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Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Titel: Parrish Plessis 01 - Nylon Angel
Autoren: Marianne de Pierres
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kaufen wollten. Aber was? Etwas, das diese vier Männer in einem Raum zusammenbrachte, musste von sehr hohem Wert sein.
    Mikey servierte den Hauptgang. Tintenfisch. Ich bemerkte, dass das Fleisch auf den Tellern von unterschiedlicher Farbe war. Das von Lang, Tedder und Mueno hatte ein mattes, sauberes Weiß; das von Stellar und mir hingegen war sichtlich dunkler, fast grau. Wären es nicht Meeresfrüchte gewesen, mir wäre der Unterschied wahrscheinlich gar nicht aufgefallen; aber bei Meeresfrüchten war heutzutage jeder besonders vorsichtig. Niemand aß etwas, das man im Filder gefangen hatte oder das aus Fishertown kam, selbst die Verrückten nicht. Es bedeutete den sicheren Tod.
    Ich warf einen flüchtigen Blick zu Mickey, doch seine roboterhafte Erscheinung verriet nichts von seinen Gedanken – ebenso wenig wie seine stechenden, menschlichen Augen.
    »Gehe ich recht in der Annahme, dass der Tintenfisch importiert worden ist?«, erkundigte sich Road Tedder.
    Lang und Mueno blickten zu Jamon.
    »Natürlich«, versicherte ihm Mondo rasch.
    »Dann wird es dir ja sicher nichts ausmachen, wenn ich ihn teste, oder?«
    »Und ob mir das etwas ausmacht, Road. Du beleidigst mich in meinem eigenen Haus. Selbst du solltest bessere Manieren haben.«
    Eisige Stille senkte sich über den Raum.
    Nur die Schatten bewegten sich im flackernden Licht der Kerzen. Ich ließ mein Weinglas langsam los, sodass ich schnell nach meinem Würgedraht greifen konnte, sollte es nötig sein. Meine Pistole hatten mir Mondos Wachen abgenommen.
    Tedder griff mit einer langsamen, vorsichtigen Bewegung in seine Brusttasche. Zu meiner Rechten bemerkte ich den Geruch von Parfum, das sich mit dem Schweiß von Muenos Körper mischte.
    »Du musst verstehen, dass meine Manieren mir das Überleben sichern, Jamon. Ich zweifle nicht an deinen guten Absichten, aber du hast dieses Essen doch nicht selbst zubereitet, oder?«
    Mit einer schnellen Bewegung zog Tedder einen Gegenstand aus der Tasche, der mich instinktiv nach meiner Waffe greifen ließ. Mueno und Jamon zuckten ebenfalls zusammen. Nur Lang schien das alles nicht aus der Ruhe zu bringen.
    Mit einem Kichern schob Tedder den Gegenstand in sein Essen. Offenbar handelte es sich dabei um ein Analysegerät.
    Meine Finger entspannten sich.
    »An meiner Stelle würdest du das Gleiche tun. Oder sind dir deine guten Manieren wichtiger als la morte vite?«, fragte Tedder.
    Zufrieden mit dem Ergebnis der Probe schwenkte er das Analysegerät über Stellars Teller und nickte beruhigend. Danach bot er das Gerät zunächst Lang und dann Mueno an. Mueno nahm es und vollzog die gleiche Prozedur.
    »Lang?«
    »Lieber sterben, als die Ehre zu verlieren… Ist es nicht so, Road? Nein danke, ich vertraue Jamon.«
    Jamons Ausdruck hellte sich angesichts Langs uneingeschränkten Vertrauens sichtlich auf.
    Dennoch spielte Lang ein Spiel. Ich hatte das leise Summen seines implantierten Detektors gehört; er steckte vielleicht in seinen Fingerspitzen. Er wusste bereits, dass sich der Quecksilberanteil in seinem Essen innerhalb der sicheren Grenzen bewegte.
    »Was ist nur aus dieser Welt geworden?« Stellar versuchte, die Spannung zu lösen, und schluckte ein großes Stück Fisch hinunter. Unter dem Gewicht ihrer völlig geistlosen Bemerkung ging der Moment vorüber.
    Ich schnitt ein Stück des abstoßenden Fischs ab und führte es an meine Lippen. Plötzlich sah Lang mir direkt in die Augen – zum zweiten Mal an diesem Abend.
    »Tedder hat gelogen, was Stellars Essen betrifft«, flüsterte er. »Bei ihrem und deinem Essen erhalte ich völlig andere Messungen als bei meinem.«
    Mir fiel die Gabel aus der Hand.
    Jamon versuchte krampfhaft, unserer Unterhaltung zu folgen. Ich beeilte mich, die Gabel wieder aufzunehmen, und lächelte zu ihm hinüber.
    Jamon wandte sich wieder Mueno und Stellar zu. Ich ließ das Stück Tintenfisch in meine offene Hand fallen und steckte es in die Tasche, um es später zu testen. Danach schob ich das Essen nur noch auf dem Teller herum, bis Mickey den Tisch abräumen kam.
    Stellar hatte ihren Teller leer gegessen und leckte sich die Lippen wie eine Katze. Jetzt war sie nicht nur ein billiges Plastikflittchen, sie war ein totes Plastikflittchen. Ich empfand kein Mitleid mit ihr. In mir keimte nur die Wut… und Übelkeit. Es machte mich krank, ein Bauer im Schachspiel dieser Gangster zu sein.
    Als der Nachtisch kam, schob ich Gewichtsprobleme vor und lehnte dankend ab. Das war eigentlich nicht ganz
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