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Pennäler contra Pauker

Pennäler contra Pauker

Titel: Pennäler contra Pauker
Autoren: Jaroslav Zak
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gegriffen werden. Die Abstufung der Strafen ist in einer Menge von Paragraphen festgelegt; vorläufig kennt sich niemand darin aus.
    Ich möchte noch erwähnen, welch verderbliche und entsittlichende Wirkung die literarische Tätigkeit der Pauker auf die Pennäler ausübt. So schrieb zum Beispiel ein Pauker (der sich aus Bescheidenheit nicht nennen will) in einer Zeitung gegen das Strebertum. Tags darauf wollte ihm niemand auch nur einen Bleistift reichen, um nicht in den Verdacht eines Strebers zu kommen. Der Pauker war gezwungen, amtlich anzuordnen, daß ihm ein Bleistift gereicht werde.
    Der Verfasser dieser Abhandlung fühlt instinktiv, daß es höchste Zeit ist, die naturwissenschaftliche Studie über Pennäler und Pauker zweckmäßig und unaufdringlich zu beenden.

Sechster Teil

    Ein ernsthafter Vorschlag an die
    Pennälerschaft, wie die Pauker wirksam
    zu bekämpfen sind

    Kehren wir also in diesem Schlußkapitel zu dem ursprünglichen Sinn des Unterrichts an höheren Schulen zurück, nämlich zu jenem unversöhnlichen Kampf zwischen Pennälern und Paukern.
    Wir erlauben uns hiermit, den Pennälern einen umwälzenden Vorschlag zu unterbreiten zur wirksamen Bekämpfung der Paukersippe. Die Schüler mögen sich gegen die nichts ahnende Körperschaft verschwören und ihr Arbeitstempo aufs höchste steigern.
    Stellt euch die grenzenlose Bestürzung des Mathematikers vor, der feststellen müßte, daß der größte Ignorant und Schwänzer der Klasse an Stelle der drei aufgegebenen Rechenaufgaben insgesamt achtzehn als Hausarbeit gerechnet habe. Der entsetzte Lateinprofessor müßte staunend zur Kenntnis nehmen, daß die ganze Klasse die Konjunktive in den Zwecksätzen einwandfrei beherrscht und er nicht ein einziges Mal Gelegenheit hat, nach Herzenslust zu brüllen. Der Geograph bekäme einen Nervenschock, wenn der notorische Klassenschwanz Alaska ganz richtig in Amerika, wenn auch in Südamerika, suchte.
    Worte würden nicht ausreichen, um das unendliche Grauen des Französischlehrers zu beschreiben, wenn ein vor dem Durchrasseln stehender Jüngling auf ihn zuträte mit der Bitte, ihn in Sprachlehre zu prüfen, die er auswendig gelernt habe. Worauf er ihn noch um eine italienische oder spanische Grammatik bäte, da er sonst nichts mehr zu lernen hätte. Es ist anzunehmen, daß der erschütterte Pauker leise aufschluchzen und die Flucht ergreifen würde.
    Da die Pauker jeder Möglichkeit beraubt wären, den beliebten Pinsch oder Fleck auszuteilen, zu wettern und zu toben und ihnen aller Anreiz fehlte, über eine «verbaute» Klassenarbeit still zu wüten, würden sie zusehends verfallen und dahinsiechen. Die Wirksamkeit einer derartigen «Kampfmethode» ließe sich noch durch mustergültiges Betragen steigern.
    Malt euch das lebhafte Entsetzen eines Paukers aus, der nach dem Klingeln in die berüchtigte Klasse getrabt käme, bereits die Vorfreude auskostend, wie er die grölenden Lümmel zum Schweigen bringen werde — und siehe! Kein Laut läßt sich aus der offen stehenden Tür des Klassenzimmers vernehmen. Das berühmte «weiße Schweigen», das die abgehärteten Pioniere des Nordens zum Wahnsinn getrieben hat, könnte den erschrockenen Mann der Wissenschaft nicht mehr erschüttern als jene lautlose Klasse. Ein unangenehmes Frösteln liefe dem Pauker über den Rücken. Er träte ein und sähe vierzig gesetzte junge Männer, die reglos auf ihren Plätzen sitzen und die Hände vor sich auf der Tischplatte liegen haben. Ich glaube felsenfest, selbst der abgebrüteste Schulwüterich ertrüge diesen Anblick nicht; er würde schmerzlich sein Gesicht abwenden und anfangen zu heulen.
    Es wäre allerdings nicht ganz ausgeschlossen, daß sich die Pauker auf ähnlich raffinierte Weise zur Wehr setzten und mit den Schülern wie gütige Väter - ja, vielleicht gar wie sorgsame Mütter verführen. Das allerdings wäre dann das endgültige und traurige Ende der Oberschule.
    Denn dieser jugendlich tapfere Geist des unaufhörlichen Kampfes zwischen Paukern und Pennälern bildet den Hauptreiz während der Schulzeit. Die Gestalten der grausamen Pauker, die im Laufe langer Jahre ein mythischer Zauber umgibt, nehmen letztlich und endlich in der Erinnerung der bemoosten Abiturientenhäupter einen Ehrenplatz ein. Wie die übereinstimmenden Aussagen vieler ehrenwerter Männer bezeugen, kommt es selbst bei ergrauten Leuten noch vor, daß sie schweißbedeckt aus einem Albtraum erwachen, allwo sie in Latein oder Algebra geprüft
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