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Para-Traeume

Para-Traeume

Titel: Para-Traeume
Autoren: Vampira VA
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Finsternis und kam, wie er nicht einfach nur schätzte, sondern wußte, drei Meter entfernt sicher zu stehen.
    Konzentrieren, ging es ihm durch den Sinn. Muß mich besser konzentrieren, um ...
    Der Gedanke endete wie abgeschnitten, als Baldacci die Spitze kalten Stahls direkt unter seinem Kehlkopf spürte. Ein einzelner Blutstropfen trat aus der winzigen Wunde, und fast glaubte er sehen zu können, wie die dunkle Perle über die Klinge rollte.
    »Du bist tot.«
    Licht fiel aus unbestimmbarer Quelle wie Nebel in den Raum ein und löschte die Schwärze nicht einfach aus, sondern trieb sie vielmehr zurück und bannte sie in die Ecken, wo sie sich zu wogenden Schatten ballte.
    Der Raum war leer, kahl. Der Boden bestand aus blankem Fels, ebenso die Wände, die jedoch zum Teil mit unbehauenen Natursteinen verstärkt worden waren und an mehreren Stellen Öffnungen aufwiesen, die augenscheinlich nur in tiefste Finsternis führten. Die Decke verlor sich irgendwo hoch über Raphael Baldacci in der Dunkelheit.
    Wie immer, wenn ihm die Größe dieses Raumes gewahr wurde, fragte er sich, wie Örtlichkeiten diesen Ausmaßes hinter der von draußen so unscheinbaren Fassade Platz finden konnten. Daß der größte Teil der Gänge und Kavernen in die Berge ringsum hineingeschlagen worden waren und ihre steinernen Leiber wie künstliche Eingeweide durchzogen und aushöhlten, mochte ihm als plausible Erklärung kaum genügen.
    Dies war ein seltsamer Ort, und er würde es immer bleiben. Ein Menschenleben reichte nicht aus, all seine Geheimnisse zu ergründen ...
    Du bist tot... tot... tot...
    Der Fels um ihn her wisperte noch mit kalter Geisterstimme die Echos der Worte, als könnte Baldacci sie nicht oft genug hören, um die Drohung darin auch wirklich zu verstehen.
    Der schmerzhafte Druck der Klinge war mit der Finsternis gewichen. Als hätte sich sein Gegner mit ihr zurückgezogen.
    Doch Baldacci wußte, daß dem nicht so war. Die Klinge, sie war ebenso nicht wirklich existent wie die Fäuste und Füße, die ihn traktiert hatten. Die Angriffe wurden von bloßer Geisteskraft getrieben und geführt. Und eben diese Kraft war das einzige Mittel, mit dem man sich ihrer erwehren konnte.
    Eine Kraft, die Raphael Baldacci nicht im ausreichenden Maße aufgebracht hatte. Und deshalb wäre er jetzt .
    . .. tot... tot... tot ..., flüsterte der Fels noch immer.
    »Ich weiß«, flüsterte Baldacci, während der Blick seiner fast schwarzen Augen zum jenseitigen Ende des gewaltigen Raumes wanderte und die Gestalt traf, die dort stand - reglos, als wäre sie selbst aus dem Fels herausgemeißelt. Nur an den Schläfen des Mannes war Bewegung auszumachen, wo Adern vor Konzentration fast fingerdick angeschwollen waren und auch jetzt noch, da der Kampf vorüber war, pulsierten.
    »Dies scheint nicht meine Art des Kampfes zu sein«, fuhr Raphael Baldacci fort und ging auf den anderen zu, der sich zusehends aus seinem tranceartigen Zustand löste.
    »Ein Gesandter muß viele Wege beschreiten. Und er muß auf jedem bestehen können«, erwiderte der Mann, der in ein schmuckloses, kuttenähnliches Gewand gekleidet war, auf dessen dunklem Stoff in Brusthöhe ein verschlungenes Symbol zu sehen war.
    »Vielleicht ist der mir bestimmte Weg nicht der eines Gesandten«, sagte Baldacci, und in seinen Worten schwang der Trotz des widerspenstigen Jungen, der er bis vor gar nicht allzu langer Zeit noch gewesen war.
    »Oh, doch, das ist er.«
    Im ersten Moment glaubte Raphael Baldacci, sein Lehrer hätte >ge-redet<, ohne die Lippen zu bewegen. Erst dann drang ihm das harte Klicken, das entstand, wenn Metall den Felsboden berührte, ins Bewußtsein, und er hätte sich weder umdrehen noch die Stimme erkennen müssen, um zu wissen, wer da gesprochen hatte.
    Das Klicken des Gehstocks war so etwas wie das Erkennungszeichen des Mannes, der seiner augenscheinlichen Unauffälligkeit zum Trotz vielleicht der Geheimnisvollste von allen war.
    Auf den Knauf seines Stocks gestützt stand er in einem der Zugänge zu diesem Raum und taxierte Raphael Baldacci. Amüsement über den Eigensinn des jungen Mannes und sorgenvolle Ernsthaftigkeit worüber auch immer hielten sich in seinen Zügen die Waage.
    »Aber ...«, wandte Baldacci ein.
    Doch der andere stoppte ihn mit einem kaum merklichen Heben der Hand.
    »Du wirst diesen Weg gehen.«
    »Ich ...«, setzte Baldacci von neuem an.
    Diesmal wurde sein Einwand ohne jede Geste ignoriert. Der andere sprach einfach weiter: »Und dein Weg
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