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Pennäler contra Pauker

Pennäler contra Pauker

Titel: Pennäler contra Pauker
Autoren: Jaroslav Zak
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Opposition gegen die gesetzliche Herrschaft organisiert. Der Widersacher trägt stets die Vorschriften bei sich und behauptet zum Beispiel, er habe heute in der Tertia bloß 16 ¾ Grad Celsius gemessen, worauf er den entsprechenden Paragraphen zitiert und mit einer Beschwerde droht. Gewandte Späher aus den Reihen der Schülerschaft haben die Schwäche des kampflustigen Profen gar bald heraus, und so halten sie, ehe er die Klasse betritt, das Thermometer zum Fenster hinaus, um so die gewünschte Temperatur zu erzielen.
    Mitunter bricht ein Aufruhr unter den Paukern aus, wenn der strenge Chef ein Rauchverbot für das Lehrerzimmer erlässt - für gewöhnlich auf Wunsch einer zart veranlagten Studienrätin, die die dicke, von dem Rauch billiger Zigaretten erfüllte Atmosphäre nicht verträgt -, was freilich nur dann geschieht, wenn der Chef selbst Nichtraucher ist. Wie sich überhaupt die Liebhabereien und Steckenpferde des Chefs im Gesamtcharakter der betreffenden Lehranstalt widerspiegeln. Hier sei an den klassischen Fall erinnert, der sich an einem ehrwürdigen Gymnasium zugetragen hat. Der Chef, ein Meister im Tischtennis, ließ in der Lehrerbücherei eine Tischtennisplatte aufstellen. Nachdem er seine Untergebenen in diesem edlen Spiel unterwiesen hatte, besiegte er sie Tag für Tag unter fröhlichem Gejauchze und Gejohle.
    Ein eifriger Referendar, der es für seine Pflicht hielt, in die Geheimnisse des Lieblingssports seines Vorgesetzten so tief als nur möglich einzudringen, widmete sich außerhalb der Schule einem eifrigen Training und trat gründlich vorbereitet zu einem Wettspiel mit seinem Meister und Vorgesetzten an. Im Eifer des Kampfes vergaß er, daß es ihm, der auf der Entwicklungsleiter der Paukerschaft am niedrigsten steht, unbedingt untersagt ist, sich auf der Tischtennisleiter über den Herrn Direktor zu erheben. Als er seinen tragischen Irrtum merkte, war es bereits zu spät, und trotz ehrlichen Bemühens gelang es ihm nicht mehr, zu verspielen. Worauf sofort anderntags in einem streng gehaltenen Rundschreiben ein Verbot des Tischtennisspielens für die Anstalt und nächste Umgebung ausgesprochen wurde. Ebenso hängt es von den Wertmaßstäben des Herrn Direktors ab, ob im Lehrerzimmer Schach gespielt wird oder nicht, und ähnliches mehr.
    Der Dienstantritt eines neuen Chefs pflegt von kühnen Reformen begleitet zu sein, wodurch die veralteten Bräuche aus der Ära des abgedankten Herrschers hinweggefegt werden. Die Schlüssel bekommen neue Evidenznummern, die roten Löschblätter in den Schularbeiten werden durch blaue ersetzt, und der Schuldiener muß das Frühstücksbrot im ersten Stockwerk statt im Erdgeschoß feilbieten. Womit die frische Energie des neuen Herrschers erschöpft ist und die Lehranstalt in den ursprünglichen Zustand eines ehrwürdigen Schlummers verfällt. Soviel über die Häuptlinge der Paukermannschaft.

Der Lehrkörper oder die Paukerschaft

    Der Lehrkörper setzt sich in der Regel aus dem Mathematiker, dem klassischen Philologen, dem Chemiker, dem Deutschprofessor und so weiter zusammen, welche Bezeichnungen allgemein bekannt sind, weshalb wir eine andere, weniger geläufige Einteilung an ihrer Statt setzen. Die Schüler, die einen tiefentwickelten Sinn für die Unterscheidung von Gut und Böse haben, teilen die Professoren in «feine Kerle» und in «fiese, gemeine, hundsgemeine Kerle» ein. Ein beliebter Prof wird auch «patenter, toller, tadelloser, prima Kerl oder Boy» genannt, ein grausamer Prof dagegen Wüterich, Hund, Schwein, Sau, Dobermann, Geier, Schakal, Ekel, Steißtrommler, Satan, Feind Nummer 1, Henker, grauer Wolf, Grisly, grauäugiger Dämon 1 und anderes. Eine andere Einteilung ist streng wissenschaftlich und wurde seinerzeit in der Schulzeitung «Gebrüll der Machtlosen» veröffentlicht. Dort wurden die Pauker eingeteilt in Zahnlücker, Beuteltiere (mit Aktentaschen), Doldenblütler (mit steifen Kragen), Schmetterlingsblütler (mit Schlipsen in Form eines Schmetterlings), Kakteen (mit borstigem, gesträubtem Haar), Amphibien (doppellebige, die an zwei Anstalten unterrichten), Weichtiere (Sportfeinde), Krustentiere (mit steifer Hemdbrust), Gesellschafter (mit Familie), Brillenschlangen oder Blindschleichen (bebrillte), Tigerschlangen oder Schnellschwanznattern (strenge, magere Studienrätinnen), Fettgänse, Walrosse (mit herabhängendem Schnauzbart), Schwipper (die gern mit dem Zeigefinger schwippen), Keulenwanzen (die einen Spazierstock tragen),
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