstaunt mich immer wieder. Und jetzt lass uns Pretty Woman weitergucken.“

3
    Vor meiner Wohnungstür steht Moritz mit zwei Salaten und einer Riesentüte Pizzabrötchen in den Händen. Ich erkenne ihn sofort, denn Kathi hat ihn mir bereits in den schillerndsten Farben beschrieben.
    „Er ist total süß und wird dir gefallen – blond, nicht gerade groß, aber eine tolle Figur. Mir gefällt er schließlich auch und ich trete ihn nur an dich ab, weil du sonst verrückt wirst, vergiss das bitte nicht. Das ist ein echter Freundschaftsdienst!“
    Moritz ist wirklich nicht besonders groß, höchstens 1,70. Aber das stört mich nicht, weil ich ja noch kleiner bin. Er trägt eine Baseballkappe, sieht ein bisschen sehr lässig für meinen Geschmack aus. Kein Vergleich zu Leon, aber ich lächle ihn trotzdem mit meinem schönsten Lächeln an. Damit auch jedes Klischee erfüllt wird, stehe ich im Bademantel und mit Turbanhandtuch an der Haustür und tu so, als sei ich total überrascht darüber, dass das Essen schon so früh geliefert wird.
    „Oh, entschuldige bitte, ich dachte, das dauert länger!“, lüge ich. Moritz, von dem ich ja nicht wissen darf, dass er Moritz heißt, grinst:
    „Kein Problem, ich habe schon schlimmere Überraschungen erlebt.“
    Wieder strahle ich ihn an, drehe mich dann um und greife nach meiner Geldbörse.
    „Was bekommst du?“
    „15,50 bitte.“
    Besonders großzügig ist es nicht, aber ich drücke ihm 16 Euro in die Hand. Mir schenkt auch niemand Geld, wenn ich in der Apotheke stehe.
    „Stimmt so. Nette Mütze übrigens.“
    Er freut sich, als habe er im Lotto gewonnen: „Du kennst den Verein?“
    Nein, ich kenne den Verein natürlich nicht, dessen Emblem auf der Mütze pappt! Habe ich mich je für Sport interessiert? Aber
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