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Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Pandaemonium - Die Letzte Gefahr

Titel: Pandaemonium - Die Letzte Gefahr
Autoren: Alexander Odin
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sackte in sich zusammen wie eine Marionette, deren Fäden man plötzlich loslässt, und fiel auf die Erde.
    Im Liegen sah er, wie der Bodyguard, der Offizier und andere Soldaten herbeigestürzt kamen, sich über Weinert beugten und versuchten, ihn wiederzubeleben. Der Bürgermeister spuckte jedoch Blut und schnappte wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft. Das Letzte, was Schanz sah, bevor seine Lebenslichter für immer erloschen, war das selbstzufriedene Lächeln auf Mahlers Gesicht, als der sich zu ihm hindrehte.
    Die anderen, die immer noch mit Weinert beschäftigt waren, bemerkten nicht, wie Mahler ein Smartphone hervorholte.
    Er loggte sich bei I Share Evil ein, wo er seine Gruppe Muérete Weinert! löschte. Er schaute wieder hinunter auf seinen Chef, der noch ein letztes Mal zuckte, ehe er starb. Mahler steckte das Smartphone wieder ein.
    Jetzt war der Weg für den nächsten Bürgermeister von Berlin frei.

75
    Zwei Tage nach dem Ausbruch der Krankheit in der City West brach das Todesfieber überall in Deutschland, in Europa und in Asien aus. Die WHO rief die höchste Warnstufe aus und erklärte die Krankheit zur weltweiten Pandemie.
    Auf normalem Wege hätte Barabbas den europäischen Kontinent jetzt nicht mehr verlassen können. Aber mit dem Gold von Schanz hatte er eine Bande Schlepper bezahlt, die ihn auf ein großes Containerschiff gebracht hatten, auf dem er jetzt über den Atlantik nach Amerika fuhr. Seine Kabine lag steuerbord auf dem vierten Deck; sie war knapp zwanzig Quadratmeter groß und die Einrichtung zweckmäßig: Bett, Tisch, Kleiderschrank, ein Sessel sowie ein fensterloser Duschbereich mit WC und Waschbecken.
    Er mied jeglichen Kontakt mit dem Kapitän und der Mannschaft und ging nicht ein einziges Mal nach draußen, um das unendliche blaue Meer zu betrachten. Stattdessen saß er die ganze Zeit auf einem Stuhl vor dem kleinen Bullauge seiner Kajüte und starrte hinaus auf einen roten Metallcontainer, der ihm die Sicht versperrte.
    Die Stimmen in seinem Kopf waren seine einzige Gesellschaft.
    Nach elf Tagen lief das Schiff in den Hafen von New York ein. Barabbas stand nicht wie die anderen an der Reling und betrachtete auch nicht die Freiheitsstatue, Ellis Island und die Skyline von Manhattan in der Mittagssonne.
    Nachdem er mit seinem falschen Pass die Immigration passiert hatte, setzte er sich in ein Taxi und ließ sich zu dem Fünf-Sterne-Hotel am Central Park fahren, in dem eine Kontaktperson der Schlepperbande in den USA bereits ein Zimmer für ihn gebucht hatte.
    Nachdem er in sein Zimmer in der dreiundzwanzigsten Etage eingecheckt hatte, rief er den Zimmerservice an und bestellte die Menükarte rauf und runter. Lediglich auf ein Dessert verzichtete er. Er trank zum Essen eine Flasche Champagner und leerte die gesamte Minibar. Bevor er den Fernseher einschaltete und sich aufs Bett legte, fiel sein Blick kurz auf die Schlagzeile der New York Times , die auf dem Mahagonischreibtisch vor dem Fenster lag:
    Deadly fever breaks out all over the world – when will it strike the USA?
    Er schaute mehrere Stunden Fernsehen, bis es dunkel wurde und er die Lichter der Stadt hinter der großen Panoramascheibe glitzern sah. Dann nahm er die Schatulle aus Ebenholz aus seinem Gepäck, öffnete sie, holte die Spritze mit der Flüssigkeit hervor und ging damit ins Bad. Er blickte in den Spiegel.
    Du bist der Auserwählte, sagte die Stimme zu ihm.
    Dann rammte Barabbas sich die Spritze in den Oberarm.

UTOPIE
    Du musst endlich akzeptieren, dass dein Vater tot ist.
Du musst akzeptieren, dass auch deine Mutter bald tot ist.
Du musst akzeptieren, dass die Welt im Arsch ist.

76
    Tage nach ihrer Flucht aus Berlin hatten sie auf einem verlassenen Gehöft in Polen angehalten, um die Nacht zu verbringen. Das war die Nacht, in der Simone plötzlich erste aggressive Verhaltensauffälligkeiten zeigte. Allen war klar, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis das Virus sie vollends verwandelte und es besser wäre, sie zurückzulassen oder gleich zu töten. Dennoch akzeptierten die anderen Naomis Wunsch, so lange wie möglich bei ihrer Mutter zu bleiben.
    Sie banden Simone an einem Pfosten im Stall fest und legten ihr eine Decke über. Naomi wachte neben ihr. Sie sprach mit ihr über ihren Vater und über ihre Ängste; und beide redeten über ihr Verhältnis zueinander und über die schönen und traurigen Momente in ihrem Leben. Sie weinten und lachten.
    Am dritten Tag, als Simones Bewusstsein vollends verblasst
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