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Pennäler contra Pauker

Pennäler contra Pauker

Titel: Pennäler contra Pauker
Autoren: Jaroslav Zak
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Fallschirmspringer (mit Regenschirm), Brüllaffen und ähnliches mehr. Jede dieser Familien hat eine Unterfamilie; außerdem weist die Mehrzahl der Exemplare die Merkmale mehrerer Gruppen zugleich auf, so daß eine strenge Definition des unterrichtenden Individuums ziemlich schwierig ist. Es wird von einem Sonderausschuß der Klasse nach Feststellung der typischen Eigenschaften und Merkmale bestimmt.
    Ist der neue Pauker in die zuständige Kategorie eingeordnet, bekommt er eine charakteristische Bezeichnung. Entweder nach den typischen Eigenschaften, zum Beispiel ein großer, hagerer: Lulatsch, Bohnenstange, Bonbonstange, langes Laster, langes Leiden, lange Latte, Schlangenmensch, Hopfenstange, Makkaroni; ein kleiner, dicker: Bobby, Bommel, Sechssitzer, Tonne, Melone, Bambino; zum Beispiel ein Professor mit tänzelndem Gang: Bajadere. Oder nach anderen bezeichnenden Wesenszügen, ein ungeschickter: Stiesel, Plotsch, Mootscher, Märgreis, Tolpatsch, Wolgaschiffer; ein melancholischer: Trauerkloß; ein reizbarer Choleriker: grantig, grätig, kratzig, rasender Roland, wilder Mann (wilde Hummel); ein überspannter: Verrückte Sardelle; eine hübsche Studienrätin: Rose der Prärie und ähnliches.

    Ein Pauker, der früher im Internat war, heißt Klostergeheimnis; ein Professor, der viel von seinen Reisen in Afrika erzählt: Wüstenschiff. Der Herr Professor, der sein Fach nicht sonderlich beherrscht und beim Erklären oft schwimmt, bekommt den Ehrentitel: Seefahrer, Schiffsjunge, auch Süßwasser-Admiral. Nach seiner Lieblingsredensart oder nach dem Fach, in dem er unterrichtet, nennt man den Lehrer: Liebling, Mameluck, Papua (was brüllt ihr wie die Papuaneger?), Pavian, Pappenheimer, Atansion (faites attention), Silans (silence), Etenschn (attention), Plusquamperfectum, Kieselich, Natrium, Säuerlich, Paroxyd, Heber, Senkrechte, Tangente, Schnabeltier, Alge, Protoplasma, grünes Schönauge oder Froschauge (Professorin in Biologie), achteckige Beule, Bambino oder Pippin der Kurze (von kleiner Gestalt), Nasenfrosch, auch Cyrano genannt (mit einer großen Nase), Knochenmüller, Pietschpauker, Dozent der Hopsologie (für Leibesübungen), Maschinisten (lehrt Maschineschreiben), Raster (lehrt Buchhaltung), Musikfatzke, Musikziege (Musiklehrer, Musiklehrerin), Habicht (hat die Aufsicht auf dem Korridor), sonst auch Inspize, Inspexe, Schnüffler,
    Dogge, Nachtwächter, Gucker, Zephir, Haremswächter (beaufsichtigt den Korridor, der den Mädchen Vorbehalten ist) genannt, Kurier des Zaren, auch Liebling des Maharadschas (Sekretär des Direktors).
    Viele anziehende Namen wandeln sich mit der Zeit zu seltsamen Wörtern, deren Bedeutung rätselhaft ist und die die Schüler selber nicht mehr erklären können.
    Die Mitglieder des Lehrkörpers zeichnen sich nicht selten durch Witz und Schlagfertigkeit aus. Bei jedem witzigen Ausspruch des Herrn Professors bricht die Klasse in ein wildes Geheul aus. Die Kriecher lachen höflich, während das übrige Volk brüllt. Es schmeichelt dem Herrn Professor, und außerdem ist es die einzige Gelegenheit, wo man während des Unterrichts straflos krakeelen darf.
    Ein bemerkenswerter Fall ereignete sich am Muttergymnasium des Verfassers, als er noch Schüler war. Ein Herr, der mit Recht im Ruf eines Witzboldes stand, erntete in seinen Stunden stets ein wahres Kriegsgeschrei. Einmal aber hatten die Schüler der Tertia, die etwas Ungewöhnliches ahnten, eine Vereinbarung getroffen. Sie brachen auch weiterhin bei jedem trefflichen Ausspruch in das übliche Toben aus, verstummten aber plötzlich auf ein gegebenes Zeichen. Da kam nun eine nicht alltägliche und verehrungswürdige Sache zutage: Der Herr Professor brüllte nämlich mit, indem er von der Wohltat des allgemeinen Krachs wacker Gebrauch machte, was ihm eine fast grenzenlose Verehrung eintrug.
    Manche Herren würzen ihre Erklärungen an bestimmten Stellen mit einem angemessenen Scherz oder einer Anekdote, was sich alljährlich wiederholt. In den alten Lehrbüchern, die von Geschlecht zu Geschlecht vererbt werden, findet man diese permanenten Witze am Rand vermerkt oder zumindest eine mit Rotstift geschriebene Anmerkung: «Achtung, hier folgt ein Witz.» Dank dieser Einrichtung ist die Klasse im voraus unterrichtet, daß der Herr Professor an dem und dem Tag in der Physikstunde einen mehr oder weniger gelungenen Witz machen wird. Nicht selten bricht die ungeduldige Schuljugend in Lachen aus, noch ehe der betreffende Herr seinen geistreichen
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