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Paraforce 3 - Jagd auf einen Totengeist

Paraforce 3 - Jagd auf einen Totengeist

Titel: Paraforce 3 - Jagd auf einen Totengeist
Autoren: Klaus Frank
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den Griff, das war ein tröstlicher Moment. Vermutlich der letzte in ihrem Leben, denn sie hob plötzlich den anderen Arm. Er schwebte drohend über sie beide und Ben blickte zum Messer empor, wie gebannt von dem Augenblick.
    »Es tut mir so leid, Ben«, sagte sie mit erstickter, toter Stimme. »Verzeih mir bitte. Ich liebe dich so sehr.«
    Dann fuhr die Klinge hinunter und brachte den Tod.

15
    Der Raum wurde erfüllt von den Schreien dreier Menschen, die gleichzeitig ausgestoßen wurden; sie kamen aus Nenths, Kretschmanns und Bens Mund. Ben war wie versteinert und blickte Stephanie an. Immer noch hielt er ihre Hand, die verkrampft den Griff erwiderte. Verständnislos blickte er auf das Messer, das bis zum Heft in ihrer Brust steckte.
    Was war geschehen? Wieso war das Messer nicht in seinen Körper gefahren, wieso lebte er, während Stephanies Leben wich wie Luft aus einem alten Ballon?
    Der Griff ihrer Hand wurde nachgiebig, dann verlor er sie.
    »Stephanie«, murmelte Ben und hielt sie in seinen Armen. Vorsichtig ließ er sie zu Boden sinken. Ihre Brust, in der das Messer steckte, hob und senkte sich hastig. Ihre Bluse und der Boden waren blutgetränkt.
    »Hab ihn übertölpelt«, murmelte sie und Ben glaubte, ein Lachen in ihrer Stimme zu hören. »Er war sicher, dass er mich im Griff hat. Aber ich wollte nicht, dass du stirbst. Ich wollte das einfach nicht. Daher …« Sie hustete und verzog das Gesicht zu einer Grimasse puren Schmerzes und für einen Augenblick befürchtete Ben, sie verlöre das Bewusstsein. »Daher hab ich all meine Kraft zusammengenommen und auf den Moment gewartet. Du warst mir immer wertvoller als mein eigenes Leben und ich glaube, du hast genauso gedacht. Das klingt wie Unfug, oder?«
    Ben schüttelte den Kopf. In seinem Inneren hörte er einen endlosen Schrei, der sich mit Urgewalt seinen Weg bahnte, aber noch hielt er ihn unter Verschluss.
    »Heißt es nicht stets …« Wieder ein Hustenanfall, dem erst ein Stöhnen folgte, gleich darauf dunkles Blut, das aus ihrem Mund strömte. »Heißt es nicht immer, Liebe sei stärker als alles andere?« Sie lächelte ein letztes Mal ihr bezauberndes Lächeln. »Wir haben es dem Teufel gezeigt, nicht wahr?«
    »Ja«, nickte er, während er hemmungslos schluchzte. Dennoch versuchte er zu lächeln, aber er scheiterte wohl, denn sie schüttelte tadelnd den Kopf, wie sie es so oft getan hatte, wenn Ben etwas Einfaches gründlich misslang.
    »Sei nicht traurig, mein Schatz. Ich hab mein Leben verloren, aber du hast deines noch. Ich will, dass du es nutzt. Lass nicht zu, dass alles umsonst war. Hörst du?« Schwach übte sie Druck auf seine Hand aus. »Kämpfe …«
    »Was hast du getan, du Schlampe!«, brüllte Nenth außer sich vor Wut hinter Bens Rücken. Er hörte die Schritte des Mannes auf dem harten Boden. Sie kamen näher. Ben blickte nicht auf, er wollte diese Sekunden zusammen mit seiner tapferen und dummen Stephanie verbringen.
    »Stopp!«, hörte er da eine andere Stimme, die schrill diesen Befehl aushustete. Kretschmann? Was hatte der alte Mann im Sinn? Auch das war zweitrangig. Ben hörte ein polterndes Geräusch; er nahm an, dass es ein Stuhl war, der umfiel.
    Zusammen mit dem strömenden Blut ging Stephanies Leben dahin, es erlosch einfach. Leben und Schmerzen schwanden aus ihrem Gesicht, das zu erstarren schien. »Erinnerst du dich an den Sonnenuntergang?«
    Er musste nicht fragen, wovon sie sprach. Sie meinte jenen Sonnenuntergang ihrer ersten Begegnung, die sie direkt am Rheinufer verbracht hatten. Stundenlang redeten sie und verstummten schließlich, um den Zauber der einsetzenden Dämmerung zu verfolgen, der sie schließlich mit Wein zuprosteten. Diese Stunden, so dachte Ben manchmal noch heute, waren die schönsten und magischsten seines Lebens gewesen; Stunden, die so rasch wie Minuten vergingen. Er nickte, während Tränen von seinem Gesicht tropften. »Natürlich erinnere ich mich.«
    Sie nickte. »Dann ist es gut«, antwortete sie. Sie verzog das Gesicht, vielleicht wollte sie noch etwas sagen, doch es gelang ihr nicht mehr. Mit einem Seufzen starb sie. Einfach so; das Leuchten in ihren Augen erlosch, als hätte ein dienstbarer Geist in ihrem Innern einen Schalter umgelegt.
    Ben hörte einen Schuss, einen Schrei, dann einen weiteren Schuss. Er blickte kurz zurück und sah, dass Nenth zu Boden stürzte. Blut schoss aus einer verheerenden Wunde am Hals, die aussah, als hätte eine Faust von innen heraus sein Fleisch durchstoßen.
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