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Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Titel: Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme
Autoren: Robert Gregory Browne
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Schlepptau.
    »Nein, Michael! Du kannst ihr nicht trauen! Sie ist nicht die, für die du sie hältst!«
    Doch Tolan hörte gar nicht hin. Nichts, was Lisa sagte, konnte ihn noch aufhalten. Nicht, nachdem er dieses Gesicht gesehen hatte. Dieses schöne Gesicht mit den strahlenden braunen Augen. Er wollte alles wieder in Ordnung bringen, Abby in die Arme schließen, sie festhalten und ihr sagen, wie sehr er bereute, was er getan hatte.
    Doch hier, am Waldrand, peitschte ihm der Regen ins Gesicht und er sah keine Spur mehr von ihr. Der Funke freudiger Erregung, den er noch vor wenigen Augenblicken verspürt hatte, verwandelte sich allmählich in wachsende Verzweiflung.
    Ihm war, als rufe am Ende der Einfahrt der dunkle Schlund des Haupteingangs nach ihm. Tolan fühlte sich angezogen wie von einem Sog. Er richtete Blackburns Taschenlampe darauf. War sie dort?
    Plötzlich hatte er eine Art déjà vu: Abby, auf dieser dunklen Schwelle stehend. Wie die Erinnerung an einen Traum. »An diesem Ort geschieht es, Michael. Hier läuft alles zusammen, kommt alles wieder ins Gleichgewicht.«
    Tolan nahm seinen Mut zusammen, durchquerte die Einfahrt und ging hinein.
    »Michael!«
    Als sie sah, wie er die Schwelle übertrat, brach es Lisa fast das Herz. Nach allem, was sie für ihn getan hatte, nach all den Opfern, die sie für ihn gebracht hatte, nach all den Jahren, in denen sie ihre eigenen Interessen hintangestellt hatte, weil sie in liebte und ihn beschützen wollte, musste er das tun?
    Er ließ sie links liegen. Ließ sie einfach zurück. Gedemütigt. Und alles nur wegen ihr. Wegen Abby. Immer wieder Abby.
    Das vergangene Jahr – die vergangenen fünfzehn Jahre – hatte Lisa damit verbracht, ihn zu umsorgen, sein verwundetes Herz zu hegen und zu pflegen, ihm zu versprechen, sie sei immer für ihn da, selbst in den finstersten Augenblicken der Trauer.
    Und was bekam sie nun dafür? Für ihn würde sie immer die zweite Geige spielen. Sie wusste, dass er an Abby dachte, wenn sie miteinander schliefen. Einmal hatte er sogar ihren Namen gesagt, ohne sich dessen bewusst zu sein. Doch Lisa hatte es ihm gegenüber nie erwähnt, hatte sich nie beklagt. Konnte sie denn gar nichts tun, damit er sie endlich bemerkte?
    Sie war eine schöne Frau. Schon viele Männer hatten ihr das gesagt. Sie spürte ihre Blicke, ihr unwillkürliches Verlangen, doch sie war nie darauf eingegangen, hatte sie niemals ermutigt. Denn ihr Herz gehörte Michael. Es hatte ihm immer gehört, und es würde ihm für alle Zeit gehören. Ganz gleich, wie er sie behandelte. Gleichgültig, wem er nachjagte.
    Sie hatte geglaubt, es würde schließlich funktionieren, das eine gemeinsame Jahr, doch nun zerstörte diese Frau alles. Diese Irre.
    Aber Lisa war stets optimistisch. Sie wusste, auch diese Nacht würde vorübergehen. Bald wäre dieser schreckliche Tag vorbei, und wenn sie alles aufgewischt hatte – eine Aufgabe, zu der sie sich berufen fühlte –, würde alles wieder seinen gewohnten Gang gehen. Dann hätte sie eine weitere Chance, Michael für sich zu gewinnen.
    Doch zunächst einmal musste sie ihn finden. Und Abby. Bevor etwas Furchtbares geschah. Der alte Mann hatte sie davor gewarnt.
    Mit Blackburns Waffe in der Hand rannte sie durch den Regen, vorbei an ihrem BMW, der vor dem Eingang stand. Plötzlich blieb sie stehen und drehte sich um. Ein kalter Schauer durchfuhr sie. Der Kofferraum stand offen. Sie hatte ihn nicht geöffnet.
    Sie ging zurück, sah hinein und fühlte, wie ihr Herz sank. Die Decke war noch dort, getränkt von Regenwasser und Blut – doch die Leiche war verschwunden.
    Hatte Michael sie fortgetragen? Nein, dazu hatte er keine Zeit gehabt. Vor einem Moment noch hatte sie ihn gesehen.
    Konnte Abby es getan haben? Das schien noch unwahrscheinlicher. Doch wenn es keiner von beiden gewesen war, wer hatte es dann getan?
    »Hey!«, rief eine Stimme.
    Lisa fuhr herum. Zwischen den Bäumen tauchte Detective Blackburn auf, mit einer blutenden Wunde an der Schläfe. Und ausgerechnet Clayton Simm stützte ihn. Er wirkte ebenso überrascht wie sie.
    »Nicht bewegen, verflucht noch mal!«, schrie Blackburn. »Rühren Sie sich nur ja nicht von der Stelle!«
    Sie hätte diesen Mistkerl vorhin erschießen sollen. Sie hätte nicht auf Michael hören und es sich ausreden lassen dürfen.
    Nun, besser spät als nie.
    Die beiden Männer kamen näher, und sie hob die Pistole und drückte ab.
    57
    Als sie die Waffe hob, sprang Blackburn zur Seite.
    »Lieber
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