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Palzki 09 - Ahnenfluch

Palzki 09 - Ahnenfluch

Titel: Palzki 09 - Ahnenfluch
Autoren: Harald Schneider
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fährt?«, fragte ich Zweier, während wir in Richtung Treppenhaus gingen.
    »Meinen Sie mich?«
    Ich blickte mich um. »Ist ja sonst niemand da. Selbstverständlich meine ich Sie.«
    »Natürlich fahre ich«, antwortete er. »Klaus meinte, ich sollte unbedingt vermeiden, bei Ihnen in den Wagen zu steigen. Ein Freund, ich glaube Becker heißt er, hat Klaus über Ihre Fahrweise informiert. Ich habe ihm empfohlen, Ihnen ein Fahrsicherheitstraining zu spendieren, aber Ihr Chef hat nur abgewunken.«
    Vermutlich hatte KPD noch weitere Lügengeschichten über mich erzählt. Zweier musste einen schönen Eindruck von mir haben. Na, denn.
    »Hat Ihnen Herr Diefenbach auch erzählt, dass ich mich in Museen in einen Werwolf verwandle?«
    Zweier blieb stehen und schaute mich an, während sich seine Stirnfalten wie eine Ziehharmonika zusammenzogen. »Nein, stimmt das denn?«
    »Nur, wenn ich mich ärgere«, antwortete ich und erstarrte, da wir in diesem Moment im Hof ankamen und ich seinen Wagen sah. Es war ein Rolls Royce. »Was ist das?«
    »Da staunen Sie, was? Das ist ein Silver Shadow in der Langversion von 1970. Würden Sie bitte darauf achten, dass Sie mit Ihren Schuhen keinen Schmutz in den Wagen einbringen? Ihre Hände sind doch hoffentlich sauber, oder?«
    Oh Mann, dieser Typ hatte locker das Zeug dazu, KPD als skurrilste Person der Menschheit mit Ausnahme von Dieter Bohlen zu entthronen. Warum musste ich es immer mit solch seltsamen Gestalten zu tun bekommen? Konnte nicht einmal jemand dabei sein, der so normal und unauffällig wie ich selbst war?

Kapitel 2: Der geheimnisvolle Armbrustschütze
    Ich stieg in das Luxusgefährt und ärgerte sofort meinen Chauffeur: »Darf ich rauchen?«
    Der Spruch ›Da sind ihm die Augäpfel herausgefallen‹ traf es nur unzureichend. Zweiers Stirn sah aus wie grobes Schleifpapier, sein Hals wurde spontan rotfleckig. Bevor er reagieren konnte, ergänzte ich: »Es sind bloß Selbstgedrehte, das krümelt fast überhaupt nicht.« Ich tat, als würde ich meine Hosentasche durchsuchen. »Mist, ich habe die Kippen im Büro liegen lassen.«
    Zweier atmete auf. »Meine Bronchien sind sehr anfällig auf Tabakqualm.« Auf seinen mutmaßlich sterilen Wagen ging er nicht ein.
    »Kein Problem, ich verlange nicht, dass Sie aus Sympathie mitrauchen.«
    Ich überlegte. Vielleicht war die Taktik zielführend, wenn ich mich als notleidender Kettenraucher ausgab. Das könnte meine gemeinsame Zeit mit Zweier minimieren.
    »Es ist ein blödes Laster«, entschuldigte ich mich scheinheilig. »Herr Diefenbach hat Ihnen bestimmt erzählt, wie wenig wir zu tun haben. Aus Langeweile habe ich mir das Rauchen angewöhnt. Irgendwas muss man ja den ganzen langen Tag tun. Könnten Sie unterwegs kurz an einem Automaten anhalten?«
    Zweier ignorierte diese Bitte, was durchaus in meinem Interesse war. Hätte er tatsächlich angehalten, wäre dies für mich als überzeugter Nichtraucher zum Problem geworden.
    Um den zwischenmenschlichen Nervfaktor eine Nuance zu steigern, erklärte ich meinem Fahrer nicht nur an jeder Kreuzung genau den Weg, nein, ich schickte ihn zusätzlich kreuz und quer durch die schmalsten Gassen von Schifferstadt. Als Taxifahrer hätte ich für diese Fahrt zum schätzungsweise drei Luftkilometer entfernten Ziel ein Vermögen verdient.
    »Da jetzt scharf links abbiegen.«
    Zweier begann abzubiegen, plötzlich bremste er hart. »Da darf ich nicht rein.«
    »Oh, das ist eine Einbahnstraße. Das wurde bestimmt erst kürzlich geändert.« Natürlich wusste ich, dass das letzte Stück der Klappengasse schon seit Jahrzehnten eine Einbahnstraße war.
    Ohne den kleinsten Kratzer parkten wir schließlich im Adlerhof. Zweier wischte sich mit einem seidenen Tuch, auf dem sein Monogramm eingestickt war, die Stirn ab. »Ich wusste gar nicht, dass Schifferstadt so groß und verwinkelt ist.«
    »Wenn Herr Diefenbach Bürgermeister wird, werden wir den Rhein-Pfalz-Kreis und Ludwigshafen eingemeinden. Die Pläne liegen fix und fertig in seinem Schreibtisch.«
    Wir stiegen aus und Zweier entfernte die kaum sichtbaren Spuren, die ich beim Schließen der Beifahrertür auf dem Lack hinterlassen hatte. Stumm deutete er auf den Türgriff. Ich ignorierte diesen stillen Hinweis. Das Problem war schließlich so alt wie die Menschheit. Oder zumindest so alt, wie es Türgriffe gab. Jede leidgeplagte Hausfrau konnte ein Lied davon singen, wie schwierig Fingerspuren an Schranktüren und insbesondere an Kühlschranktüren zu
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