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Pennäler contra Pauker

Pennäler contra Pauker

Titel: Pennäler contra Pauker
Autoren: Jaroslav Zak
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Gottheit, die irgendwo im Herzen der Hauptstadt siedelt und über alle Schulen herrscht, konnte nicht mehr untätig auf das Unrecht herabsehen, das die Pauker an unschuldigen und zarten Kindern verübten. Und so sandte sie eine Strafe auf die Schulmeister herab in Form von Klassenbüchern, Katalogen, Protokollen, Zeugnissen, psychotechnischen Tests, Zensuren und Hauptkatalogen.
    In diesen Büchern und Aufstellungen gibt es eine Unzahl Rubriken, die in Abteilungen, Spalten, Felder und Fächer geteilt und mit raffiniert erklügelten Zahlen, Brüchen und Angaben sauber und in Schönschrift auszufüllen sind. Tag und Nacht plagt den Pauker das Gewissen, ob er auch alles in Ordnung und irgendeine Rubrik nicht falsch ausgefüllt habe. Dieser Fluch des Paukerstands erreicht seinen Höhepunkt in den Eintragungen des Hauptkatalogs, wo weder gestrichen noch radiert werden darf. Es genügt, daß irgendein zerstreuter Professor die Zensur in eine falsche Spalte schreibt, und schon muß der Klassenlehrer, röhrend vor Schmerz, zwei zusammenhängende Blätter herausreißen und sämtliche komplizierten Zahlen und Bemerkungen übertragen. Somit ist das Lehrerzimmer tagsüber von stöhnenden und jammernden Paukern besetzt, die hoffnungslos mit dem verwickelten System der amtlichen Vordrucke ringen. In das Jammern der schreibenden Pauker tönt das leise Gemurmel jüngerer Kollegen, die sich für die nächste Stunde vorbereiten, in Handbüchern des Wissens schürfen und sich bemühen, soweit die schwachen Kräfte reichen, einige schwierige Stellen aus den Schulautoren zu übersetzen, um dann in der Schule die Schüler zu rüffeln, weil sie etwas so lächerlich Einfaches nicht begreifen können.
    Demnach herrscht im Lehrerzimmer eine unaufhörliche Bewegung, und die Pauker schießen wie emsige Bienen hin und her, wobei sie ein leises Summen von sich geben. Mitunter tönt aus irgendeiner Ecke des Olymps ein wildes Gebrüll. Dort hockt ein zerzauster Mann von rohem Äußeren, hält eine in rote Tinte getauchte Feder in der Hand, und um ihn herum häufen sich die Heftstöße, in denen er den roten Terror ausübt.
    «Das ist ja toll», wütet alle Augenblicke der wilde Mann. Die Köpfe der Schreibenden heben sich und heften fragende Blicke auf den rasenden Erzieher. «Einige Hundert Stück, Hundert groß geschrieben», lärmt der Dozent und schüttelt sich vor Ekel. «Wer hat das geschrieben?» fragt jemand, während die anderen ihren Abscheu über dieses Verbrechen unverhüllt kundtun. «Wer anders als Petermann, dieser Lump, dieser Ignorant, dieser Schafskopf», macht sich der korrigierende Pauker Luft. Lump Petermann bildet eine Weile den Gegenstand der Unterhaltung. Es wird nötig sein, gegen ihn einzuschreiten, damit er nicht die guten Sitten der anderen Schüler verderbe. «Aber, Herr Kollege», läßt sich die schüchterne Stimme eines jungen Referendars vernehmen, «ist denn das nicht richtig?» - «Was? Wie?» fragt der aufgebrachte Gelehrte verständnislos. - «Verzeihen Sie, aber in diesem Fall schreibt man Hundert doch groß.» Beklommene Stille tritt ein. «Na ja», brummte der Herr Professor, «aber Sie sollten diesen Lumpen nur kennen, der hat das bestimmt mit Absicht getan, um mich irrezuführen.»
    Ein andermal fährt der korrigierende Gelehrte vom Stuhl auf und läuft zum Bücherschrank. Er entnimmt ihm umfangreiche Bände, blättert darin, während ihm kalter Schweiß auf der Stirn perlt. Lump Petermann oder ein anderer ähnlich verkommener Jüngling hat sich eine bemerkenswerte französische Wendung ausgedacht, die der Herr Professor nicht kennt, weshalb er nicht weiß, ob sie vorkommt oder nicht. «Woher hat der Bengel das nur», jammerte der überlistete Fachmann, der vergebens in verschiedenen Wörterbüchern nachschlägt.
    Eine ebenso vergnügliche Szene entsteht, wenn ein schlechter Schüler eine ausgezeichnete Klassenarbeit liefert. Pauker sind nämlich, es mag unglaubwürdig klingen, auch bloß Menschen, die gewisse Zuneigungen und Abneigungen entwickeln, nach denen sie dann, trotz allen lobenswerten Bemühens um Unparteilichkeit, ihr Verhältnis zu den Schülern einrichten. Korrigiert der Lehrer die Aufgabe seines Lieblingsschülers, lächelt er freundlich und schmatzt genießerisch, wenn die Arbeit fehlerlos ist. Findet er einen groben Fehler darin, erblaßt er, faßt sich an den Kopf und jammert: «Der Junge, der Junge, so ein Pech! Wie konnte er das nur verhauen?» Hat der Pauker dagegen die Arbeit eines
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