Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Titel: Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme
Autoren: Robert Gregory Browne
Vom Netzwerk:
Sicht begrenzt.
    Als der Feueralarm losging, war er sofort auf den Wald zugerannt. Lisa rief hinter ihm her, wollte ihn aufhalten, doch er achtete nicht darauf. Die Erkenntnis dessen, was er getan hatte, was sie getan hatten, wozu Lisa bereit gewesen war, um ihn zu schützen, ließ ihn immer noch taumeln.
    Der Tag hatte mit einer einfachen, wenn auch Angst einflößenden Drohung begonnen – gleichgültig, ob Einbildung oder nicht –, und nun war alles dermaßen außer Kontrolle geraten, dass sich Tolan nicht vorstellen konnte, jemals wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Was er über sich selbst erfahren hatte, über seine Gräueltaten, brachte ihn zu der Überzeugung, dass ihm beim nächsten Blick in den Spiegel ein Dämon anstarren würde.
    Dennoch, wenn das, was Lisa ihm erzählt hatte, die Wahrheit war, wenn der Rhythmus oder der Herzschlag oder was auch immer eine Art Zauber heraufbeschwor, und auch nur die leiseste Chance bestand, dass Abby zurückkehrte, war er bereit, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um sie zu beschützen.
    Vorausgesetzt, es war noch nicht zu spät.
    Er dachte an jene Nacht in Abbys Studio, daran, was Lisa beobachtet hatte, an die Wut, die ihn überkommen und dazu getrieben hatte, das Unvorstellbare zu tun. Er dachte nicht an Lisas Warnung, dachte auch nicht darüber nach, ob Gefahr von Abby ausging, und warum sie hierher zurückgekehrt war. Welche Strafe ihm auch immer bevorstand, er hatte sie verdient. Diese kleine Geste der Wiedergutmachung war vielleicht der Schlüssel zu seiner eigenen Erlösung.
    Er irrte zwischen den Bäumen umher, geradeaus glaubte er plötzlich, den Pfad zu erkennen, einen schmalen unbefestigten Weg, der sich durch den Wald schlängelte. Doch als er näher kam, stellte er fest, dass er wohl im Kreis gelaufen war. Der Pfad war nicht mehr zu sehen. Er hatte die Orientierung verloren, wusste nicht mehr, in welche Richtung er gehen sollte.
    In seiner Vorstellung stieg ein Bild von Bobby Fremont auf – wie er sich Abby bedrohlich näherte. Tolan blieb stehen und kniff die Augen zusammen, um das Bild zu vertreiben.
    Während er dort stand und der Regen durch die Bäume rauschte, kam ihm plötzlich ein ganz anderer Gedanke: Wenn das, was Lisa gesagt hatte, der Wahrheit entsprach und Abby wirklich zurückgekehrt war, bestand dann nicht auch die Möglichkeit, dass er sich Vincent nicht nur eingebildet hatte? Waren diese Telefonanrufe möglicherweise genauso real, wie er sie empfunden hatte?
    Und wenn das der Fall war, konnte es nicht ebenfalls sein, dass sich Vincent hier draußen herumtrieb und beobachtete, wie er, Tolan, kopflos umherirrte?
    Das Klingeln eines Mobiltelefons riss Tolan aus seinen Gedanken. Leise, doch unverkennbar. Ganz in der Nähe. Er öffnete die Augen und sah sich um, doch er nahm nichts wahr als Bäume und Dunkelheit.
    Es klingelte abermals. Er verschärfte den Blick, und tatsächlich, in einiger Entfernung nahm er ein schwaches Leuchten wahr.
    Er kletterte über ein Gewirr aus abgebrochenen Ästen und näherte sich einer kleinen Lichtung. Seltsamerweise war sie übersät mit den Wracks alter Autos.
    Dazwischen stand ein nagelneuer Wagen. Ein Crown Victoria. Frank Blackburns Zivilfahrzeug. Eine der hinteren Türen war weit geöffnet, die Scheinwerfer brannten, das Klingeln des Telefons kam aus dem Wagen.
    Mit flauem Magen näherte Tolan sich dem Fahrzeug. Beim ersten Blick auf das Blut auf dem Rücksitz wurde ihm klar, dass dort ein Mord stattgefunden hatte. Jemand war abgeschlachtet worden.
    Sue Carmody?
    Verzweifelt versuchte er, sich zu erinnern, doch es erschien kein Bild vor seinem inneren Auge. War es doch Vincent gewesen? Handelte es sich hier um einen Mord, für den er, Tolan, sich nicht zu verantworten hatte? Nun, es war besser, sich keine Gedanken darüber zu machen. Es spielte ohnehin keine Rolle mehr. Reine Zeitverschwendung. Es war wichtiger, die Orientierung wiederzufinden und sich auf den Weg zur Klinik zu machen, zu Abby.
    Er versuchte seine eigenen Fußabdrücke zurückzuverfolgen. Ein letztes Mal klingelte das Mobiltelefon, danach war Stille.
    Gerade als Tolan entschieden hatte, welchen Weg er einschlagen wollte, blendete ihn ein greller Lichtstrahl. Eine wohlbekannte Stimme sagte: »Nicht bewegen, oder ich puste Ihnen den verdammten Schädel weg!«
    »Hände im Nacken verschränken«, befahl die Stimme. Der Mann, dem sie gehörte, stand unter den Bäumen. In der einen Hand hatte er eine Taschenlampe, in der anderen hielt er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher