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Pechstraehne

Pechstraehne

Titel: Pechstraehne
Autoren: Matthias P. Gibert
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saß er hier.«
    »Wo ist sie?«
    »Bei einer Nachbarin, zu der sie in ihrer Panik gerannt ist. Die Arme ist völlig durch den Wind.«
    Lenz deutete auf den toten Mann im Ledersessel.
    »Und ihn hat niemand vermisst?«
    »Das weiß ich noch nicht, Paul. Die Nachbarin, bei der die Putzfrau untergekommen ist, wusste eigentlich gar nichts über ihn. Nur, dass er wohl bei einer Bank gearbeitet hat und sich um Kohle keine Sorgen machen musste.«
    »Was stimmen könnte, wenn man sich hier so umschaut.«
    »Der oder die Täter haben auf jeden Fall ein verdammt großes Kaliber benutzt, das kann ich Ihnen schon jetzt sagen«, warf Dr. Franz ein. »Eine Eintrittswunde in dieser Größenordnung habe ich schon seit ewigen Zeiten nicht mehr zu sehen bekommen.«
    »Ein Banker, der mit einem großen Kaliber hingerichtet wird, nachdem man ihn gefoltert und seinen Hund abgeknallt hat«, sinnierte Lenz. »Das bringt Kassel ja mal wieder richtig in die Schlagzeilen. Allerdings leider die falschen.«
    »So, die Kühlung ist runtergedreht«, rief Hain von der Tür her. »Und die Medien sind auch schon in Mannschaftsstärke draußen versammelt.«
    »Vergiss die Spurensicherung nicht«, donnerte es aus dem Flur, wo Heini Kostkamp und zwei seiner Mitarbeiter auftauchten. »Und bewegt schleunigst eure Ärsche hier raus, das ist nämlich ab jetzt und so lang unser Tatort, bis wir euch wieder rufen.«
    »Ja, der ewige Kampf Gut gegen Böse«, philosophierte Lenz.
    »Nicht zu gewinnen für die einen, nicht zu gewinnen für die anderen. Aber trotzdem einen schönen guten Morgen, Heini.«
    »Guten Morgen ist gut«, gab der rotgesichtige, übergewichtige Mann zurück, während er einen großen, silbernen Koffer neben die linke Lautsprecherbox stellte. »Hast du mal auf die Uhr gesehen?«
    »Habe ich, ja. Und jetzt viel Vergnügen an deinem Tatort.«
    Damit schob Lenz sich an ihm vorbei und betrat den Flur.
    »Gibt es in den anderen Zimmern irgendwas von Interesse, RW?«, fragte er seinen Kollegen, der mit Hain im Schlepptau neben ihm auftauchte.
    »Nein. Küche, Schlafzimmer, Büro, Fitnessraum und so was wie ein Kinderzimmer, allerdings recht spärlich möbliert. Dazu ein riesiges Badezimmer und eine Kammer, in der die Waschmaschine, der Trockner und der Rest der Reinigungsutensilien untergebracht sind. Außerdem findet dort die Steuerung der Haustechnik statt.«
    »Kein Keller?«
    »Ich habe keinen gefunden.«
    »Nein, es gibt keinen«, mischte Hain sich in das Gespräch ein. »Die Hütte wurde ohne Keller gebaut.«
    Als die drei Polizisten vor das Haus traten, wurden sie von der Hitze des Sommertages förmlich erschlagen.
    »Lasst uns mal nachsehen, was der Mann für einen Fuhrpark unterhalten hat«, schlug Lenz mit Blick auf die ausladende, frei stehende Dreifachgarage gegenüber vor.
    »Gute Idee«, erwiderte Hain, überquerte den Hof und kam ein paar Sekunden später vor dem mächtigen Tor zum Stehen.
    »Alles funkgesteuert«, ließ er die Kollegen nach einer kurzen Inaugenscheinnahme wissen, wandte sich ab und verschwand hinter der linken Ecke des hellen Baus.
    »Bingo«, kam es gedämpft, danach klapperte eine Tür, und kurz darauf fuhr das Tor nahezu lautlos nach oben.
    »Herrje«, pfiff Lenz durch die Zähne. »Das kann man getrost als Fuhrpark bezeichnen.«
    Nebeneinander aufgereiht standen eine Porsche-Limousine neuester Baureihe, ein beeindruckend breites Cabriolet, ebenfalls aus Zuffenhausener Produktion, und ein chromglänzender Mercedes-Oldtimer. Vor den drei Fahrzeugen parkte jeweils quer ein Motorrad.
    »Voilà, meine Herren«, fand Hain als Erster die Sprache wieder. »Was Sie hier an Wert sehen, sprengt deutlich die Investitionsmöglichkeiten eines deutschen Kripobeamten.«
    Er bewegte sich nach rechts und lugte wie ein kleiner Junge durch die Scheibe des alten Mercedes.
    »Das hier ist eine Legende, Jungs.«
    »Ich weiß«, stimmte Lenz ihm zu. »Ein 300 SL Flügeltürer. 215 PS, sechs Zylinder und eine Spitze von bis zu 260 Stundenkilometern, je nach Übersetzung.«
    Der Oberkommissar bedachte ihn mit einem völlig perplexen Blick.
    »Autoquartett, Thilo. So was haben wir früher gespielt, und in einem von meinen war der 300 SL der Supertrumpf.«
    »Du schaffst es immer wieder, mich zu überraschen, Paul.«
    »Wenigstens was.«
    »Supertrumpf hin oder her«, warf Gecks ein, »wenn einem so ein Fuhrpark gehört, hat man sicher reichlich Kohle auf dem Konto.«
    »Oder Kredite und Leasingverträge am Hacken«, entgegnete Lenz,
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