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Perlenregen

Perlenregen

Titel: Perlenregen
Autoren: Kirstie Papers
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was vor der Tür los ist? So wichtig ist der Katalog jetzt im Moment vielleicht doch nicht.“
    „Ja, Sie haben recht. Du hast recht. Das ist irgendwie unheimlich, oder? Aber auch lustig. Wie in dem Märchen! Welches Märchen war das nochmal, in dem das gesamte Königshaus in einen tiefen Schlaf fiel?“
    „Dornröschen.“ Gott sei Dank ist mir gleich die passende Antwort eingefallen. Überhaupt bin ich viel schlagfertiger als sonst. Oh, Leon, du bist der Hammer!
    Lächelnd fängt er an zu singen: „Dornröschen schlafe hundert Jahr, hundert Jahr…“
    Er ist so süß! Dass der Prinz die Prinzessin küssen müsste, damit der Spuk endet, sage ich lieber nicht. Noch nicht. Vielleicht kommt er auch von selbst drauf.
    „Komm, wir gucken mal! Ist das dunkel! Überall ist nur noch die Notbeleuchtung an. Und die Leute, wie die aussehen! Sind wir vielleicht in einem Traum oder so?“, plappert Leon aufgeregt vor sich her, während wir staunend vor seinem Laden stehen und nach links und rechts schauen. Vermutlich haben wir den Verstand verloren.
    „Oder sind wir verrückt geworden? Mir macht es etwas Angst, ehrlich gesagt“, lüge ich. Dabei habe ich überhaupt keine Angst. Ich fühle mich sicher wie nie in diesem unglaublichen Abenteuer mit meinem Traumprinzen an der Seite. Mir ist es völlig schnuppe, was das alles bedeuten soll – Hauptsache, ich hab Leon so lange wie möglich für mich.
    „ Nela, los, wir schauen uns das genauer an. Es ist total verrückt, aber ich finde das irgendwie klasse!“
    Er greift nach meiner Hand , zieht mich mit sich. Wie gut er sich anfühlt! Seine Haut ist weich, der Griff fest.
    „Soll ich dir schnell einen Pulli holen, ist dir kalt?“, fragt er und strahlt mich an. Am Kinn hat er ein kleines Grübchen und zwischen Hals und Ohr befindet sich ein klitzekleines Muttermal. Jetzt fällt mir auch ein, an wen er mich erinnert – an Keanu Reeves.
    „Nein, danke, mir ist überhaupt nicht kalt. Wollen wir rüber ins Fischrestaurant gehen, vielleicht können wir uns ein Krabbenbrötchen stibitzen?“, gebe ich die Richtung vor , schwenke nach links.
    Es sieht zu drollig aus, wie die Leute mitten in ihren Aktivitäten gestoppt wurden! Wir beide können nicht aufhören darüber zu kichern.
    „Ich fass jetzt den Mann da mal an“, sagt Leon, als wir an einem Vater mit Kind auf den Schultern vorbeigehen. Der Junge wollte offenbar gerade seinem Papa die Baseballkappe vom Kopf ziehen – nun schwebt die Kopfbedeckung ganz knapp vor der Nase des Mannes in der Luft. Der Kleine lacht mit offenem Mund.
    „Das glaubt einem doch kein Mensch“, flüstere ich. „Vielleicht ist hier ja irgendwo eine versteckte Kamera.“
    Übermütig schnappt Leon nach der Mütze. Die Haare des Besitzers bewegen sich kurz, aber ansonsten passiert nichts. Wir lachen auf und kitzeln den Jungen am Bein. Ich prüfe, ob man die Hand des Vaters bewegen kann – es geht nur ganz schwer. Da ich befürchte, dem armen Kerl die Glieder zu brechen, höre ich schnell wieder mit dem Quatsch auf. Leon setzt die Mütze auf den Kopf des Mannes und wir gehen händchenhaltend weiter. Wenn dies hier ein Traum ist, möchte ich nie wieder aufwachen.
    „Kannst du mich mal kneifen?“ frage ich meinen begeisterten Begleiter.
    „Ich würde lieber was anderes machen“, antwortet dieser.
    Oh ja, aber gerne doch!
    „Haha“, sage ich stattdessen nervös und tu so, als hätte ich die Bemerkung nicht begriffen. Ich bin so blöd! Hoffentlich merkt er nicht, dass ich mich wie ein verknallter Teenager benehme. Um abzulenken, beschleunige ich das Tempo. Zusammen bleiben wir an dem langen Verkaufstresen des Fischrestaurants stehen. Die Tische sind größtenteils belegt, das Personal hat im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun. Wir balancieren um Tabletts und ausgestreckte Arme herum und schauen uns das Angebot an. Man muss genauer hingucken, denn auch hier ist es recht düster.
    „ Haha, der will uns gerade ein Schollenfilet auf den Teller tun!“, lacht Leon und deutet auf einen Mitarbeiter, der die letzte Kartoffel auf einen sonst fertig angerichteten Speiseteller legen will.
    „Ist das denn noch warm? Haha, sogar der Dampf ist in der Luft stehengeblieben!“
    „Ja, lauwarm, könnten wir noch essen. Wolltest du nicht ein Krabbenbrötchen haben? Ich würde auch eines nehmen“, sagt Leon.
    Wir klauen uns zwei Colas von fremden Leuten, nehmen uns Krabbenbrötchen und gehen in die Mitte der Passage vor den großen Springbrunnen.
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