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Pechstraehne

Pechstraehne

Titel: Pechstraehne
Autoren: Matthias P. Gibert
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Kollege ihm zu, ließ den Motor absterben und stieg ebenfalls aus dem Wagen.
    Die Größe des Hauses, oder besser des Bungalows, vor dem die Polizisten nun standen, war von der Straße nicht zu erkennen. Die Front des modernen Baus war fast zur Gänze verglast, wobei den Beamten sofort die Stärke der grünlich schimmernden Scheiben auffiel.
    »Schusssicheres Glas«, resümierte Hain. »Und das gleich tonnenweise.«
    Der Rest der Fassade wurde dominiert von glatt geschliffenem, matt glänzendem Sichtbeton. Auf der linken Seite gab es die ebenfalls grünlich schimmernde gläserne Eingangstür, vor der ein uniformierter Kollege der beiden stand, der kurz grüßte.
    »Einfach durch, bis es nicht mehr weiter geht, dann sehen Sie es schon.«
    Die beiden bedankten sich, zogen sich blaue Füßlinge über die Schuhe, betraten das Haus und waren sofort beeindruckt von der fast schon unangenehmen Kälte, die ihnen entgegenschlug.
    »Meine Fresse, hier halte ich es nicht länger aus als notwendig«, knurrte Lenz. »Bei der Temperatur kann ich die Erkältung mit jedem Atemzug näherkommen sehen.«
    »Stimmt«, nickte Hain. »Die Klimaanlage schuftet vermutlich auf Vollgas. Aber vielleicht kann ich sie ja überreden, sich ein wenig zu mäßigen.«
    »Dafür würde ich dich lieben.«
    Sie ließen den Eingangsbereich hinter sich und betraten den weiß gestrichenen, schwarz gefliesten Flur, von dem auf jeder Seite drei Türen abgingen. Am Ende kamen sie zu einem riesigen, lichtdurchfluteten Raum, dessen schiere Größe die beiden Polizisten anerkennend die Augen rollen ließ.
    Links an der Wand stand eine Stereoanlage zwischen Lautsprecherboxen, mit denen man vermutlich auch ein Stadion hätte beschallen können, die gegenüberliegende Seite war bis zur Decke mit Bücherregalen verstellt, und hinter den Polizisten befand sich ein riesiges Terrarium, in dem zusammengerollt eine Riesenschlange döste. In der Mitte des Raumes umrahmte eine Sitzgruppe aus weißem Leder einen Glastisch mit Chromgestell. Auf einem der Sessel saß vornübergebeugt ein blutverschmierter Mann, vor seinen Füßen lag der Kadaver eines Hundes.
    »Sie haben sich recht viel Zeit gelassen, meine Herren«, wurden sie von Dr. Franz, dem Rechtsmediziner begrüßt, der sich mit einem Thermometer in der Hand an dem Toten zu schaffen machte.
    »Hallo, Doc«, erwiderte Lenz, während bei Hain eine kurze Bewegung mit dem Kopf in Richtung des Arztes ausreichen musste.
    »Moin, Männer«, kam es von der Terrassentür, in der Rolf-Werner Gecks, der dienstälteste Kommissar der Abteilung, auftauchte.
    »Hallo, RW.«
    »Schöner Start in die Woche, was?«
    »Ja, das kann man so sagen«, erwiderte Lenz mit Blick auf den Toten. »Weißt du schon was Genaueres?«
    »Hmm. Er heißt Sven Vontobel, so viel ist sicher, weil ich seinen Personalausweis in seiner Brieftasche gefunden habe. 38 Jahre alt, ledig, geboren in Frankfurt.«
    »Und gestorben an einer Überdosis Blei«, setzte Dr. Franz die Aufzählung des Polizisten fort. »Allem Anschein nach zumindest. Obwohl, was er vor seinem Tod durchgemacht hat, dürfte auch nicht von schlechten Eltern gewesen sein.«
    »Wie meinen Sie das?«, wollte Hain wissen.
    »Er ist nicht einfach so erschossen worden«, bemerkte der Rechtsmediziner mit einer Handbewegung in Richtung der Schusswunde, die den halben Hinterkopf weggerissen hatte. »Der oder die Täter haben sich offenbar einen Spaß daraus gemacht, ihn noch etwas leiden zu lassen. Zuerst ein Schuss ins Bein, der vermutlich richtig wehgetan haben dürfte, eine ganze Weile später dann die Erlösung.«
    Er deutete auf den toten Hund.
    »Und wenn ich mich, natürlich ohne vertiefte veterinärmedizinische Kenntnisse, nicht völlig täusche, ist der Hund vor seinen Augen erschossen worden.«
    »Da hat die Schlange ja richtig Glück gehabt«, brummte Hain mit Blick auf das Terrarium.
    »Ja, ich habe nachgeschaut, das Vieh lebt noch.«
    »Wann ist es denn ungefähr passiert?«, wollte Lenz wissen.
    »Vermutlich gestern. Vielleicht in der Nacht auf heute. Im Augenblick ist die genaue Bestimmung ein wenig schwierig, weil die Klimaanlage das Bild vermutlich zu sehr verfälscht. Da benötige ich noch ein paar weiterführende Untersuchungen für die genaue Bestimmung.«
    Klimaanlage war das Stichwort für Thilo Hain, der den Raum verließ und sich nach der Steuerung umsah.
    »Wer hat ihn gefunden?«
    »Die Putzfrau«, erklärte Gecks. »Sie wollte wie jeden Montag die Bude sauber machen, und da
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