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Pechstraehne

Pechstraehne

Titel: Pechstraehne
Autoren: Matthias P. Gibert
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sagen?«
    Specht machte eine längere Pause, bevor er antwortete.
    »Nachgiebig war er bestimmt nicht. Er hat von jedem immer das Maximale gefordert.«
    »War er gerecht?«
    Der junge Mann sah Hilfe suchend in Richtung des Justiziars, der jedoch, geleitet von dem Uniformierten, dabei war, das Gelände zu verlassen.
    »Was ist heute schon gerecht? Oder wer ist noch gerecht?«
    »Also hat er es mit der Gerechtigkeit nicht so genau genommen, der Herr Vontobel?«
    »Das haben Sie jetzt gesagt.«
    »Stimmt«, gab Lenz freimütig zu und ließ erneut den Blick über den imposanten Fuhrpark gleiten.
    »Hatte Herr Vontobel so etwas wie Feinde, von denen Sie wissen? Irgendwelche Menschen, die schlecht auf ihn zu sprechen waren, mit denen er Streit hatte?«
    »Nein«, erwiderte Specht hastig, »davon weiß ich auf keinen Fall etwas.«
    »Also auch nichts Erwähnenswertes, das mit seiner Arbeit zu tun gehabt haben könnte? Ein schlecht beratener Kunde vielleicht?«
    »Das kann ich Ihnen wirklich nicht sagen, dazu habe ich viel zu geringen Einblick in seine Arbeit und kenne seine Kunden zu wenig. Natürlich ist in den letzten Jahren, in diesem wirklich schwierigen Finanzumfeld, manchmal etwas schiefgegangen, also hat sich nicht so entwickelt, wie man das prognostiziert hatte, aber das ist doch kein Grund, jemanden umzubringen.«
    Lenz streckte die Rechte nach vorn, um sich bei dem Mann zu bedanken und ihn zu verabschieden, zog sie jedoch wieder zurück und hob den Kopf.
    »Eine letzte Frage hätte ich noch, Herr Specht, dann sind wir auch schon fertig. Und zwar würde mich interessieren, was sich so Wichtiges auf den Computern befindet, dass Ihr Herr van Roon solch einen Aufstand macht?«
    Specht schluckte erneut deutlich sichtbar.
    »Das fällt jetzt aber wirklich in den Bereich Bankinterna, wie Herr van Roon es schon angesprochen hat. Und außerdem weiß ich es wirklich nicht. Unser Bereichsleiter ist vor etwa einer Stunde zusammen mit Herrn van Roon bei uns in der Abteilung aufgetaucht, hat auf mich gedeutet und gesagt, ich solle ihm alle Unterstützung geben, die er braucht. So bin ich hierher gekommen. Und Sie können mir glauben, dass ich mich nicht darum gerissen habe, ganz sicher nicht.«
    »Tja, das kenne ich«, machte Lenz auf mitfühlend. »Wenn der Vorgesetzte ruft, sollte man besser keinen anderen Termin haben.«
    »Genau.«
    Eine Minute später hatte der Anlageberater das Gelände verlassen und saß beim Justiziar der Nordhessenbank in dessen schwerem Geländewagen, und nicht nur ein unbeteiligter Beobachter hätte durchaus den Verdacht haben können, dass er sich für das Gespräch mit dem Polizisten rechtfertigen musste.
    »So, Thilo«, knurrte Lenz, nachdem er sich wieder zu seinen Kollegen gesellt und sie kurz über das informiert hatte, was aus Markus Specht herauszulocken gewesen war. »Ich will, dass alles, was in diesem Haus auch nur nach Computerdatei riecht, aufs Präsidium gebracht wird. Jede Festplatte, jeder Stick und jede Speicherkarte. Dieser Herr Jurist hat mir nämlich wirklich Appetit darauf gemacht zu erfahren, was da alles drauf zu finden ist.«
    »Geht klar«, bestätigte der junge Oberkommissar.
    »Und du, RW, besorgst uns alles, was wir an Bankdaten und so weiter über ihn kriegen können. Festgelder, Kredite, Immobilien, jedes Detail müssen wir wissen. Und wenn du schon dabei bist, versuch gleich mal rauszufinden, ob die BaFin was über ihn hat.«
    »Das ist aber schon ein großes Kaliber, zu dem du da greifst, Paul. Außerdem ist das Bundesamt für Finanzdienstleistungsaufsicht nicht sehr gesprächig, wie du weißt. Und immerhin ist er das Opfer, nicht der potenzielle Täter.«
    »Ich weiß. Aber irgendwas tief in mir drin schreit furchtbar laut, dass der Schlüssel zur Aufklärung des Falles mit seinem Job verknüpft ist.«
    »Na, wenn du meinst. Dann mache ich mich am besten gleich auf den Weg, zumal es hier im Augenblick sowieso nichts zu tun gibt für mich.«
    »Wenn’s geht, kannst du auch mal deinen Kumpel vom Finanzamt anzapfen, was der so über Vontobel weiß.«
    »Ja, auch das mache ich«, stöhnte Gecks gekünstelt auf, verabschiedete sich und war kurz darauf durch das Tor und hinter der Mauer verschwunden.
    »Dann geh ich mal rein und sehe, was ich so an Datenträgern finde«, meinte Hain und verduftete ebenfalls.
    Lenz ging erneut zur Garage, betrachtete noch einmal jeden der drei Wagen, danach die Motorräder und blieb schließlich vor dem Mercedes-Oldtimer stehen.
    Was für
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