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Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme

Titel: Paranoia - Hoer Auf Ihre Stimme
Autoren: Robert Gregory Browne
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Ziel.
    Es ging nicht mehr darum, einen Mörder zu jagen.
    Es ging darum, einen Mörder zu töten.
    Und das Seltsame war, die Zielperson war nicht mehr dieselbe wie zuvor. Als er sich im Wald mit Clayton Simm noch einmal die jugendlichen Gesichter auf den Zeitungsfotos angesehen hatte, war ihm eine furchtbare Erkenntnis gekommen: Das einzige Gesicht, das nicht lächelte und nicht in die Kamera sah – war das der Krankenschwester Lisa Paymer.
    Eine wesentlich jüngere Lisa natürlich, doch sie war es eindeutig. Mit kaum verhohlener finsterer Miene sah sie, anstatt in die Kamera zu lächeln, das Opfer an. Anna Marie Colson.
    In dem Augenblick erkannte Blackburn seinen Irrtum. Er war, im Gegensatz zu Tolan, kein Experte für die Mechanismen des menschlichen Geistes, doch dieser kleine Einblick in Lisa Paymers Seele rückte alles ins rechte Licht. Er hatte es hier mit klassischer psychotischer Besessenheit zu tun.
    Anna Marie Colson hatte sich an Paymers Schwarm herangemacht, und Paymer hatte sie einfach niedergeschossen. Doch wie so oft wiederholte sich die Geschichte, und Jahre später griff Paymer nach einem Messer, einem PowerBlast 2000 und machte sich erneut an die Arbeit. Sie hatte nur einen einzigen Fehler gemacht: sich mit Todd Hastert und Carl Janovic anzulegen.
    Blackburn war noch nicht klar, wie und wo sie Hastert kennengelernt hatte, doch Paymer selbst hatte ihm erzählt, dass sie im County General gearbeitet hatte. Er war sich sicher, dass sie dort an die entscheidenden Informationen über Vincent van Gogh kam.
    Ein genauerer Blick auf Paymers Kontoauszüge würde zweifellos einige interessante Bewegungen offen legen. Die Beweise, die Blackburn in Tolans Haus gefunden hatte, sprachen natürlich für sich, aber er hielt an seiner Theorie fest, dass Tolan hereingelegt worden war.
    Doch in diesem Augenblick interessierte Blackburn nichts von alldem. Jetzt ging es einzig und allein um Paymer. Und sie würde die Nacht nicht überleben.
    Als Blackburn das Ende des langen Korridors erreicht hatte, wurden die Stimmen lauter und deutlicher.
    »Hör nicht auf sie, Michael. Sie ist ein Monster. Ein verfluchter Dämon.«
    »Leg die Waffe hin, Lisa. Es muss doch niemand verletzt werden.«
    Blackburn beschleunigte seine Schritte – soweit in seinem Zustand überhaupt von Beschleunigung die Rede sein konnte. Er bog um eine Ecke und betrat einen weiteren langen Korridor, an dessen Ende sich eine breite, offene Tür befand. In dem großen Raum dahinter befanden sich drei vertraute Gestalten: Tolan, die Psycho-Tante und Paymer.
    Paymer hatte eine Waffe. Seine Waffe.
    Abrupt blieb Blackburn stehen und versteckte sich in einer dunklen Türöffnung. Gleichzeitig mit der Glock war ihm auch die Stablampe abhandengekommen, und er brauchte irgendeine Waffe, etwas Schweres, womit er zuschlagen konnte.
    Er brauchte ein Rohr. Er wünschte, er hätte genug Geistesgegenwart gehabt und das Brecheisen aus dem Kofferraum mitgenommen.
    Blackburn sah sich in der Dunkelheit um, fand aber nichts, was er hätte verwenden können. Gerade wollte er wieder aus seinem Versteck hinaustreten, als er unwillkürlich innehielt. Er spürte, dass jemand hinter ihm war.
    Blackburn machte eine halbe Drehung und hob abwehrend die Arme, doch er konnte sich nicht auf seine Reflexe verlassen und bewegte sich einfach zu langsam.
    Ein harter Schlag auf den Solarplexus ließ ihn zusammenklappen, dann traf ihn eine Faust am Rücken. Er lag auf dem Boden und krümmte sich, und wieder einmal drehte sich alles. Allmählich wurde es langweilig.
    Eine dunkle Gestalt hockte sich neben ihn und hielt ihm den Mund zu.
    »Ruhig Blut! Lassen wir den Kindern ihren Spaß.«
    Lisa fuchtelte mit der Pistole herum, doch Tolan stellte sich schützend vor Abby. »Lisa, hör mir zu …«
    »Versuch bloß nicht, sie zu beschützen, du Mistkerl!«
    »Ich flehe dich an, lass sie in Ruhe.«
    »Bitte, Michael, hör auf. Willst du mir jetzt etwa erzählen, wie sehr du mich liebst? Mir versprechen, dass ab morgen alles besser wird?« Ihr Blick war irre. Der Blick einer Psychopathin.
    »Mit der Pistole zu drohen, bringt dir auch nicht das, was du willst.«
    »Ach nein? Bis jetzt hat es funktioniert.«
    Tolans Aufnahmekapazität stieß an ihre Grenzen, zu viele Informationen hatte er in zu kurzer Zeit verarbeiten müssen. Alles, was er sich selbst unterstellt hatte, all der Schaden, von dem er geglaubt hatte, er habe ihn angerichtet, war reine Erfindung. Lügen einer eifersüchtigen Frau.
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