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Paraforce 3 - Jagd auf einen Totengeist

Paraforce 3 - Jagd auf einen Totengeist

Titel: Paraforce 3 - Jagd auf einen Totengeist
Autoren: Klaus Frank
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Er blickte Ben an, sein Blick war benebelt und doch voller Zorn. Aus seinem Mund kamen gurgelnde Laute. Sein Blut weitete sich unter ihm auf dem Boden aus. Langsam kroch und robbte er davon, aber auf seinem mühsamen Weg zur Tür verließen ihn immer mehr die Kräfte. Er wimmerte und röchelte und blieb schließlich liegen.
    Bens Blick ging zurück zu Stephanie, die still vor ihm lag. Ihre Augen waren offen und blickten an ihm vorbei, als sähe sie an der Decke des Klassenraums ein gütiges Zeichen des Jenseits, das sie lockte.
    Mit einer zärtlichen Geste strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, so wie sie es immer gemacht hatte. Dann wanderten seine Finger über ihr Gesicht und ihre Schulter hin zu dem Messer, wo sie verharrten. Er runzelte die Stirn. Bislang war es immer so gewesen, dass es verschwand; er war selbst Zeuge dieser unheimlichen Szene geworden, als Baltic starb. Nun aber blieb es, und auch den zitternden Hauch von Bürgers Seele entdeckte Ben nicht, der doch stets die Körper der toten Opfer verließ.
    Plötzlich nickte Ben und ein Lächeln stahl sich in sein Gesicht. »Du hast ihn wirklich übertölpelt, mein Schatz. Weil dein Wille stärker war als seiner, schafft er es nun nicht, sich wieder zu befreien. Liebe ist stärker.« Er ballte seine Hände. »Sie ist stärker.«
    In dieser Sekunde hauchte Zoltan Nenth sein unheilvolles Leben aus, während aus seinem blutigen Mund eine Salve von unheimlichen Krächz- und Stöhnlauten drang.
    Ben umfasste den Griff des Messers und erstarrte, während er überrascht nach Luft schnappte. Für eine Sekunde war ihm so, als hätte er einen elektrischen Schlag erhalten, wodurch sich die Haare auf seinen Unterarmen aufrichteten, und etwas, das sich anfühlte wie der eiskalte Hauch einer fremden Erkenntnis, zog durch Bens Geist. Verwirrt schüttelte er den Kopf und zog die Klinge aus der Wunde. Er hörte das schmatzende Geräusch. Die Klinge war rot vom Blut.
    Ben vernahm das ferne Echo zahlloser Stimmen, die raunend durch seinen Kopf geisterten und ihn mehr und mehr füllten, bis er fast befürchtete, der Druck würde ihm die Augen raustreiben. Die Stimmen, fein und träge wie Fliegengesumm, erzählten und wimmerten, sie baten und forderten; so kam es ihm vor, doch bevor es ihm gelang, ihnen seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken, verschwanden sie plötzlich. Das Druckgefühl in seinem Schädel schwand sofort, als die Mästung aufhörte. Ben atmete auf und steckte das Messer in die Innentasche seiner Jacke, als er Schritte hörte. Dann legte jemand eine Hand auf seine Schulter. »Es tut mir so leid, mein Junge«, sagte Kretschmann. Stumm ergriff Ben seine eiskalte Hand und für eine Weile spendeten sie einander Trost in einer Nacht, die nur Verzweiflung und Schmerz für sie bereithielt.

16
    Tage vergingen. Die Beerdigung stand an, die Ben irgendwie überstand, ohne am Grab die Nerven zu verlieren. Er sprach mit vielen Menschen. Mit Menschen, die seine oder Stephanies Freunde waren. Sie spendeten ihm Trost, so gut es ihnen möglich war. Ihre Eltern, die in Münster lebten, wohnten einige Tage bei Ben. Seine Befürchtung, dass Vorwürfe unumgänglich waren, bewahrheitete sich Gott sei Dank nicht. Im Gegenteil, sie waren in dieser Zeit eine große Hilfe für Ben, wofür er ihnen sehr dankbar war.
    Auf der Beerdigung lernte er auch die Familie von Kriminalhauptkommissar Crenz kennen. Seine Frau Judith, die, was Größe und Frisur anbelangte, ein wenig Ähnlichkeit mit Stephanie hatte, nahm Ben in den Arm und sagte, dass sie alle ihm in dieser schweren Zeit beistehen würden. Überrascht dämmerte ihm, dass dies keine leeren Worte waren, und überwältigt von dieser Fürsorge dankte er ihr. Crenz´ Tochter hieß Melanie, doch genau wie Ben wurde auch sie lieber mit einer Kurzform ihres Namens angesprochen; nämlich Mel. Sie war, wie er später erfuhr, zehn Jahre alt und für ihr Alter ein erstaunlich ernsthaftes Kind, in dem die Seele einer reiferen Person zu stecken schien. Obwohl Ben an diesem Tag verständlicherweise am Boden zerstört war und, so kam es ihm zumindest vor, nichts weiter als genuschelte Plattitüden von sich gab, schloss Mel ihn vorbehaltlos in ihr Herz.
    Von all den Gesprächen, die Ben führte, blieb ihm ein Telefonat besonders nachdrücklich im Sinn. Er führte es einen Tag nach den Geschehnissen in der alten Schule mit Jacques Baptiste, dem Leiter der United Nations International Paranormal Activity Force.
    »Ben«, sagte der Mann,
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