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Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Titel: Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme
Autoren: Robert Gregory Browne
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Er war mit Abby dort gewesen.
    Der Tagesraum. Sie hatte ein Foto von ihm gemacht, jenes, das nun über seinem Bett hing.
    Er betrat den riesigen Raum mit den hohen, vergitterten Fenstern. In der Mitte befand sich eine Ansammlung kaputter Tische und Stühle, die am Fußboden festgeschraubt waren. Unter einem der Tische kauerte eine zierliche Gestalt.
    Abby.
    Bei ihrem Anblick blieb Tolan wie angewurzelt stehen.
    Sie bemerkte seine Gegenwart, wandte sich um, und sah ihn mit feucht glänzenden Augen an. »Michael?«
    Beim Klang ihrer Stimme fühlte Tolan, wie sich etwas in seiner Brust löste. Eine Welle von Gefühlen durchströmte ihn. Abby erhob sich und breitete die Arme aus.
    »Ich bin es, Michael. Ich bin zu dir zurückgekehrt.«
    Er durchquerte den Raum und riss sie in seine Arme. Er presste sie so fest an sich, dass er fürchtete, sie könne zerbrechen, doch es schien ihr nichts auszumachen. Ihre Augen füllten sich abermals mit Tränen, und auch er weinte, unfähig sich zu beherrschen.
    »Ich habe so lange gebraucht, um hierher zurückzukommen«, flüsterte sie. »Ich habe es mit aller Kraft versucht. Ich dachte schon, es sei zu spät.«
    »Es ist gut, Abby. Jetzt bist du doch hier. Du bist bei mir.«
    Lange hielten sie sich umschlungen. Tolan war überwältigt von einer Mischung aus Freude und Schuld, doch er wollte nicht daran denken, was er ihr angetan hatte. Wie grausam er gewesen war.
    »Ich will dich nicht belügen«, sagte sie schließlich, als wüsste sie, was in ihm vorging. »Du hast mich verletzt, Michael. So oft in jenen letzten Tagen. Und dann, an dem Abend …«
    »Es tut mir so leid«, sagte er, presste sie noch fester an sich und versuchte, die Tränen zurückzuhalten.
    »Doch ich bin nicht aus diesem Grund hier«, fuhr sie fort. »All das ist nicht mehr wichtig.«
    Überrascht wich er vor ihr zurück. »Wie kannst du so etwas sagen? Was ich dir angetan habe, ist unverzeihlich.«
    »Nein, Michael …«
    »Ich kann mich nicht einmal mehr daran erinnern. Ich will mich nicht daran erinnern.« Er schloss die Augen. In seinem Inneren hörte er Lisas Stimme. »Sie hat mir erzählt, was sie gesehen hat. Sie hat alles beobachtet.«
    »Von wem sprichst du?«
    »Von Lisa. Sie war an jenem Abend dort. Und sie hat mir mehr erzählt, als ich hören wollte.«
    Abby sah ihn fragend an. »Was hat sie dir erzählt?«
    »Alles, was geschehen ist. Unser Streit. Das Messer in meiner Hand. Das Blut …« Abermals schossen ihm die Tränen in die Augen. »Ich wollte dir nie weh tun, Abby. Niemals. Das musst du mir glauben!«
    Einen Moment lang starrte Abby ihn an. Sie schien nicht zu begreifen, was er ihr sagen wollte. Doch plötzlich verstand sie und zog ihn an sich. »Oh, mein Gott, Michael, nein … Mach dir keine Vorwürfe. Es war nicht deine Schuld.«
    Tolan wich erneut vor ihr zurück. »Was?«
    »Ich kann nicht glauben, dass sie dir das eingeredet hat. Du warst es nicht. Ganz bestimmt nicht.«
    Tolan war verwirrt. »Was sagst du da?«
    »Lisa hat dich belogen. Alles an ihr ist eine Lüge. Deshalb bin ich zurückgekommen. Um dich vor ihr zu warnen.«
    »Mich zu warnen?«
    »Du darfst nicht glauben, was sie dir erzählt«, sagte Abby. »Nicht du hattest das Messer in der Hand. Sie hatte es.«
    Tolan versuchte, diese Ungeheuerlichkeit zu verarbeiten. Doch in dem Moment betrat Lisa den Raum und richtete Blackburns Waffe direkt auf Abbys Brust.
    »Ich glaube, es wird Zeit für dich, zu gehen.«
    58
    Blackburn hatte das obere Ende der Treppe beinahe erreicht, als er das Echo von Stimmen hörte. Einen Moment lang dachte er, es seien Stimmen in seinem Kopf, nachdem dort alles durcheinandergerüttelt worden war. Er fühlte sich benommen, ihm war schlecht, und am liebsten hätte er sich einfach hingelegt und sehr, sehr lange geschlafen.
    Doch wenn man sich auf einer Mission befand, blieb für so etwas wie Schlaf keine Zeit. Man musste weitergehen, bis man sein Ziel erreicht hatte, ganz gleich, wie schwer es fiel.
    In diesem speziellen Fall verfolgte Blackburn kein hehres Ziel, es war auch ganz sicher nicht ungefährlich – insbesondere, wenn man die Tatsache in Betracht zog, dass ihm seine Glock abhanden gekommen war. Doch sein Ziel war das Einzige, was ihn aufrecht hielt. Das Einzige, was ihn noch antrieb.
    Seit er den Rubinohrring gefunden hatte und später die blutige Decke im Kofferraum des BMW, diktierte ihm das Gefühl von Verlust und Endgültigkeit, die Gewissheit, Carmody niemals lebend wiederzusehen, dieses
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