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Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Titel: Parrish Plessis 01 - Nylon Angel
Autoren: Marianne de Pierres
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mich an den Zöllnern vorbei, ohne zu bezahlen. Ein großer Blonder mit scheckigem Gesicht und riesigen Triceps blickte mich finster an, sagte aber nichts.
    Ich fragte mich, was sie über mich dachten? War ich für sie die lesbische Liebhaberin von Doll Feast oder Jamon Mondos Hure?
    Wut kochte in mir hoch. Eines Tages würden sie zu mir aufsehen; alles würde sich um mich drehen, und ich würde im Mittelpunkt stehen: ich, Parrish Plessis.
    In den Gängen und Räumen der Häuser von Fishertown konnte man alles und jeden kaufen. Überall lungerten Penner herum, auf der Jagd nach aphroditeschen Mitteln, die aus Schalentieren gewonnen wurden, und Ölen, die ein langes Leben versprachen, aber schon von weitem nach Betrug rochen. Und alle hatten sie diesen halbverhungerten, gierigen Blick in den Augen.
    Ich rief mir den Weg zu den Hardware-Geschäften wieder in Erinnerung und betete ihn wie eine Litanei vor mich her.
    Gehe fünf Häuserblocks in nördliche Richtung: Arzneimittel und Amüsement. Die anderen Weiber kamen hierher, um sich mit irgendwelchem Plunder einzudecken. Normalerweise musste jeder Schutzgeld abdrücken, der sich in Doll Feasts Gebiet aufhielt; aber ich konnte mich hier aufhalten, ohne auch nur eine Münze zu zahlen – Doll war sehr gut zu mir.
    Drei Häuserblocks nach Osten: Körperteile, chirurgische Ersatzstücke, Schönheitsoperationen. In diesem Land würden bald alle aussehen wie verfluchte Zebras!
    Dann noch einen Häuserblock nach Süden: Hier konnte man gestohlenes Technozeug kaufen, verdammt riskante Sache. Aber egal, der Handel mit dem Zeug blühte schon eine ganze Weile.
    Der nächste Block war… Hardware.
    Ich stieg eine verrottete Treppe zum Dachboden einer Villa hinauf und schritt vorsichtig über einen labilen Bohlenbelag, immer auf der Hut vor Ratten, die sich ans Tageslicht trauten. Eine kaputte Rolltreppe führte wieder in die vierte Etage hinab, vorbei an einem Kontrollpunkt, wo eine Sicherheitskamera meine optische ID scannte; eine Dekontaminierungseinheit untersuchte mich auf Blutverunreinigungen und Parasiten. Als Minojs Gesicht endlich auf dem Vid-Schirm erschien, zupfte ich ungeduldig an meinen Rastalocken herum.
    Minojs fettige Haut glänzte engelsgleich, und sein Mund war zu einem lüsternen, verrotteten Grinsen verzerrt.
    »Meine Kleine« – er wusste genau, wie ich diese Anrede hasste – »dein Gesichtsausdruck wird mit jeder Minute schöner, die du wartest. Komm herein und amüsier dich mit meinen Spielzeugen.«
    »Weißt du, wenn du nicht so ein schlauer…«, setzte ich an.
    »Was dann?«
    Ich durchquerte den Raum und beugte mich über Minojs Werkbank. Dort lag ein leuchtender Speer, den ich neugierig in Augenschein nahm.
    »Spezialauftrag, meine Kleine. Ne touchez pas.«
    Ich konnte kaum atmen, und mein Herz brannte, als ich die geschmeidige Form des Speers betrachtete.
    Wissend hob Minoj die Augenbraue. »Sag mir doch lieber, was ich für dich tun kann?«
    Ich ignorierte ihn und ließ meine Hand sanft über die eleganten Linien der Waffe gleiten. »Wie viel willst du für diese Schönheit haben?«
    »Mehr als du in deinem ganzen kleinen Leben verdienen könntest. Das ist das Neueste im Bereich der Explosivspitzen.« Minoj zog die Luft durch die Zähne ein und stieß dabei ein merkwürdig erregtes Pfeifen aus.
    »Du baust das für die Cabal Coomera, habe ich Recht?«, fragte ich ihn geradeheraus.
    »Meine Lippen sind versiegelt.«
    »Deine Lippen sind genauso verfault wie deine Zähne, Minoj!«
    »Hahaha, Parrish.« Minoj stieß ein gurgelndes, raues Lachen zwischen seinen Zähnen hervor.
    Wir beendeten unsere Neckerei und gingen zum Geschäft über. Ich verließ Minoj mit einer hässlichen stupsnäsigen Pistole und einem Upgrade für mein Hacker-Dream-Pack.
    Auch als Bodyguard musste man immer auf dem neuesten Stand der Technik sein.
    Ich ging den gleichen Weg zurück, den ich gekommen war. Im Arznei und Amüsement Viertel – A&A – lungerte ich noch eine Weile herum und probierte die neuesten Säfte und Sprays für ein längeres Erotikvergnügen aus. Der Verkäufer bot mir einen Gratistest im Hinterzimmer an, aber ich lachte ihm nur in sein lüsternes Gesicht.
    Das war der Moment, in dem ich plötzlich eine Fährte witterte.
    Es roch nach Jamons Leuten. Die Dingomutanten lebten wie altertümliche Armeen in umgebauten Baracken in Torley. Der Geruch bohrte sich wie ein Splitter in mein Gehirn. Samen auf Eisenbeton. Der Dingomutant stand in einer Sexkabine in der
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