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Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Parrish Plessis 01 - Nylon Angel

Titel: Parrish Plessis 01 - Nylon Angel
Autoren: Marianne de Pierres
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Bodyguard und baute mir mein eigenes Waffenlager auf.
    Im Tert musste man in der Lage sein, selbst auf seinen Hintern aufzupassen. Die meisten Weiber hier waren bis unter die Zähne mit Upgrades voll gestopft. Sie waren so straff verkabelt, dass man ihre Hintern als Kondensator benutzen konnte!
    Ich hatte da meine eigenen Tricks. Natürlich gab es Dinge, ohne die man einfach nicht auskam – Kompassimplantat und Geruchsverstärker –, aber der Rest war mein natürlicher Körper, fast zwei Meter straffe, abgehärtete Haut. Im Kampf Manngegen-Mann konnte mich niemand schlagen.
    Allerdings wusste ich nicht viel über Waffen. Das war der eine kleine Vorteil, den Jamon Mondo mir gegenüber hatte.
    Ich war verdammt gut trainiert, aber das half nicht viel, wenn mir jemand eine Smith & Wesson unter die Nase hielt.
    Als Mondo mich in seinen Dienst stellte, bestand er darauf, dass ich mit seinen Dingomutanten auf einem Schießstand trainierte. Für ihn war ich nur ein weiterer billiger Soldat für seine Schlägertrupps.
    Warum brachte ich Mondo nicht einfach um?
    Ich hatte schon öfter darüber nachgedacht, aber so einfach war das nicht.
    Also arbeitete ich weiter an diesem anderen Ausweg.
    »Parrish. So tief in Gedanken versunken? Du denkst wohl gerade an mich?«
    Die Stimme war aalglatt, düster und sarkastisch. Sie verfolgte mich bis in meine Albträume.
    »Jamon.« Atme, Parrish. Er ahnt nicht, woran du denkst.
    »Wo warst du letzte Nacht? Ich war scharf auf dich.« Er streckte die Hand aus und kniff mich durch meine Kleider.
    »Geld verdienen«, giftete ich ihn an und wich zurück.
    Unbeirrt griff er mit seiner anderen Hand nach mir und ließ seine Finger zwischen meine Beine gleiten. »Bezahle ich dir etwa nicht genug?«
    Ich starrte ihm direkt in die Augen, diesmal ohne zurückzuzucken. »Du könntest mir niemals genug bezahlen.«
    Meine Stichelei ließ ihn bleich werden. Mondo zog seine Hand zurück, blickte mich aber weiter kühl und amüsiert an.
    Er war kleiner als ich, gut aussehend und schlank. Zarter Knochenbau. Ein holographisches Tattoo schimmerte auf einem seiner Wangenknochen: ein nacktes Mädchen, das auf einem Mann saß. Ihr Kopf tänzelte hin und her. Eines Tages würde ich ihm die Tätowierung mit eigenen Händen herausreißen…
    »Komm schon, Parrish. Die ganze Gegend beneidet dich. Du genießt meinen Schutz. Meine Aufmerksamkeit…« Er ließ eine Fingerspitze bedeutungsvoll über seine Zunge gleiten.
    Ich ignorierte die öffentliche Zurschaustellung. Das war Jamons Art; als könne er mir mit den Augen sein Brandzeichen auf den Hintern sengen.
    Was war ich doch für ein Glückspilz, dass ich eine solch perverse Kreuzotter anlockte!
    Es war nicht das erste Mal, dass ich mir Jamon so vorstellte. Der Holo-Zoo im Netz brachte in der Reihe Fast Ausgestorbene Arten regelmäßig Beiträge über Kreuzottern. Jamon besaß alle Charakterzüge einer solchen: klein, böse, hinterhältig, tödlich.
    Verwechselte man eine Kreuzotter mit einer harmlosen Eidechse, tötete sie einen in Bruchteilen von Sekunden.
    Mir lief ein Schauder über den Rücken.
    »Zitterst du vor lauter Vorfreude, meine Kleine?«
    Ich setzte eine nichts sagende Miene auf. Ich hatte ihm schon zu viel von mir preisgegeben.
    Mondo redete weiter, während er ein Auge auf die trübe Masse im Heins warf. »Ich gebe heute Abend eine kleine Party. Ich rechne mit dir. Und zieh etwas… Interessantes an.«
    Seine Augen blitzten wie ein Kristall im Lichtschein. Das hatte ich noch nie bemerkt; sie mussten neu sein. Ich fragte mich, wie viel sie wohl gekostet hatten. Regenbogenaugen. Am liebsten hätte ich laut geschrien. Der letzte schöne Anblick, den es auf dieser grauen Welt gab, schimmerte in Jamon Mondos Augen.
    »Ich hoffe, du kommst, Parrish.«
    Ich nickte und hasste mich dafür.

 
KAPITEL ZWEI
     
     
    Der betagte Transitzug kroch in langsamer Fahrt aus dem Bahnhof und fuhr in Richtung Süden, an Shadouville vorbei. Die Landschaft, die vor meinem Fenster vorüberzog, war nicht gerade schön anzusehen. Ich fragte mich oft, wer in dieser Gegend wen bezahlte, damit sich nichts veränderte. Die meisten Passagiere des Transitzugs waren wie ich Ortsansässige, die schnell von einem Ende des Tert zum anderen gelangen wollten – von Torley nach Plastique waren es so nur wenige Stunden. Die restlichen Passagiere konnten sich entweder die Kurzanbindung über den Hi-way nicht leisten, oder sie wollten einmal einen Blick auf die wahren Elendsviertel
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