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Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Titel: Parrish Plessis 01 - Nylon Angel
Autoren: Marianne de Pierres
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Hand entgegenstreckte, um meinen Gruß zu erwidern, strömte eine brennende Hitze durch mich hindurch, als hätte ich einen ganzen Kübel Koffeintabletten an einem heißen Sommertag hinuntergeschluckt. Sofort war ich in Schweiß gebadet. Die kleinen Messerstiche, die mir das Adrenalin im Rücken versetzte, verwandelten sich in Axthiebe.
    »Was machst du mit mir?«, fragte ich entsetzt.
    »Nichts.«
    In seinen Augen stand eine Frage geschrieben, aber es war nicht dieselbe, die ich mir stellte. Dann zeigte er wieder den sanften Blick von vorhin. Er packte die Schulter seines Freundes und drehte ihn um wie ein Vater, der sich um ein verängstigtes Kind kümmerte.
    »Stolowski. Die Kleine hier wird dir helfen.«
    Die Kleine!
    Ich schob ihm meine Glock-Kopie so hart unters Kinn, dass es seinen dicken Nacken nach hinten warf.
    »Lass uns eins klarstellen«, knurrte ich ihn eiskalt an, »nenn mich niemals ›Kleine‹!«

 
KAPITEL DREI
     
     
    »Aber du hast mir versprochen, dass ich hier bleiben und meditieren kann!«
    »Mei, ich bitte dich! Das ist noch immer meine Wohnung. Außerdem ist es ja nur für ein paar Stunden.«
    Die Chino-Shamanin kniff ihre Mandelaugen zusammen. Sie war wütend; ich war wütend, und wenn ich nicht meine hübschen Nylonschlaghosen in Bewegung setzte, würde auch Jamon ernsthaft wütend sein. Ich konnte mir gut vorstellen, warum sie keine Gesellschaft wollten und warum Daac nervös mit den Füßen scharrte wie ein wollüstiger Teenager: Mei war bis auf ein rosa Band, mit dem sie sich die Haare hochgesteckt hatte, splitterfasernackt.
    Hinter Daacs Rücken schaute der rothaarige Stolowski wie ein Hund hervor, dem man eine Wurst vor die Nase hielt.
    »Zieh deine Sachen an, Mei, und sei nett zu meinen Freunden. Ansonsten setzte ich dich nackt vor die Türe.«
    Mei öffnete ihre Augen einen Spalt und begriff, dass ich es ernst meinte. Mit einem übertriebenen Seufzen öffnete sie die Tür für uns und verschwand in meiner Wohnung. Ihr nackter Hintern runzelte sich wie Tapioka.
    Ich schob Daac hinter ihr her. Obwohl er wirkte wie Goliath mit Lederklamotten und Eisenketten, schien ihm das alles sehr peinlich zu sein. Stolowski brauchte dagegen keine zweite Einladung. Seine Augen waren vor lauter Entzücken weit aufgerissen.
    »Ich muss jetzt arbeiten gehen und werde wohl erst nach Mitternacht wieder da sein. Dann werden wir uns weiter unterhalten«, sagte ich zu Daac. »Solange ihr die Wohnung nicht verlasst, seid ihr sicher. Falls ihr Hunger bekommt, kann Mei euch etwas bestellen.«
    Den ganzen Weg zu Jamon grübelte ich vor mich hin. Irgendwie glaubte ich, dass Daac nicht besonders viel Appetit haben würde.
     
    Als ich ankam, war Jamons Mahagonitisch bereits mit silbernem Besteck gedeckt. Umgeben von niedrigen, schmutzigen Bogengängen und Wänden, von denen der Putz rieselte, sah der Tisch völlig absurd aus. Eigentlich hätte er in eines dieser alten Häuser in Vivacity gehört, in denen die Decken über drei Meter hoch waren. Stattdessen verkümmerte er in Jamons Villa, gedeckt mit weißen Servietten und einer Unmenge Kerzen. Das war eine seiner vielen Vorlieben: gotischer Stil gemischt mit schäbigem Plastik.
    Ich war kein Kostverächter, aber ich nannte die Dinge beim Namen. Egal, für wen sich Jamon auch immer hielt: Er lebte in einem heruntergekommenem, engen Villenlabyrinth, das auf vergifteter Erde stand. Selbst ein feiner französischer Tisch änderte nichts daran.
    Doch andererseits… War ich vielleicht neidisch auf ihn?
    Vier Gäste drängten sich am anderen Ende des Raums und verströmten den Gestank der Chemikalien, die sie sich reinzogen. Selbstsicher ging ich auf sie zu. Als sie sich umdrehten und ich ihre Gesichter sehen konnte, verlor ich vor Überraschung fast den Mut.
    Jamon hatte seine zwei größten Feinde in einem Raum zusammengebracht, einem sehr kleinen noch dazu. Und wo sind überhaupt ihre Bodyguards?, fragte ich mich.
    »Du bist spät dran, meine Liebe.« Jamon setzte sein Schlangenlächeln auf, jenes, das mich nervös machte. »Stellar kennst du ja bereits.«
    Seine Hand schlüpfte unter meine Jacke und zwischen meine Schulterblätter, und seine Fingernägel stachen in meine Haut.
    Ich starrte giftig zu dem blauhaarigen Dummchen hinüber. Stellar, das Miststück aus dem Bodyshop. Jamons Mannweib.
    »Lass mich dir die anderen vorstellen«, fuhr Jamon fort. »Topaz Mueno.«
    Mueno: der Hauptakteur im Slag-Viertel. Er besaß den größten Umschlagplatz für Waren aller
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