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Paradies Pollensa

Paradies Pollensa

Titel: Paradies Pollensa
Autoren: Agatha Christie
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zusammen schwimmen oder untergehen.«
    Einen Moment lang herrschte Schweigen. Sogleich gewann Richard etwas von seiner forschen Art zurück.
    »Weißt du, Theo, ich habe einen Plan, aber darüber reden wir später. Jetzt ist Zeit zum Abendessen. Wir müssen uns noch umziehen. Wirf dir dieses cremefarbene Etwas über, du weißt schon, das Modell von Caillot.«
    Fragend hob Theo die Augenbrauen.
    »Für einen Abend zu Hause?«
    »Ja, ja, ich weiß. Aber ich mag es. Zieh es an, mir zuliebe. Es wird mich aufheitern, dich in deiner ganzen Schönheit zu sehen.«
    Theo kam im Caillot hinunter zum Essen. Das Kleid war eine Kreation aus cremefarbenem, mit zarten Goldfäden durchwirktem Brokat und einem Unterton von zartem Rosa, das dem Creme Wärme verlieh. Der Rücken war gewagt tief ausgeschnitten, und nichts hätte besser geeignet sein können, die strahlende Blässe ihres Nackens und ihrer Schultern zu betonen. Nun war sie wirklich eine Magnolienblüte.
    Anerkennend und liebevoll ruhte Richards Blick auf ihr. »Braves Mädchen. Du siehst einfach umwerfend aus in diesem Kleid.«
    Sie gingen gemeinsam zu Tisch. Den ganzen Abend über war Richard nervös und nicht er selbst, er lachte und scherzte über alles und nichts, wie in dem vergeblichen Versuch, seine Sorgen abzuschütteln. Mehrmals versuchte Theo, ihn zu dem Thema zurückzuführen, das sie zuvor besprochen hatten, aber er wich aus.
    Erst als sie sich erhob, um zu Bett zu gehen, kam er plötzlich zur Sache.
    »Nein, geh noch nicht. Ich muss dir etwas sagen. Du weißt schon, über diese unschöne Geschichte.«
    Sie setzte sich wieder.
    Er sprach schnell. Mit etwas Glück konnte die ganze Angelegenheit unter den Teppich gekehrt werden. Er hatte seine Spuren recht gut verwischt. Solange bestimmte Papiere nicht in die Hände ihres Empfängers gerieten…
    Er legte eine bedeutungsschwere Pause ein.
    »Papiere?«, fragte Theo ratlos. »Meinst du, du willst sie vernichten?«
    Richard verzog das Gesicht.
    »Das würde ich zu gern tun, wenn ich sie nur in die Finger bekäme. Das ist der Haken an der Sache!«
    »Und wer hat sie?«
    »Ein Mann, den wir beide kennen: Vincent Easton.«
    Ein sehr leiser Ausruf entwich ihr. Sie hatte ihn unterdrücken wollen, aber Richard hatte ihn bemerkt.
    »Ich habe die ganze Zeit geahnt, dass er etwas wusste. Deshalb habe ich ihn so oft zu uns eingeladen. Erinnerst du dich, dass ich dich bat, nett zu ihm zu sein?«
    »Ich erinnere mich«, sagte Theo.
    »Irgendwie sind wir beide nie so recht auf freundschaftlichen Fuße gekommen, ich weiß nicht, warum. Aber dich mag er. Ich würde sogar sagen, er mag dich sehr.«
    Mit sehr klarer Stimme antwortete Theo: »Das tut er.«
    »Aha!«, sagte Richard erfreut. »Sehr gut. Jetzt verstehst du, worauf ich hinauswill. Ich bin überzeugt, wenn du zu Vincent Easton gingest und ihn bätest, dir dieses Papiere auszuhändigen, er würde nicht Nein sagen. Schöne Frau, du weißt schon – diese Schiene.«
    »Das kann ich nicht«, sagte Theo hastig.
    »Unsinn.«
    »Es kommt nicht infrage.«
    Rote Flecken erschienen nach und nach auf Richards Gesicht. Sie sah, dass er wütend war.
    »Meine Liebe, ich bin mir nicht sicher, ob du den Ernst der Lage erkannt hast. Wenn das herauskommt, gehe ich ins Gefängnis. Das bedeutet Untergang und Schande.«
    »Vincent Easton wird diese Papiere nicht gegen dich verwenden. Da bin ich ganz sicher.«
    »Das ist nicht ganz der Punkt. Womöglich versteht er gar nicht, dass sie mich inkriminieren. Nur in Verbindung mit… mit meinen Angelegenheiten… mit den Zahlen, die jetzt ans Licht kommen werden. Oh! Ich kann da nicht weiter ins Detail gehen. Er wird mich ruinieren, ohne zu wissen, was er tut, wenn ihn nicht jemand aufhält.«
    »Das kannst du doch sicherlich selbst. Schreib ihm.«
    »Das würde ja sehr viel nützen! Nein, Theo, wir haben nur eine Hoffnung. Du bist unsere Trumpfkarte. Du bist meine Frau. Du musst mir helfen. Geh noch heute Abend zu Easton…«
    Ein Schrei entwich ihren Lippen.
    »Nicht heute Abend. Morgen vielleicht.«
    »Mein Gott, Theo, begreifst du denn nicht? Morgen ist es vielleicht schon zu spät. Wenn du nur jetzt zu ihm gehen könntest – jetzt sofort.« Er sah, wie sie zurückschreckte, und versuchte sie zu beruhigen. »Ich weiß, meine Liebe, ich weiß. Es ist furchtbar, so etwas tun zu müssen. Aber es geht um Leben und Tod. Theo, du wirst mich doch nicht im Stich lassen? Du sagtest, du würdest alles tun, mir zu helfen…«
    Theo hörte sich selbst
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