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Pennäler contra Pauker

Pennäler contra Pauker

Titel: Pennäler contra Pauker
Autoren: Jaroslav Zak
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gelungener List im Innern des Schülers ausbreitet, ist einfach unbezahlbar.
    Andererseits kann es keine schlimmere Demütigung für einen Studenten geben als jener unselige Fall, wo er den Spickzettel im Heft vergißt. Der frohlockende Schulmeister schreibt irgendeine höhnische Bemerkung auf den Zettel und legt ihn, als wäre nichts geschehen, wieder ins Heft zurück. Wenn dann der Betroffene das Klassenarbeitsheft aufschlägt, weidet sich der schadenfrohe Pauker an der Scham und Verlegenheit des errötenden Schülers.
    Wir wollen jedoch nicht vorgreifen und in der Beschreibung des raffinierten Kampfes zwischen Pennäler und Pauker planmäßig vorgehen. Um ein möglichst getreues Bild dieses ewigen Kampfes zu geben, müssen wir untersuchen, wie verwickelt und mannigfaltig jenes männliche Ringen ist und welch unterschiedliche Kämpfertypen in den beiden Lagern auftreten. Das Problem ist keineswegs einfach. Es gibt auf beiden Seiten Verräter und ähnliche Elemente, die die Situation beträchtlich erschweren. Betrachten wir vorerst das Pennälervolk, das sich, unterdrückt, getreten, verfolgt und unterjocht, des allgemeinen Mitgefühls erfreut.

Erster Teil

    Die Pennäler als vergesellschaftete Wesen,
    eine Typologie des Schülervolkes
    samt Abarten und Mißgeburten
    Seine Kampfmethoden

    Pennäler kommen in kleineren Horden zu etwa je zwanzig bis vierzig Individuen und weniger vor. Ein solches Schülerkollektiv heißt «Klasse». Als Ganzes pflegt es von den Paukern wie folgt angesprochen zu werden: «Meine lieben jungen Freunde, Kinder, Jungs, elende Bande, Lausbuben, Lumpen, Lümmel, Schafsköpfe, Pappenheimer, Hornochsen, Rüpel, Idioten, rüde Gesellschaft, Ignoranten, Hohlköpfe» und so weiter. Wie die Klasse auf Anreden dieser Art reagiert, davon wird noch zu berichten sein, wenn wir zum eigentlichen Unterricht kommen. Die scheinbar einheitliche Horde setzt sich aus vielerlei Elementen zusammen. Wir erlauben uns, die bemerkenswerten Typen kurz zu charakterisieren.

Der Klassenkomiker

    Das traurige Los der Schüler einer höheren Lehranstalt wird erträglicher durch den Klassenkomiker, der die Stimmen der Tiere und der Herren Lehrer sowie ihre berühmten' Kathederblüten ausgezeichnet wiederzugeben vermag. Zum Beispiel: «Hier sehen Sie das unsichtbare Gas», «Die Spirale ist ein spiralig gebogener Draht», «Wer fehlt, der soll sich melden» und so weiter. Der Komiker karikiert die Pauker und macht halblaute Witze während des Unterrichts oder, wie die offizielle Meldung besagt, «er stört ununterbrochen den Unterricht durch freche Bemerkungen, belästigt die Nachbarn und gibt das Fach dem Gespött preis». Er büßt stets unschuldig und heroisch für die Vergehen seiner Mitschüler, da jede versteckte Lausbüberei ihm zugeschrieben wird.
    Man findet unter den Klassenkomikern hervorragende Akrobaten. Ich kannte einen spaßigen Burschen, der in dem Augenblick, da der Profax das lateinische Wörtchen pes = Fuß an die Tafel schrieb, einen tadellosen Kopf stand auf der Bank vollführte, und wenn der Lehrer sich umdrehte, saß er schon wieder seelenruhig an seinem Platz. Ein ehrgeiziger Schüler wollte es ihm gleichtun, aber gerade in dem Augenblick, da er kopfstand, betrat der Herr Direktor die Klasse und bewies herzlich wenig Verständnis für diese sportliche Leistung.



Die Sitzenbleiber

    In jeder Klasse gibt es einige Großväter, die sitzen-, kleben- oder hängengeblieben sind. Auf Grund ihrer reichen Lebenserfahrungen werden sie zu Ratgebern und Stützen der ganzen Klasse. Sie verstehen es meisterhaft und mit der Sicherheit kampfgeübter Krieger, Schmöker zu benutzen. Der unerfahrene Schüler schreibt zum Beispiel die Übersetzung zwischen die Zeilen seines Ovid oder legt ein Blatt in das Buch. Tritt der ewig mißtrauische Pauker näher an sein Opfer heran, fliegt der ganze Schwindel auf, und der Betroffene kriegt dafür den erwähnten Pinsch oder Fleck. Der erfahrene «Großvater» dagegen hat eine gedruckte Übersetzung, die genauso gebunden ist wie das Original, und liest mit klassischer Ruhe direkt aus dem Schmöker. Vergebens umschleicht der argwöhnische Profax den Aufgerufenen. Er stellt keinerlei Eintragungen im Buch fest und geht geschlagen und beschämt von dannen.
    Den Ehrenplatz unter den Sitzenbleibern nehmen die wissenschaftlich veranlagten Jungen ein, die das Studium ernst nehmen und mit chinesischer Zähigkeit jede Klasse mindestens zweimal wiederholen. Repetenten dieser Art sind in
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